14-05-2012
Im Focus
Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen
von Ding Ying

 

Beim Ausbau des Handels und der Verstärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und Europa soll grüne Wirtschaft im Mittelpunkt stehen

Freude ohne Eierkuchen: Ministerpräsident Wen Jiabao und Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnen am 23. April auf der Hannover Messe den chinesischen Pavillon.

Dieses Jahr ist für China und für Europa entscheidend. China muss seine Wirtschaftsstruktur regulieren und eine nachhaltige Entwicklung realisieren, während Europa die Staatsschuldenkrise zu bewältigen hat. Engere Zusammenarbeit bei Handel und Wirtschaft werden beiden Seiten dabei helfen, ihre Hausaufgaben zu erledigen.

Ministerpräsident Wen Jiabao besuchte vom 20. bis 27. April Island, Schweden und Polen; in Deutschland nahm er zudem an der Eröffnung der Hannover Messe 2012 teil, die ganz im Zeichen der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen stand. Experten erachten die Reise Wens als bedeutsam für die Belebung des Handels und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und Europa.

Wirtschaftskooperation

Im letzten Jahr waren viele EU-Mitgliedsstaaten, darunter Island, Spanien, Portugal, Griechenland und Italien, in die Staatsschuldenkrise verstrickt. Immer noch ist die Krise bei weitem nicht bewältigt. China und die EU sind sich bewusst, dass die Verstärkung der konkreten Zusammenarbeit ein zuverlässiger Weg aus der Krise ist.

Der Direktor des Instituts für Europäische Studien am China Institutes of Contemporary International Relations (CICIR) Feng Zhongping lobt die gemeinsamen Bemühungen der EU-Mitgliedsstaaten, die Haushaltsdisziplin zu stärken. Diesen nicht nachlassenden Bemühungen sei es zu verdanken, dass die Eurozone die kritische Phase des ersten Quartals 2012 relativ gut überstanden hat und das Vertrauen der Märkte zurückgekehrt ist. Die Krise bedroht den Kontinent jedoch nach wie vor.

„Es gibt pessimistische Voraussagen über Europa und die Eurozone. Manche sprechen sogar von einem Zerfall der EU. Trotz der konkreten Schwierigkeiten Europas vertrauen wir darauf, dass es die Krise überstehen wird, und dass die EU ihre wichtige Rolle in der Welt aufrechterhalten wird", meint Feng. „Wir sind bereit, die umfassende strategische Partnerschaft zwischen China und der EU zu stärken."

Auf der Hannover Messe 2012 wies Wen in einer Rede darauf hin, dass die Finanzkrise nach wie vor Realität sei. Es gelte, größere Anstrengungen zu unternehmen, um der Entwicklung der realen Wirtschaft den Weg zu ebnen, und mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Er forderte auch dazu auf, Wachstum durch Innovationen energisch zu forcieren, und betonte zugleich Marktöffnung und multilaterale Zusammenarbeit.

Shen Jiru, Forscher am Institut für Weltwirtschaft und Weltpolitik sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASW), meint: „Es ist nach wie vor unsicher, ob die Schuldenkrise in der EU einen Dominoeffekt auslösen wird oder nicht. Immerhin weist die Wirtschaft der EU einen ähnlichen Umfang auf wie die US-Wirtschaft." Shen weist darauf hin, dass die europäischen Staaten vor einer größeren Herausforderung stünden als die Vereinigten Staaten, da die Länder der Eurozone bei internationalen Banken verschuldet seien, während die USA in der komfortablen Lage wären, ihre Finanzkrise über eine verstärkte Dollaremission an andere Staaten weiterreichen zu können.

Aufgrund der engen Vernetzung von China und Europa auf dem Gebiet des Handels und der Wirtschaft hat die EU-Schuldenkrise große Auswirkungen auf China. „Die jüngste Reise von Ministerpräsident Wen dient auch dazu, sich durch bilaterale Zusammenarbeit diesen Herausforderungen gemeinsam zu stellen", so Shen. Laut Statistiken der chinesischen Zollverwaltung betrug im Jahr 2011 das Handelsvolumen zwischen China und der EU 567,21 Milliarden US-Dollar, was eine Steigerung von 18,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Mittlerweile ist die EU zum größten Importeur chinesischer Waren und zum wichtigsten Handelspartner Chinas geworden.

Die EU ist auch als Investitionsmarkt und Exporteur von Technologie wichtig für China. Professor Zhao Huaipu von der China Foreign Affairs University sagt, die verstärkte Zusammenarbeit werde Europa dabei helfen, die gegenwärtige Finanzkrise zu überwinden. China müsse Europa dazu ermuntern, seine Märkte zu öffnen, China den Status einer Marktwirtschaft zuzuerkennen und den Export von Hightech-Produkten nach China auszuweiten, um so Investitionen zu fördern.

Statistiken zeigen, dass die EU zum zweitattraktivsten Investitionsmarkt für chinesische Unternehmen geworden ist. Im Jahr 2005 lagen die Direktinvestitionen Chinas in die EU bei 189,54 Millionen US-Dollar. 2010 erreichte das Volumen 5,96 Milliarden US-Dollar, was 8,7 Prozent von Chinas gesamten Auslandsinvestitionen des Jahres 2010 ausmachte. Bis Ende 2010 hatte China schon mehr als 12,49 Milliarden Dollar in der EU investiert. Das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland lag 2011 bei 169,1 Milliarden Dollar; die beiden Länder arbeiten daran, dies bis 2015 auf 280 Milliarden Dollar zu verdoppeln.

1   2   >