19-06-2012
Im Focus
Den Geschmack auf China wecken
von Bai Shi

Eine Dokumentarreihe, die im vergangenen Monat im Fernsehsender CCTV zu sehen war, sorgt für Begeisterung unter den Zuschauern. Die Produzenten wollen die Chinesen an ihre Wurzeln erinnern und gleichzeitig die chinesische Esskultur weltweit bekannter machen.

Plakat zur Serie: "Ein Häppchen China" stellt den Bezug her zwischen Essen, Landschaft und Kultur der Chinesen FILE

Schon kurz nach ihrem Debüt auf Kanal eins des chinesischen Staatsfernsehens CCTV am 14. Mai war die Sendung „Ein Häppchen China" landesweit in aller Munde. Die siebenteilige Serie, die die Geschichte des chinesischen Essens beschreibt, erreichte durchschnittlich Einschaltquoten von 0,5 Prozent und übertraf dabei andere zur Primetime ausgestrahlte Sendungen.

Die Show zog Gourmets und Normalverbraucher gleichermaßen in ihren Bann und wurde mit bis zu 10 000 Klicks pro Stunde binnen kurzer Zeit ein beliebter Suchbegriff im Internet. Diskussionsforen und Mikroblogs quollen förmlich über von begeisterten Bewertungen. Die hungrigen und durch das Fernsehen verführten Zuschauer bewunderten kaum bekannte Lokalküchen, wobei ihnen das Wasser im Munde zusammenlief und  alle Diätpläne hintangestellt wurden.

Doch „Ein Häppchen China" lockt nicht nur große Zuschauermengen, sondern macht Lust auf die lokalen Köstlichkeiten, die in der Dokumentation vorgestellt werden – Cateringunternehmen und Lebensmittelgeschäfte freuten sich nach jeder Folge über Umsatzsprünge.

Auch die Menge der über das Internet verkauften Lebensmittel stieg seit der ersten Folge der Dokumentation am 14. Mai stark an. Taobao, Chinas größtes Online-Kaufhaus, erhielt eine Flut von Bestellungen für lokale Spezialitäten wie etwa Entenhälse aus Wuhan oder Schinken aus Jinhua. Den Nutzerstatistiken der Webseite zufolge kam die Kategorie „Snacks" allein in den sieben Tagen vom 14. bis zum 20. Mai, an denen die Dokumentation ausgestrahlt wurde, auf über 4,5 Millionen Klicks. 

Sogar auf dem internationalen Parkett konnte „Ein Häppchen China" punkten. Während der Fernsehmesse MIPTV vom 1. bis 4. April in Cannes unterschrieben zahlreiche ausländische Rechtehändler Verträge mit CCTV zum Erwerb der Senderechte an der Dokumentation.

"Viele ausländische Fernsehanstalten haben Interesse an ,Ein Häppchen China´ bekundet. Zurzeit schließen wir gerade Verträge mit südkoreanischen und japanischen Interessenten. Auch einige europäische Händler stehen bereits mit uns in Verhandlungen", erkärt Zhang Lin, Direktor der Abteilung für ausländische Märkte der China International Television Corp. Nach seiner Einschätzung ist ein derart großes Interesse an chinesischen TV-Dokumentationen ungewöhnlich.

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