13-06-2010
Im Focus
Neue Strategie zur Entwicklung von Xinjiang
von Yuan Yuan

Mitte Mai fand in Beijing eine Konferenz des ZK der KP Chinas und des Staatsrates zum Thema „Entwicklung Xinjiangs" statt. Die Konferenz hat einen Plan zur Entwicklung des Autonomen Gebiets Xinjiang beschlossen: bis 2015 soll das BIP pro Kopf den chinesischen Durchschnittswert erreichen und das Einkommen der Stadt- und Landbevölkerung den Durchschnittszahlen für Westchina entsprechen. Das Angebot an öffentlichen Dienstleistungen soll ebenso deutlich verbessert werden wie die Infrastruktur. Bis 2020 soll die koordinierte Entwicklung der verschiedenen Regionen Xinjiangs unter den Zielvorgaben Wohlstand für die Bevölkerung, gesunde Umweltbedingungen und Solidarität unter den verschiedenen Nationalitäten vorangetrieben werden. Der Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand steht im Mittelpunkt aller Bemühungen.

 

Mehr Lebensqualität für die Menschen in Xinjiang

Professor Wang Xi'en,  Direktor der Abteilung für Nationalitätenfragen am Institut für Ethnologie und Physische Anthropologie bei der Akademie der Sozialwissenschaften, ist der Meinung, dass es einen ganz offensichtlichen Entwicklungsrückstands Xinjiangs im Vergleich zu anderen Provinzen gebe. Zudem bestehe ein Bedrohungspotenzial durch separatistische Kräfte, die eine staatliche Unabhängigkeit des Gebiets von China anstrebten. Die vordringliche Aufgabe sei es daher, eine rasche wirtschaftliche Entwicklung und langfristige gesellschaftliche Stabilität zu verwirklichen.

 Wang sieht als Ursache der Unzufriedenheit in der Bevölkerung vor allem die mangelhafte und unausgeglichene Entwicklung der Wirtschaft des Gebietes. Die gesellschaftliche Stabilität stehe und falle mit der Lösung der hauptsächlichen Probleme Xinjiangs, die Wang in hoher Arbeitslosigkeit, Armut und zu geringen Bildungschancen sieht. Deshalb habe die Konferenz festgestellt, „die Erhöhung der Lebensqualität der Menschen in Xinjiang in den Mittelpunkt zu stellen. Investitionen der Zentralregierung sollen vor allem für die Verbesserung der Lebens- bzw. Produktionsbedingungen eingesetzt werden, damit das Niveau der öffentlichen Dienstleistungen erhöht und die Bevölkerung aller Nationalitäten tatsächlich besser leben kann.

Die Förderung des Arbeitsmarktes ist von hoher Bedeutung. Die Beschäftigung von Hochschulabsolventen, entlassenen Industriearbeitern und von Arbeitslosen aus ländlichen Gebieten ist daher ein Schwerpunkt des Entwicklungsplans. Die Unternehmen in Xinjiang sollen dazu angehalten werden, vermehrt arbeitssuchende Menschen einzustellen, der öffentliche Dienst soll bevorzugt Angehörige der nationalen Minderheiten in seine Reihen aufnehmen. Projekte, die von der Regierung finanziert werden, sollen bevorzugt lokale Kräfte anwerben, und die arbeitsintensive Industrie sowie mittelständische Unternehmen sowie der gesamte Dienstleistungssektor sollen umfangreich gefördert werden. 

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region wird auch weiterhin der Export von Arbeitskraft sein: Menschen, die auf der Suche nach Arbeit zeitweilig oder dauerhaft ihre Heimat verlassen, um in Zentral- oder Ostchina zu arbeiten und so zum Lebensunterhalt ihrer Familien beisteuern. Die entsprechenden Provinzen sollen die Integration von Arbeitskräften aus Xinjiang als Beitrag zur Entwicklung des autonomen Gebiets ansehen. Es soll ein Regelwerk für die Organisation der Arbeitsmigration aufgestellt werden. 

