04-05-2011
Im Focus
Reifenhersteller Kumho in China unter Druck
von Lan Xinzhen

Kumho streitet Vorwürfe zunächst ab

Kumho Tires hatte kurz nach der Ausstrahlung des CCTV-Beitrags die Vorwürfe des Senders auf seinem offiziellen Mikroblog zunächst zurückgewiesen. Als das Ministerium für Industrie und Informatik am 18. März ankündigte, sich des Falles anzunehmen, lenkte der Reifenhersteller schließlich ein. Am 21. April entschuldigte sich Lee Han-seop, Vorsitzender des chinesischen Tochterunternehmens von Kumho Tires, in einem von CCTV ausgestrahlten Beitrag öffentlich bei den Verbrauchern. Alle defekten Produkte würden zurückgerufen und ersetzt, versicherte er.

Nach eingehenden Nachforschungen habe man feststellen müssen, dass in Tianjin interne Produktionsstandards nicht eingehalten wurden. Der Leiter des Werkes sowie einige Angestellte seien für die nachlässige Qualitätskontrolle verantwortlich.

Das Unternehmen erklärte, man habe bei den zuständigen Behörden eine freiwillige Rückrufaktion beantragt und kündigte eine bestmögliche Kooperation mit der chinesischen Regierung an. Kumho Tires werde alle produktbezogenen Forderungen aus der Kundenperspektive bearbeiten.

Einige Kunden bemängelten allerdings, dass die Händler den Rückruf nicht aktiv und verlässlich betrieben. Bei der Prüfung der Reifen käme keinerlei Gerät zum Einsatz. Die Reifen würden lediglich nach Augenmaß geprüft und abgetastet, so ein betroffener Kunde.

„Wir prüfen die Reifen anhand unserer Erfahrungen. Es gibt in ganz China nur zwei nationale Zentren zur Qualitätskontrolle von Kautschukreifen, eines in Beijing und eines in Qingdao. Bei der Prüfungsprozedur dort werden die Reifen allerdings zerstört", erklärte ein Angestellter von Kumho Tires.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Qualität von Kumho-Reifen in der Kritik steht. Bereits früher hatte es Beschwerden gegeben: Kunden reklamierten damals Blasenbildung, die auf ein Ablösen des Reifenprofils hindeutete. Ein Mangel, der die Verwendung der Reifen zur Gefahr werden ließ. Damals hatte Kumho die Defekte auf Nachlässigkeit bei der Benutzung zurückgeführt. Einige Kunden erhielten zunächst gar keine Antwort auf ihre Beschwerde.

 

Kumhos Zukunft in China

Der Skandal um Kumho hat anderen Reifenherstellern auf dem hart umkämpften chinesischen Markt neue Räume eröffnet; das gilt vor allem für einheimische Produzenten wie Giti, Nankang, Linglong und Triangle, die nun um Aufträge der Autoproduzenten buhlen. Auf der Shanghaier Automobilausstellung konnten Reifenhersteller vom chinesischen Festland sowie das taiwanesische Unternehmen Maxxis mit ihren Produkten bei einigen Automodellen bereits die Nachfolge für Reifen der Marke Kumho antreten. Mit Hankook gibt es aber noch einen weiteren starken Konkurrenten aus Südkorea, der den einheimischen Produzenten Marktanteile streitig macht. Und auch Kumho Tires selbst scheint noch längst nicht abgeschrieben.

Unter den führenden Reifenproduzenten rangiert der Konzern weltweit auf Platz 10 und hat in China die größten Marktanteile bei Fahrzeugen der unteren und mittleren Preisklasse. Auch wenn sich mittlerweile einige Autohersteller von Kumho distanzieren, kann bisher nicht von einem dauerhaften Bruch die Rede sein. In den übrigen drei Werken des Herstellers in China sind bisher keine Probleme aufgetreten. Der Camaro, die Neuauflage des Muskelpakets von General Motors, war auf der Shanghai Auto 2011 weiterhin mit Kumho-Reifen zu sehen. Auch für seinen Chevrolet Epica setzt das Unternehmen nach wie vor auf Reifen des südkoreanischen Herstellers.

Nach der Ausstrahlung des CCTV-Beitrags hatte General Motors Shanghai umgehend in einem Online-Statement klargestellt, dass das Unternehmen ausschließlich Reifen aus Nanjinger Produktion verwende. Es gäbe keine Auswirkungen auf die Kooperation mit Kumho, so ein Unternehmenssprecher damals.

Auch zwei weitere Großkunden, Dongfeng Peugeot und Dongfeng Citroën, halten Kumho Tires die Treue. Dongfeng Peugeot versicherte ebenfalls, ausschließlich in Nanjing produzierte Reifen zu verwenden, bei denen es bisher keinerlei Beanstandungen gegeben habe. Es sei allerdings für einen Autohersteller wie Peugeot äußerst bedauerlich, dass bei einem seiner Zulieferer Versäumnisse aufgetreten seien, erklärte He Wenli, Marketing-Manager von Dongfeng Peugeot zu den Vorfällen.

Auch für den Chang'an Ford Focus und den Chang'an Suzuki Swift werden weiterhin Kumho-Reifen verwendet. Gestärkt durch die Loyalität dieser Großkunden ist die Rolle von Kumho Tires als Marktführer in China zunächst nicht in Gefahr. Die Verbraucher mögen der Marke Kumho vielleicht den Rücken kehren, für die Reifenindustrie aber scheint es schwierig, Kumho-Reifen von heute auf morgen zu ersetzen.

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