Kunst aus und in China trotzt der Krise: Im Vergleich zum Jahr 2010 stieg das Handelsvolumen auf Chinas Kunstauktionen 2011 um satte 65,5 Prozent. Gemessen am Gesamtwert der Transaktionen ist China damit zum Marktführer geworden: 42 Prozent des über Auktionen abgewickelten Weltkunsthandels hat in China stattgefunden. Im Vorjahr waren dies nur 12 Prozent gewesen.
Im Museum der Zentralen Kunstakademie (CAFA) in Beijing (Foto: Matthias Mersch)
Eine Zahl mit vielen Nullen: 97 450 000 000 Yuan (12,18 Milliarden Euro) wurden 2011 auf Chinas Kunstauktionen umgesetzt. Bemerkenswert ist das nach wie vor bestehende Übergewicht traditioneller chinesischer Malerei: ihr Anteil am Markt liegt bei 61 Prozent. Őlgemaelde und Gegenwartskunst schlagen demgegenüber nur mit acht Prozent zu Buche. Traditionelle Ausdrucksformen dominieren auch bei Porzellan und verschiedenen anderen Kunstobjekten, die mit 31 Prozent eine wichtige Rolle auf Chinas Kunstmarkt spielen.
Im Weltmaßstab sind die Gewichte natürlich anders verteilt: Hier dominiert die moderne Malerei, worunter Werke von Künstlern der Jahrgänge 1875 bis 1945 gemeint sind, mit 58,6 Prozent. Der Anteil zeitgenössischer Kunst (Künstlerjahrgänge nach 1945) liegt bei 9,8 Prozent und weist damit eine vergleichsweise hohe Rate auf.
Über Auktionen wurden 2011 weltweit Gemälde alter Meister im Wert von 2,3 Milliarden Euro verkauft. In dieser Sparte laufen zwar 56 Prozent der Deals über Europa, gemessen am Wert der Transaktionen liegt der europäische Marktanteil jedoch bei lediglich 28 Prozent, während China mit 51,5 Prozent der dominierende Faktor ist. In den USA werden in dieser Kategorie nur noch 16 Prozent des Weltmarktes erwirtschaftet.
Wer sich von seiner Kunstsammlung eine stetige und überproportionale Wertsteigerung verspricht, sei jedoch gewarnt: noch immer gilt, was Peter Watson bereits vor zwanzig Jahren in seiner Studie "From Manet to Manhattan: The Rise of the Modern Art Market" festgestellt hat. Kunst ist eine Form der Anlage, die sich nicht wirklich rentiert. Gewinn lässt sich - wenn überhaupt - nur dann herausschlagen, wenn man kurzfristig Geld hochspekulativ anlegt und die erworbenen Meisterwerke in einer Boomphase rechtzeitig wieder abstößt. Auf lange Sicht rentiert Kunst nur halb so gut wie Immobilien oder Aktien.
Die britische Barclays Bank wollte es genau wissen und verglich 2005 alle möglichen Formen der Geldanlage miteinander. Dabei kam heraus, dass die Kombination aus Hochkonjunktur und hoher Inflation am vorteilhaftesten ist für Wertsteigerungen am Kunstmarkt. Gut tut der Kunst aber auch das Zusammengehen von brummender Wirtschaft und niedriger Inflationsrate, ganz schlecht jedoch ist die Paarung schwächelnde Őkonomie mit hoher Inflation.
Die gegenwärtige Boomphase des chinesischen Kunstmarktes lässt sich mit diesem Modell übrigens überzeugend erklären, denn im Jahr 2011 gab es in China sowohl eine Volkswirtschaft auf Wachstumskurs als auch eine Inflationsrate von deutlich über fünf Prozent. Auch hinsichtlich des Kunstmarktes bleibt China für Asien und den Rest der Welt also die große Konjunkturlokomotive. |