 

Ressourcenreichtum als Vorteil

Xinjiang macht ein Sechstel der Gesamtfläche Chinas aus. Mit seinen reichen Energieressourcen und Bodenschätzen, Sonnenlicht- und Wärmeressourcen aus Boden und Wasser, einer hohen Biodiversität, einem großen Reservoir an bebaubarem Land und seiner reizvollen Landschaft müsste sich eine gesunde Entwicklung der realisieren lassen. Es gelte - so die Experten - den Rohstoffreichtum in einen Wirtschaftsvorteil auszumünzen. Bei der Entwicklung der Unternehmen für die Verarbeitung von Erdöl, Erdgas und Kohle, muss man noch genau die Bedingungen zwischen einer Verarbeitung in Xinjiang und dem Transport in die traditionellen Wirtschaftszentren Chinas studieren, um zu einem Modell zu finden, das sicherstellt, dass ein möglichst hoher Anteil des Gewinns aus der Förderung von Rohstoffen in Xinjiang verbleibt. Zugleich sollen in Xinjiang staatliche Getreidereserven angelegt und Baumwollanbau im großen Stil betrieben werden. Der Aufbau von Agrar- und Tierzuchtprojekten im Spezialitätenbereich soll beschleunigt werden. Viel Potenzial wird auch dem Aufbau einer Tourismusindustrie zugesprochen. Durch die Erschließung herausragender Sehenswürdigkeiten und den Aufbau von Erholungsgebieten kann Xinjiang zu einem bedeutenden Tourismusziel in China werden.

 

Öffnung nach Westen

Xinjiang liegt im eurasischen Hinterland und hat acht Nachbarländer, weshalb man das Gebiet als einen Korridor auffassen kann, der Zentral- und Ostchina mit Russland und Europa verbindet. Die Öffnung nach Westen ist auch für die Region selbst von hoher Bedeutung, weshalb der Zentralregierung die Erschließung von Xinjiang ein besonderes Anliegen ist. Innerhalb der kommenden fünf Jahre plant Xinjiang 12 bis 15 Milliarden Yuan in den Aufbau eines modernen Verkehrswegenetzes zu investieren. Die Gesamtlänge der aus- bzw. neugebauten Strassen soll 75 000 bis 80 000 Kilometer betragen, so dass die Verkehrsbedingungen in der Region umfassend verbessert werden können.

 

Truppen zur Urbarmachung von Brachland und zum Schutz der Grenzen

"Urbanisierung, Neuorientierung der Industrie,  Modernisierung mit dem Ziel einer effektiven Verbindung der Arbeit des Xinjiang Production and Construction Corps (XPCC) mit der sozialistischen Marktwirtschaft sollen eine selbständige Entwicklungsfähigkeit der lokalen Wirtschaft fördern. So kann sich die XPCC auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, nämlich die Urbarmachung von Brachland und den Schutz der Landesgrenze", sagt Zhou Jiaxi, ehemaliger Direktor der Abteilung für politische Studien des XPCC. Dies sei ein Signal dafür, dass sich das XPCC schnell entwickeln wird.

Das XPCC will ihr bisheriges "Baumwollmonopol" zugunsten einer Diversifizierung aufgeben und in den Bereichen Forstwirtschaft, Obst- und Gemüseanbau Zuchtprojekte durchführen, die dem Obst- und Gemüseanbau und der Viehwirtschaft neuen Auftrieb verleihen sollen. Bis zum Jahr 2015 soll die Produktion von Obst und Gemüse sowie die Vieh- und Geflügelzucht 50 Prozent der Gesamtproduktion der Agrarwirtschaft ausmachen.

Um die neue Industrialisierung zu fördern, hofft das XPCC, dass bis 2020 die Gewinne aus der Produktion in den großen Industriezweigen Nahrungsmittel, Getränke, Pharmaprodukte, Textil- und Bekleidung, Energie und Petrochemie jeweils 100 Milliarden Yuan erreichen kann.

Nur wenn es gelingt, eine gesunde und rasche Entwicklung der Wirtschaft zu garantieren, an deren Früchte alle Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt partizipieren können, so Zhou Jiaxi weiter, kann man die Herzen der Menschen gewinnen und ihre Kraft nutzen. So kann Sicherheit und Stabilität der Region gewahrt bleiben und eine blühende Wirtschaft in Xinjiang Realität werden.  

 

Mehr dazu:
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