02-06-2010
Im Focus
Elektronikgigant Foxconn im Zwielicht

 Vielfältige Probleme

„Wir haben Hotlines für die Angestellten eingerichtet, aber das ist nur ein passives Hilfsangebot. Wir versuchen derzeit, die Angestellten zu größerer Aufmerksamkeit gegenüber Krisensituationen bei Kollegen zu ermuntern. Wenn jemand Anzeichen psychischer Probleme zeigt, soll das gemeldet werden. Stellt sich die Information als zutreffend heraus, bieten wir eine Belohnung von 200 Yuan," sagt Chen Hongfang, stellvertretender Direktor der Gewerkschaft von Foxconn. Dadurch sind kürzlich fast 30 Ereignisse, die schwere Folgen hätten haben können, vermieden worden.

Foxconn hat eine neue Abteilung zur psychologischen Betreuung der Mitarbeiter aufgebaut, auf der Jobmesse „Woche des Arbeitsmarkts von Privatunternehmen" hat Foxconn nicht nur eine große Anzahl regulärer Mitarbeiter angeworben, sondern auch noch Stellen für mehr als Hundert so genannter „Betreuer" ausgeschrieben. Nach Guo Taiming soll die Zahl der Betreuer Eintausend erreichen.

„Die Kultur von Foxconn ist eine Militärkultur," sagt Luo Jiade, Professor für Soziologie an der Tsinghua Universität. Die Angestellten, die in den 80er und 90er Jahren geboren wurden, machen schon 85 Prozent der gesamten Belegschaft aus. Solche Militärkultur passt den Jugendlichen nicht.

Chen Hongfang, der Foxconn-Gewerkschafter, meint: „Da die Arbeitsabläufe in der Produktion bestimmte Standards vorgeben, müssen die Angestellten immer die gleichen Tätigkeiten wiederholen. Die Tätigkeit ist langweilig. Zwar sei man körperlich nicht erschöpft, aber die ständig wiederholten, monotonen Arbeitsabläufe setzen die Jugendlichen unter hohen psychischen Druck."

 „Die Regierung muss mehr tun"

„Industrieparks wie Foxconn und Huawei haben sich geradewegs in eine eigene Stadt verwandelt," sagt Zhang Shu, Chefplaner des Huawei Technikparks in Shenzhen. „ Mit Blick auf die Gesamtplanung brauchen sie mehr zusätzliche Einrichtungen zur Unterstützung der Entwicklung des Unternehmens. Das sind gar keine Industrieparks im herkömmlichen Sinne mehr, zu denen die Regierung nur Grund und Boden zur Verfügung stellt und die Bauausführung überwacht. Die Regierung muss mehr tun."

„Derzeit werden uns von Seiten der Regierung bestimmte Dienstleistungen zur Verfügung gestellt, aber das ist nicht ausreichend für ein Unternehmen mit der Struktur von Foxconn. Wir hoffen, dass wir von Seiten der Gesellschaft und der Regierung mehr Unterstützung und Ratschläge erhalten können," sagt Chen Hongfang. Eine Gemeinde von 240 000 Menschen benötigt umfangreiche öffentliche Ressourcen und öffentliche Dienstleistungen. „Foxconn hat diese Ressourcen nicht erhalten, sondern ist allein auf die eigene Kraft angewiesen, um einen Betrieb zu verwalten, der die Dimensionen einer europäischen Großstadt angenommen hat. Ohne Hilfe von außen werden wir auch in Zukunft solche Tragödien nicht vermeiden können. Wir rufen die Regierung zu mehr Investitionen und konkreten Unterstützungsmaßnahmen auf."

Chen Hongfang hofft, dass die Regierung in der Nachbarschaft des Werksgeländes einige Basketball- und Fußballplätzen errichten und mehr Kinos bauen wird. Eine parkartige Grünfläche stehe sogar schon in der Planungsphase.

Die Gesundheitsbehörde der Stadt Shenzhen hat rund 30 Psychologen zu Foxconn geschickt, die mehr als 1400 Angestellten psychologische Betreuung haben zukommen lassen. Der Gewerkschaftsverband der Stadt Shenzhen hat sich mit den Foxconn-Managern getroffen und plant nun, 200 bis 300 psychologische Betreuer für Foxconn auszubilden.

„Die Angestellten sollten mehr Mitspracherecht erhalten. Die Regierung und Fachorganisationen müssen zusammenarbeiten, um professionelle Untersuchungen durchzuführen mit dem Ziel, herauszubekommen, vor welchen Problemen die Jugendlichen stehen. Dann können sie gemeinsam über Lösungsansätze nachdenken," sagt Le Zheng, Direktor der Akademie für Sozialwissenschaft in Shenzhen.  

 

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