01-02-2012
Im Focus
Hauptziel: Wachstum aufrechterhalten
von Lan Xinzhen

Chinas Bruttoinlandsprodukt ist 2011 um 9,2 Prozent gewachsen, eine Leistung, die in vielen Staaten Bewunderung erregt. Allerdings besteht wenig Anlass zu Optimismus. Die BIP-Wachstumsraten in den vier Quartalen 2011 betrugen 9,7 Prozent, 9,5 Prozent, 9,1 Prozent und 8,9 Prozent, woraus sich ein deutlicher Trend zur Verlangsamung des Wachstums ablesen lässt. Man befürchtet, dass dies der Vorbote für eine Rezession ist. Daher stimmen Analysten darin überein, dass die Erringung eines stabilen Wachstums das Hauptziel für die Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr ist.

Angesichts der Lage auf dem In- und Auslandsmarkt stehen vor diesem Ziel jedoch zahlreiche Hürden. Die Schuldenkrise in Europa und die Rezession in den USA können für die chinesische Wirtschaftsentwicklung dramatische Folgen haben, die bislang schwer einzuschätzen sind. Europa und die USA verfügen nicht nur über die größten Volkswirtschaften der Welt, sondern sind zugleich die größten Absatzmärkte für Chinas Exportindustrie. Ihr wirtschaftlicher Abschwung betrifft chinesische Ausfuhren also unmittelbar.

Chinas Realwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Nach Angaben des vom Forschungszentrum für Entwicklung beim Staatsrat erstellten Berichts über die Entwicklung der chinesischen Unternehmen für das Jahr 2012 befinden sich Chinas Betriebe gegenwärtig in der schwierigsten Phase seit Beginn des Jahrhunderts. In mehreren Branchen – insbesondere unter Immobilienentwicklern - mangelt es an Kapital, bei Produktion und Alltagsbetrieb stoßen Unternehmer zunehmend auf Schwierigkeiten.

Die Zentralregierung steht unter großem Druck, die richtigen wirtschaftpolitischen Entscheidungen zu treffen. Zwar ist es gelungen, die Verbraucherpreis derzeit auf einem akzeptablen Niveau zu halten, aber der Inflationsdruck besteht unvermindert fort.

Der Kampf gegen die Inflation hindert die Regierung an einer Politik zur Stimulierung der Wirtschaft.

Es gibt allerdings auch eine Reihe positiver Faktoren: 2012 wird China weiter seine besonnene Geldpolitik fortsetzen, was ein günstiges Umfeld für die Wirtschaftsentwicklung schafft. Die vierteljährlichen Wachstumsraten zeigen zwar eine rückläufige Tendenz, aber noch läuft die Wirtschaft rund. Die Eckdaten für eine langfristig stabile und relativ schnelle wirtschaftliche Entwicklung haben sich nicht verändert, dies legt eine solide Grundlage für die stetige Entwicklung der Wirtschaft des Landes.

In den nächsten Jahren werden Urbanisierung, Industrialisierung und Marktöffnung weiter verbessert, was das Tempo der Wirtschaftsentwicklung beschleunigen dürfte. Urbanisierung lässt mehr Leute von ländlichen Gebieten in die Städte ziehen, so dass der individuelle Konsum eine wesentliche Steigerung erfahren wird.

China steckt derzeit im Prozess des Wandels seiner Wirtschaftsstruktur, dabei entwickeln sich rasch neue, zukunftsträchtige Industriezweige, von denen man sich künftig hohe Zuwachsraten erhofft.

Die Regierung bemüht sich darum, die Rahmenbedingungen für marktwirtschaftliche Aktivitäten zu verbessern. Das Ziel ist ein offeneres, transparenteres und gerechteres Wirtschaftssystem. Dies wird eine ganz eigene Dynamik entfalten.

Alles in allem besteht für Chinas Wirtschaft die Aussicht auf ein stabiles, solides und relativ schnelles Wachstum.