
The International Montessori School of Beijiing Foto: International Montessori School of Beijing
Sind Montessorischulen zu elitären Einrichtungen verkommen? „Wenn Sie alle internationalen Schulen als Eliteschulen auffassen, dann muss man da wohl zustimmen", meint Isabelle Meyers. Auch die Gebühren sprechen für sich: 140 000 Yuan (17 000 Euro) müssen die Eltern für eine Ganztagsbetreuung im Kindergarten der MSB im Jahr bezahlen. Immerhin nur 78 000 Yuan (9 600 Euro) sind es bei dem von Wang neugegründeten Little Village Montessori Kindergarten. Ein Wanderarbeiter kann sich das nicht leisten.
Nach dem Kindergarten, spätestens aber nach der Grundschule müssen die Schüler dann auf andere Schulen wechseln, häufig auch internationale Schulen, die von ihren wohlhabenden Eltern sorgsam ausgewählt werden. Die Frage nach der Wiedereingliederung in das chinesische Schulsystem stellt sich also meistens nicht, zumal die Montessorischüler ohnehin später meist an einer Universität in den Vereinigten Staaten oder in Europa studieren wollen.
Wie geht es weiter?
Diese Entwicklung wird durch die Tatsache gefördert, dass viele Montessorischulen und -kindergärten von Ausländern gegründet wurden. In diesem Fall erlauben es ihnen die chinesischen Gesetze nur, sich als internationale Schulen zu registrieren und ausschließlich Kinder aufzunehmen, die eine ausländische Staatsbürgerschaft besitzen. Experten erklären, dass dies für reiche Chinesen kein Problem darstellt, da viele ihrem Kind ohnehin einen ausländischen Pass oder eine amerikanische Greencard verschafft haben.
Den einheimischen Montessorischulen legt China keine Steine in den Weg. Die Chinesische Montessori Gesellschaft zählt zurzeit rund 50 Schulen und Kindergärten zu ihren Mitgliedern, internationale Schulen nicht mit eingerechnet. Die Regierung toleriert das Aufblühen der Montessorischulen, insofern sich diese an die allgemeinen Richtlinien des Bildungsministeriums halten, die für sämtliche Neugründungen von Privatschulen gelten.
Kann es also zu einem Wandel hin zu einem vielfältigeren Schulsystem kommen? Herr Wang zumindest ist optimistisch. Durch seinen Marketing-Manager lässt er erklären: „Wir wollen nicht bei diesem ersten Kindergarten stehen bleiben. Wir planen schon jetzt einen weiteren in der Nähe des fünften Rings der Beijinger Stadtautobahn. Und danach wollen wir auch in andere Städte expandieren." Es scheint so, als habe die Verbreitung des Montessori-Modells in China gerade erst begonnen.
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