14-09-2011
Im Focus
„Wir machen möglich, was andere nicht schaffen“
von Yan Weijuan, Li Zhijian und Wang Bingyi

Innerhalb von nur fünf Jahren hat das chinesische Unternehmen Huawei Technologies den Sprung an die Spitze des Kameruner Marktes für Telekommunikationsausrüstung geschafft. Der private Konzern setzt dabei vor allem auf qualitativ hochwertigen Service, Kundenzufriedenheit und ein zunehmend lokales Mitarbeiterteam. Eine chinesische Erfolgsgeschichte auf dem afrikanischen Kontinent.

Mitarbeiter der Huawei

Für seine gerade mal 29 Jahre strahlt Shi Weiliang eine erstaunliche Führungsstärke aus. Dabei ist der Generaldirektor der Kameruner Niederlassung von Huawei Technologies kaum älter als die frischgebackenen Absolventen der lokalen Universitäten, die er zum Bewerbungsgespräch einlädt. Shi und sein junges Team von 150 Mitarbeitern – auch ihr Durchschnittsalter liegt nur knapp über 30 – haben in dem zentralafrikanischen Staat bereits zahlreiche Meilensteine gesetzt und bewiesen, dass mit harter Arbeit und großem Engagement fast alles möglich ist, nicht nur für die chinesischen Mitarbeiter des Konzerns.

Der 1988 in  der Stadt Shenzhen, Provinz Guangdong, gegründete Hersteller von Telekommunikationsausrüstung bietet neben technischen Lösungen auch einen Reparatur- und Wartungsservice für seine Produkte an. 2009 beliefen sich die Umsätze des privaten Unternehmens auf insgesamt 21,82 Milliarden Dollar (rund 15,13 Milliarden Euro). Huawei schaffte es damit als zweiter privater chinesischer Technologiekonzern auf die vom amerikanischen Wirtschaftsmagazin Fortune veröffentlichten Liste der 500 umsatzstärksten Unternehmen weltweit. Huawei ist dabei der einzige Konzern, der nicht an der Börse notiert ist. Seit 2010 ist die Firma hinter dem schwedischen Konzern Ericsson der Welt zweitgrößter Anbieter für Telekommunikationsausrüstung.

Da erstaunt es kaum, dass sich Huawei auch in Kamerun in kürzester Zeit zum führenden Telekommunikationsausrüster gemausert hat. Seit 2005 engagiert sich der Konzern auf dem kamerunischen Markt. Im vergangenen Jahr knackten die Auftragswerte des Konzerns die Marke von 100 Millionen Dollar (69 Millionen Euro). Huawei kooperiert dabei mit namhaften lokalen Telekommunikationsdienstleistern wie etwa Cameroon Telecom, Orange und MTN. Und auch die Kunden haben vom Markteintritt des chinesischen Technologieriesen profitiert: Innerhalb von nur fünf Jahren sind die Telefongebühren um fast zwei Drittel gesunken; statt bisher 44 Cent zahlen die Kunden heute nur noch 15 Cent pro Gesprächsminute.

 

Kundenzufriedenheit als Schlüssel zum Erfolg

Shi hat einen Master in Betriebswirtschaft und mehrere Semester in Frankreich studiert. 2006 trat er nach seinem Abschluss eine Stelle bei Huawei an. Schon kurze Zeit später fand er sich auf dem Weg nach Afrika. Innerhalb von nur fünf Jahren haben Shi und sein junges Team Huawei an die Spitze des kamerunischen Marktes für Telekommunikationsausrüstung geführt.

Der Erfolg des Unternehmens sei durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu erklären, sagt der 29-Jährige. „In erster Linie haben wir sicherlich von den Fördermaßnahmen der Regierung für Technologieunternehmen profitiert, hier wurden wertvolle Möglichkeiten für uns geschaffen." Früher seien vielen Menschen beim Gedanken an China vor allem Schuhe und Kleidung in den Sinn gekommen, so Shi. „Dank der Förderung der High-Tech-Industrie durch die Regierung wachsen Firmen wie Huawei heute in rasantem Tempo."

Die Unterstützung der Regierung alleine reicht aber sicher nicht aus, um Huaweis Aufstieg zu erklären. Man setze auf guten Service als Schlüssel zum Erfolg, erklärt Shi. „Die Qualität des Services spielt eine entscheidende Rolle für die Entwicklung eines Technologieunternehmens." Auch wenn es mit Anbietern wie Ericsson und Alcatel starke internationale Konkurrenz in Kamerun gebe, gelinge es Huawei, seinen großen Marktanteil zu behaupten. „Der Hauptgrund liegt in unserer Kundenorientiertheit. Wir haben ein besseres Gespür dafür, was unsere Kunden wünschen, und reagieren schneller als die Konkurrenz", erklärt Shi.

Formal wird in der Kameruner Niederlassung des Unternehmens von 8:00 bis 18:00 Uhr gearbeitet, inklusive zweistündiger Mittagspause. Täglich nach dem offiziellen Dienstschluss treffen sich Shi und seine chinesischen Kollegen zusätzlich zu einer Nachbesprechung. „Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden. Und wenn wir nicht härter arbeiten als die Konkurrenz, werden wir unseren Vorsprung nicht halten können", sagt Shi. „Wir machen hier in Afrika vieles möglich, was andere Unternehmen nicht schaffen. Unsere Mitarbeiter installieren auch in abgelegenen Wüstengebieten unter sengender Hitze. Das Material muss teilweise mit dem Ochsenkarren zum Einsatzort transportiert werden. Eine Angestellte aus unserer Zweigstelle an der Elfenbeinküste ist sogar einmal mitten in den Kriegswirren mit einem gepanzerten Fahrzeug zu einem unserer Kunden gefahren, um eine Anlage zu reparieren. Unser engagierter Service ist das Geheimnis unseres Erfolges."

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