06-03-2012
Im Focus
Traditionsbetrieb sucht Auslandsgeschäft
von Hu Yue

Internationale Strategie: Ding Yongling (zweite v.l.), Vize-Geschäftsführerin von Tongrentang, stellt Kunden in Dubai die TCM-Produkte des Unternehmens vor.

 

Das Unternehmen setzt derzeit deshalb alles daran, das Image der TCM-Produkte in der ganzen Welt zu verbessern und scheut dabei keine Mühen, Produkt und Darreichungsform noch besser auf die Bedürfnisse westlicher Verbraucher zuzuschneiden. Anders als seine Konkurrenten setzt das Unternehmen zusätzlich auf eine kulturelle Strategie: Tongrentang versucht die Verbraucher durch die Attraktivität der chinesischen Kultur zu ködern.

„Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung eines chinesischen Kulturzentrums in Warschau", sagt Ding. Dort soll es zukünftig Ausstellungen zu Themen der traditionellen chinesischen Kultur geben, neben Scherenschnitten, Tee und Kampfkünsten eben auch zur TCM.

„Diese fortgesetzten Anstrengungen sind Teil unseres großen Engagements, die Kunden für den Zauber der chinesischen Kultur zu sensibilisieren, ihr Interesse zu wecken und auch ihr Verständnis für die TCM zu schärfen", erklärt Ding.

Kulturelle Unterschiede als Herausforderung

Der Enthusiasmus in Sachen grenzüberschreitende Geschäfte wird für viele chinesische Firmen, die ein Auge auf den internationalen Markt geworfen haben, schnell durch ihren Mangel an Erfahrung gebremst. Eine ausländische Belegschaft zu führen und einen angemessenen Umgang mit den Gewerkschaften zu unterhalten, stellt viele Unternehmen aus der Volksrepublik vor ungeahnte Schwierigkeiten. Die meisten sind hiervon überfordert, Tongrentang bildet keine Ausnahme.  

„Uns bleibt keine andere Wahl, als uns an das lokale Arbeitsumfeld anzupassen und die Vorschriften und Arbeitsrichtlinien vor Ort zu respektieren", sagt Ding. Tongrentang gibt die Fäden jedoch nicht aus der Hand, und redet bei den Entscheidungsprozessen seiner Joint Ventures mit. In seinen Joint Ventures in Malaysia, Indonesien und Kanada hält das Unternehmen einen Aktienanteil von jeweils 51 Prozent.

„Die Aktienmehrheit zu behalten ist der einzige Weg, um sicherzustellen, dass unsere ausländischen Filialen die Originalcharakterzüge von Tongrentang beibehalten, egal, wie weit sie von China entfernt sind", sagt Ding über die Strategie des Unternehmens.

Auch wenn Tongrentang bei den Aktienanteilen auf Nummer sicher geht, zeichnen sich im Auslandsgeschäft weitere Risken ab. Der anhaltende Konjunkturabschwung, steigende Arbeitskosten, Produktfälschung und der zunehmende Konkurrenzdruck machen dem Pharmariesen zu schaffen. In Südkorea beispielsweise geriet das Unternehmen jüngst unter Druck, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, Tongrentang-Produkte wiesen starke Qualitätsmängel auf.

„Wir mussten die Spekulationen immer wieder zurückweisen, um das Vertrauen unserer Kunden nicht zu verlieren", sagt Ding. „Wir sind aber trotz allem voller Zuversicht mit unserer starken Markenkraft und der überlegenen Qualität unserer Arzneien alle Herausforderungen meistern zu können und zu einem echten Global Player aufzusteigen."

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