Am 8. November lud das Städtische Amt für Umweltschutz Beijing (BMEPB) sieben Beijinger Bürger - darunter auch den Vertreter einer lokalen Umweltschutzorganisation - zu einem Besuch seiner Messstelle für Luftqualität ein.
Dies war der Auftakt zu einem neuen Programm, das von nun an jeden Dienstag 40 Besuchern einen Einblick erlaubt, wie die Behörde Messungen der Luftqualität vornimmt und analysiert.
Auch wenn bereits seit 1997 rund 340 Schulen, Unternehmen und andere Organisationen an den Informationsveranstaltungen der Einrichtung teilgenommen haben, markiert das jetzige Programm doch einen Neubeginn, da nun, zum ersten Mal seit seiner Gründung im Jahr 1974, das Städtische Amt für Umweltschutz Beijing (BMEPB) seine Tore auch für Einzelbesucher öffnet.
„Wir wollen, dass die Öffentlichkeit sieht, wie wir arbeiten. Unser Ziel ist es, die Menschen von der Ernsthaftigkeit unserer Bemühungen zu überzeugen", erklärt Wang Xiaming, Sprecher des BMEPB.
Dieser Schritt erfolgte inmitten wachsender Zweifel seitens der Öffentlichkeit vor allem in Bezug auf die Überwachungsstandards, welche die Verantwortlichen für die Reinerhaltung der Luft umsetzen. Ausgelöst wurden diese Zweifel durch stark voneinander abweichende Berichte über den Verschmutzungsgrad der Luft, die Ende Oktober vom Städtischen Amt für Umweltschutz Beijing (BMEPB) und der amerikanischen Botschaft veröffentlicht wurden.
Seit Oktober haben dreimal Nebel und Dunst die ganze Hauptstadt bedeckt. Der dicke Dunstschleier, der Beijing zuletzt fast eine ganze Woche einhüllte und die Sicht auf wenige Meter beschränkte, ließ Sorgen über den Grad der Luftverschmutzung der Stadt und um die Gesundheit der Einwohner laut werden.
Messungen der amerikanischen Botschaft vom 30. Oktober zufolge, lag die Dichte von PM2,5 (Staubpartikeln mit einem von Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern) in der Luft zwischen 250 und 350. Der Luftverschmutzungsindex (API), ein Indikator der Luftqualität, lag bei 425 und erreichte somit die Einstufung „gefährlich", der schlechtesten Einstufung von Luftqualität, die nach den amerikanischen Standards möglich ist. Der Luftverschmutzungsindex des BMEPB lag jedoch nur bei 132, die Luft wurde lediglich als „leicht verschmutzt" eingeschätzt.
Nach den chinesischen Standards zeigt eine API-Einstufung unter 50 eine „ausgezeichnete" Luftqualität an, Werte zwischen 50 und 100 deuten auf „gesunde" Luft hin, erst ab Werten von über 100 gilt die Luft als verschmutzt.
Verschiedene Messmethoden
Die Auswertung der Beijinger Luftqualität durch die amerikanische Botschaft wich bereits in der Vergangenheit wiederholt von der offiziellen chinesischen Einschätzung ab. So stufte die Botschaft die Luftqualität im vergangenen Oktober mehrfach als „gefährlich" ein. Am 9. Oktober lag die Einschätzung sogar „jenseits des Indexes", was annehmen lässt, dass der Grad der Verschmutzung die herkömmlichen Einschätzungen weit übersteigt.
Seit seiner Einrichtung im Jahr 2008 überprüft das Überwachungssystem der Botschaft stündlich verschiedene Werte der Luftqualität. Die Einschätzungen beziehen sich sowohl auf Ozonwerte, als auch auf die Konzentration von PM2,5, jene kleinen in der Luft befindlichen Schadstoffe, die Dunstschleier hervorrufen und die bis tief in die Lunge vordringen und die Atemwege schädigen können.
Die PM2,5-Messung wurde ihrerseits 1997 von der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA ins Leben gerufen, um die Luftqualität hinsichtlich des Vorhandenseins von Feinstaubpartikeln der Größe 2,5 Mikrometer und kleiner zu messen.
Nach Angaben der EPA finden sich die Partikel überwiegend in Rauch und Staub, können aber auch entstehen, wenn Abgase, die von Kraftwerken, der Industrie oder Kraftfahrzeugen herrühren, in der Luft chemisch reagieren.
Eine Erklärung für die jüngsten Unterschiede zwischen den Messungen der amerikanischen Botschaft und des BMEPB ist die Anwendung verschiedener Standards. China nutzt gegenwärtig noch Messungen nach einer PM10 Abstufung, während die Botschaft die Konzentration von PM2,5 misst.
„Die Partikel, die gegenwärtig von China gemessen werden, liegen zwischen 2,5 und 10 Mikrometer Durchmesser, bekannt als PM10", bestätigt Du Shaozhong, stellvertretender Leiter des BMEPB.
Nebel ist laut Definition die „transparente Ansammlung von Wasserdampf in der Luft". Du meint jedoch, dass die Dunstschleier, die Beijing derzeit bedecken, eher als „Smog" eingestuft werden müssen, also eine Kombination von Schadstoffen und Nebel.
Tang Xioyan, Professorin für Umweltwissenschaften und Ingenieurwesen an der Peking Universität, geht noch weiter. „Der Einfluss von größeren Partikeln ist eher gering", erläutert sie. Der jüngsten Forschung zufolge bestehe Beijings Dunstglocke vor allem aus PM2,5-Partikeln.
Du weist hingegen darauf hin, dass die Aktualisierungen der amerikanischen Botschaft, obwohl stündlich herausgegeben, Zweifel an ihrer Genauigkeit erwecken, da die Daten nur an einem einzigen Punkt der Stadt erhoben würden.
Wenn das BMEPB jedoch den Zustand der Luft kontrolliert, so greift sie Dus Angaben zufolge auf die Messungen von 27 großen Überwachungsstationen zurück, welche über die ganze Stadt verteilt liegen und so zu einem wissenschaftlich repräsentativeren Ergebnis führen.
„Zusätzlich zu den großen Stationen, die die Belastung mit Schadstoffen, wie Stickstoffmonoxid, Schwefeldioxid, Kohlenstoffdioxid und PM10 überwachen, verfügt unsere Anstalt auch über verschiedene experimentelle Außenstellen, die sich am Rand der größten städtischen Verkehrsadern befinden, welche andere Daten sammeln, wie beispielsweise den Einfluss von Autoabgasen und PM2,5", erklärt Li Yunting, Ingenieur beim Nationalen Zentrum für Umweltbeobachtung.
Selbst der Pressereferent der amerikanischen Botschaft räumt ein, dass das System zur Messung der Luftqualität, das von der Botschaft angewandt wird, auch hinsichtlich ihrer Zielsetzung und der räumlichen Abdeckung vom System des BMEPB abweiche, weshalb es keine Grundlage für einen Vergleich biete.