09-05-2012
Im Focus
Gefährliche Pillen
von Li Li

 

Apothekenkontrolle: Behördenvertreterinnen auf der Suche nach unsicheren Kapseln aus Hartgelatine am 16. April im ostchinesischen Qingdao.

Reaktionen im Netz

Eine 60-jährige Frau aus Hangzhou in der Provinz Zhejiang, die nach Bekanntwerden des Skandals von drei Arzneien die Hülle entfernte und das Pulver direkt schluckte, soll sich nach Berichten einer lokalen Zeitung die Speiseröhre verbrannt haben. Diese Neuigkeit brachte die Internetgemeinde auf die Idee, Vorschläge für „innovative", selbstverfertigte Hüllen für die Arzneimittel zu unterbreiten.

Viele brachten ihren Ärger und Frust im Internet zum Ausdruck. Weibo, die beliebte chinesische Twitter-Version, wurde mit Kommentaren, die die laxen Überwachungs- und Sicherheitsstandards in Chinas Pharmaindustrie kritisierten, förmlich überflutet.

Einige Mikroblogger verurteilten den Verlust von Glaubwürdigkeit und das gewissenlose Handeln der Pharmaunternehmen und fragten: „Wie können wir Heilung von Medikamenten erwarten, die vergiftet sind?"

Viele Internetnutzer riefen die Überwachungsbehörden dazu auf, in Zukunft schneller zu reagieren und ein gut funktionierendes System zu installieren, das die Nahrungs- und Arzneimittelsicherheit verbessern soll.

Ein Blogger erklärte auf Weibo, dass die Chinesen neben verantwortungsvollen Unternehmen vor allem auch einen strengen und umsetzbaren Überwachungsmechanismus benötigten.

Sun Zhongshi, Experte am National Rational Drug Monitoring System des Gesundheitsministeriums, erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua, dass die derzeitigen Regulierungsrichtlinien die Gesundheitsbehörden nur dazu anhielten, vor der Zulassung eines Arzneimittels lediglich die Qualität der Wirkstoffe zu überprüfen, nicht aber der Substanzen, die zur Herstellung der Medikamentenhüllen zur Anwendung gelangen.

„Die relativ laxen Qualitätskontrollen der Bestandteile, die keine Wirkung entfalten – wie etwa die Kapseln von Arzneimitteln – bieten ein Schlupfloch für die Geschäftemacher", meint Sun.

Währenddessen beteiligen sich Hacker auf ihre Weise an der Kritik an den Methoden der Pharmaunternehmen. Die Webseite der Tonghua Golden-Horse Pharmaceutical Industry Co. Ltd, deren Produkte einen hohen Chromanteil aufwiesen, wurde am 16. April Opfer einer Hackerattacke. Besucher der Seite wurden in den folgenden Tagen von einer Nachricht empfangen, die das Fehlverhalten der Firma verurteilte.

In ihrer Nachricht schrieben die Hacker: „Wie könnt ihr Kapseln aus Schuhen herstellen, die ich weggeworfen habe? Jeder Hacker in China sollte sich an dem Kampf gegen die kriminellen Unternehmen dieses Landes beteiligen!"

 

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