01-04-2011
Im Focus
Beijings „Rückgrat" in neuem Glanz
von Yu Lintao

Die neun Tore entlang der Zentralachse Beijings

Das wohl markanteste städteplanerische Markenzeichen Beijings ist die zentrale Nord-Süd-Achse, die das alte Beijing in zwei gleiche Hälften teilte. Für die Bewerbung zur Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes wird diese Achse nun aufwendig rekonstruiert. Sie soll ihre ursprüngliche Gestalt zu Zeiten der Qing-Dynastie zurückerhalten.

Wann immer die Sprache auf den Grundriss Beijings kommt, denkt man sofort an die markante zentrale Achse, die die Metropole von Nord nach Süd durchzieht. Wie wichtig den Beijingern dieses „Rückgrat" der Stadt ist, wird jetzt deutlich: Beijings Regierung plant, sich für eine Aufnahme dieser architektonischen Rarität in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes zu bewerben. In den kommenden Jahren sollen dafür die Sehenswürdigkeiten entlang der Achse aufwendig restauriert werden. Eine der größten Herausforderungen stellt dabei der Wiederaufbau des Di'anmen, des Tors des Irdischen Friedens, dar. Das Bauwerk war 1955 komplett abgerissen worden.

Beijings Zentralachse ist eine städtebauliche Besonderheit der Extraklasse. Die Linie erstreckt sich über eine Länge von insgesamt 7,8 Kilometern und reicht vom Yongdingmen, dem Tor der ewigen Festigkeit, im Süden bis zum Trommel- und Glockenturm im Norden. Neben dem Yongdingmen umfasst die Achse noch acht weitere Haupttore: Zhengyangmen (heute unter dem Namen Qianmen bekannt), Tian'anmen, Duanmen, Wumen, Taihemen, Qianqingmen, Shenwumen sowie das Di'anmen, das nun rekonstruiert werden soll.

Auf Beijings Zentralachse komme die einzigartige und atemberaubende Schönheit der Stadt vollends zum Ausdruck, schwärmte einst der berühmte chinesische Architekt Liang Sicheng (1901-1972). Während der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele verzauberte Beijing die Welt mit 29 spektakulären Feuerwerken, die wie Fußstapfen eines nach dem anderen entlang der Zentralachse gezündet wurden. Eine Hommage an die glorreiche Vergangenheit der Stadt.

Im Altertum galt die Achse, die im Volksmund „Drachenader" hieß, als kaiserliche Linie. Nach chinesischer Tradition ist die zentrale Nord-Süd-Achse der Hauptstadt deckungsgleich mit dem zentralen Meridian der Erde, dessen Lage durch astronomische Beobachtung ermittelt werden kann. Die Kaiser im alten China sahen sich als Mittelpunkt der Welt, weshalb all ihre Paläste und offiziellen Bauwerke auf der zentralen Achse zu liegen hatten. So wurden in Beijing zahlreiche kaiserliche Bauwerke entlang der Nord-Süd-Achse errichtet. Die Verbotene Stadt bildet das Zentrum dieser Linie.

1   2   >