14-05-2012
Im Focus
Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen
von Ding Ying

Neuer Schwerpunkt

Vielfältige Zusammenarbeit: Ministerpräsident Wen Jiabao besucht am 21. April einen Bauernhof in Island.

Neben traditionellen Gebieten der Zusammenarbeit wie der Fertigungsindustrie planen China und Europa, Handel und Investitionen vermehrt in den Bereichen Hochtechnologien und ökologischer Wirtschaft auszubauen. Experten meinen, dass aufgrund der großen Komplementarität der beiden Volkswirtschaften die Zusammenarbeit auf diesen Gebieten ein neuer Schwerpunkt sein wird, der die wirtschaftlichen Beziehungen stärken kann.

Li Weiwei, Expertin für Europafragen am Chinese Institute of International Studies (CIIS), sagt, dass die Zusammenarbeit zwischen China und Europa lange Zeit auf die Automobil- und Maschinenbauindustrie beschränkt war. In den letzten Jahren haben die beiden Länder allerdings vermehrt auf dem Gebiet erneuerbare Energien und ökologischer Wirtschaft zusammengearbeitet.

Feng Zhongping von CICIR merkt an, dass es für China und Europa viele Kooperationsmöglichkeiten gebe. Er erklärt, dass Chinas 12. Fünf-Jahres-Plan (2011-15) und Europas 2020 Strategie Gemeinsamkeiten aufwiesen, da beide Kreativität, Hochtechnologien, ökologische Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung betonten. Dies würde eine solide Basis für konkrete Zusammenarbeit schaffen. „China ist ein wichtiger Markt, und Europa hat moderne Technologien. Es gibt offensichtlich eine gegenseitige Abhängigkeit und Ergänzung zwischen den beiden, und das ist der entscheidende Punkt", betont Feng.

Es gebe viel Raum für Zusammenarbeit zwischen China und Europa, so Feng, da es in Europa viele Länder mit stark variierenden Besonderheiten gibt. Wens Reise sei ein Beweis, dass China und Europa auch außerhalb des Außenhandels und Investitionen zusammengearbeitet hätten, etwa in punkto Entwicklungsdynamik, Sozialmanagement, Schutz geistigen Eigentums und Hightech.

China und Island unterzeichneten mehrere Vereinbarungen über Geothermie und Polarforschung. Da Island  an geothermisch nutzbarer Energie reich ist, verfügt das Land über reichlich Spezialwissen auf dem Gebiet der Geothermie, und hat in den letzten Jahren eine beträchtliche Zahl an qualifiziertem Personal für China ausgebildet. Auch China verfügt über reiche geothermische Vorkommen, die jedoch großen Entwicklungsbedarf haben. Bereits im April 2010 importierte China drei Geothermie-Projekte im Gesamtwert von 7,4 Millionen US-Dollar aus Island. Mehr als 60 Geothermie-Techniker wurden in Island für China ausgebildet. Die beiden Länder wollen künftig verstärkt in den Bereichen Nutzung von Erdwärme, Fischfang, Schiffsbau, Biochemie und Hightech-Forschung zusammenarbeiten.

Während Wens Besuch unterzeichneten China und Island auch eine Vereinbarung über Kooperation auf dem Gebiet der Polarforschung. Der chinesische Ministerpräsident betonte, dass diese Zusammenarbeit dazu dienen solle, die friedliche, stabile und nachhaltige Entwicklung des arktischen Raumes zu erhalten. Die beiden Länder könnten in vielen Bereichen, wie etwa Umwelt und Sicherheit, zusammenarbeiten.

Der Handel zwischen China und Europa auf dem Gebiet der Zukunftsbranchen steigert sich trotz der Auswirkungen der globalen Finanzkrise stetig.

Shen Jiru meint, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und der EU nur dann schweren Schaden leiden würde, wenn der Dominoeffekt der europäischen Staatsschuldenkrise ein wirtschaftliches Desaster auslöste. Er erklärt, dass China, wie Deutschland, ein wichtiges Land sei, das großen Wert auf die Realwirtschaft und die verarbeitende Industrie lege. Europa ist abhängig von arbeitsintensiven Produkten aus China, und China braucht Europas Hochtechnologieprodukte, so Shen.

Li Weiwei sagt, dass die Stärkung von Handel und wirtschaftlicher Kooperation beiden Seiten zugute kommen wird. In den letzten Jahren haben auch die Investitionen stetig zugenommen. „Wenn es im Zeichen gegenseitigen Nutzens zu vermehrter Zusammenarbeit zwischen China und der EU kommt, dann wird die Wirtschaft beider Seiten schneller wachsen. Dies wird zu einem realen Wachstum der Weltwirtschaft führen. Dann werden sich auch alle Herausforderungen und Krisen meistern lassen", so die Expertin.

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