14-09-2011
Im Focus
„Wir machen möglich, was andere nicht schaffen“
von Yan Weijuan, Li Zhijian und Wang Bingyi

 

Shi Weiliang

Lokalisierung und soziales Engagement

Bei der nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens setzt Huawei auf eine Lokalisierungsstrategie: derzeit sind 60 Prozent der Belegschaft der Kameruner Niederlassung Einheimische; die Kündigungsrate liegt bei unter fünf Prozent. Und der Konzern weitet die Rekrutierung einheimischen Personals kontinuierlich aus. Jedes Jahr wirbt der Konzern Absolventen lokaler Universitäten an. „Um einen reibungslosen Betriebsablauf der lokalen Netzwerke zu gewährleisten, besetzen wir die Schlüsselpositionen im Wartungs- und Dienstleistungsbereich mit Kamerunern", erklärt Yu Chong, stellvertretender Generaldirektor von Huawei Kamerun. „Auch einige unserer Großkunden wie Orange oder MTN setzen auf einheimische Mitarbeiter und erwarten von uns, dass auch wir ein lokalisiertes Team mit geringer personeller Fluktuation aufbauen, da das die langfristige Zusammenarbeit beider Seiten fördert." Einheimischen Mitarbeitern biete Huawei außerdem die gleichen Aufstiegschancen wie den chinesischen Kollegen, so Yu. Das Management schaffe ein Bewusstsein dafür, dass, wer effizient und gewissenhaft arbeite, gute Chancen auf eine Beförderung habe, unabhängig vom kulturellen oder ethnischen Hintergrund.

Nicht nur im Bereich Beschäftigung legt Huawei großen Wert darauf, einen Beitrag für die lokale Gesellschaft zu leisten. Bereits 2006, als das Unternehmen in Kamerun noch keine Umsätze machte, spendete Huawei einer Stiftung, die aidskranke Kinder unterstützt, 4000 Bücher. 2007 stellte das Unternehmen einer örtlichen Schule 50 Computer zur Verfügung und 2009 wurde in Zusammenarbeit mit MTN eine Grundschule gebaut. In diesem Jahr spendete Huawei der Chantal Biya-Stiftung, die sich für Kinder, Frauen, alte Menschen und Behinderte einsetzt, rund 35 000 Euro zur Anschaffung von Erste-Hilfe-Ausrüstungen für Kinder. Außerdem sponsert die Kameruner Niederlassung gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern regelmäßig lokale Fußballpartien.

„Wir sind sehr optimistisch, was die Entwicklungsperspektiven für das Land und auch den gesamten afrikanischen Kontinent angeht", sagt Shi. „Wir möchten hier nicht nur geschäftlich erfolgreich sein, sondern uns auch unserer sozialen Verantwortung stellen."

 

Den lokalen Gegebenheiten anpassen

Shi und seine chinesischen Kollegen sind in einem fünfstöckigen Apartmenthaus in der Hauptstadt Yaoundé untergebracht. Shis Frau kündigte jüngst ihren Job in China und zog mit dem gemeinsamen zweijährigen Sohn nach.

„Was den chinesischen Kollegen hier am meisten zu schaffen macht, ist die Einsamkeit. Viele sind getrennt von Familie und Freunden", sagt Shi. Auch die labile Sicherheitslage schränke die Angestellten in ihrer Lebensqualität ein. Nur selten gingen die chinesischen Mitarbeiter abends aus, nur gelegentlich treffe man sich zu einem Abendessen mit Freunden in einem der örtlichen China-Restaurants.

In ihrer Freizeit treiben Shi und seine Kollegen viel Sport, nicht nur zum Vergnügen, wie der Manager betont: „Hier gibt es Horden von Mücken. Um uns vor der Malaria zu schützen, müssen wir uns körperlich fit halten." Nicht selten joggen Mitglieder der chinesischen Belegschaft durch die Straßen Yaoundés. In der Apartmentanlage gibt es außerdem einen Billardraum und ein Basketballfeld, auch das Stadion der Stadt und den Golfplatz suchen die Mitarbeiter regelmäßig auf. Und wie in vielen chinesischen Gemeinschaften im Ausland darf auch eine Karaoke-Maschine im Freizeitangebot nicht fehlen.

„Es ist sicherlich nicht immer einfach, in Kamerun Geschäfte zu machen", räumt Shi ein. Komplizierte Genehmigungsverfahren für Investitionen, eine uneffiziente Verwaltung, ein unvorteilhaftes Finanzierungsumfeld und die rückständige Infrastruktur stellten ausländische Unternehmen vor erhebliche Schwierigkeiten. Nach einem gemeinsam von der Internationalen Finanz-Corporation (IFC) und der Weltbank erstellten Ranking rangiert Kamerun bei der Leichtigkeit der Geschäftsabwicklung nur auf Position 168 von 183. Trotzdem haben bis 2010 bereits 18 chinesische Unternehmen den Gang in den zentralafrikanischen Staat gewagt. Laut Statistiken der chinesischen Botschaft in Kamerun belief sich das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern im vergangenen Jahr auf rund 690 Millionen Euro.

Shi glaubt, dass es im Leben keine unüberwindlichen Probleme gibt, das gelte auch für die Geschäftswelt. Wenn man die gegebenen Verhältnisse in Kamerun nicht ändern könne, müsse man sich ihnen eben anpassen, sagt er. „Ich glaube, dass wir hier sogar noch erfolgreicher sein können. Wir werden in Zukunft noch stärker auf Lokalisierung setzen und noch mehr einheimische Spezialisten ausbilden. Davon werden letztlich beide Seiten profitieren", ist sich der 29-Jährige sicher.

 

  

     

   <   1   2