06-01-2011
Empfehlung
Chinas Verleger setzen auf wachsenden Umsatz

Für das Jahr 2011 wird dank staatlicher Fördermaßnahmen eine Steigerung beim Export von Büchern um 15 Prozent anvisiert. 

 

Zhang Fuhai, Direktor der Abteilung für Internationale Kontakte und Kooperationen des Generalamts für Presse- und Publikationswesen (GAPP), führt die Steigerung von Buchverkäufen in Übersee auf die jüngsten Abschlüsse von Kooperationsverträgen mit ausländischen Verlagshäusern zurück. Im letzten Monat hat die GAPP eine Aktion zur Verbreitung chinesischer Medien in der Welt gestartet. Im Rahmen der Kampagne findet eine Zusammenarbeit mit großen internationalen Verlagen statt, um das Vertriebsnetz auszubauen und Buchmessen zu beschicken.    

So wurde zum Beispiel eine Kooperation zwischen der Shanghai Press and Publishing Development Company und dem französischen Marktführer Groupe Lagardère vereinbart, wonach chinesische Publikationen künftig in mehr als 3 000 Läden des Mediengiganten verkauft werden sollen.  

Zhang nennt diese Art von Projekt das "Chartern eines Segelbootes" und hebt hervor, dass seine Behörde weitere derartige Kooperationsmodelle u.a. mit Barnes & Noble und der Borders Group anstrebe. Außerdem werde die GAPP bald Fördermaßnahmen für den Publikationssektor verkünden, die chinesische Verlage dazu anregen sollen, mehr in den Auslandsmarkt zu investieren.  

Qi Pingjing, Präsident der China International Book Trading Corporation, dem größten Buchexporteur des Landes, der für etwa zwei Drittel des Gesamtexports verantwortlich zeichnet, hatte Ende des Jahres erklärt, dass sein Unternehmen 2010 mindestens 22 Millionen US-Dollar mit Buchexporten umgesetzt habe, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Firma hat 17 Außenstellen in Übersee, aber Qi stellt fest, dass die Eröffnung von eigenen Buchläden und der Aufbau eines Distributionssystems in einem fremden Land nicht in jedem Fall ratsam sei: "Zur Erweiterung unserer Absatzmöglichkeiten wollen wir so viele chinesische Buchläden in Übersee wie möglich in unser Computersystem aufnehmen."  

Das Unternehmen hat mit der Verbesserung seines Computersystems begonnen, das in der Lage sein soll, mit den angeschlossenen Buchläden in Übersee in Echtzeit zu kommunizieren, um einen Zugriff auf das Bücherangebot und Online-Bestellungen zu ermöglichen. Wenn Leser die Webseite eines Buchladens besuchen, werden sie dort Auskunft über die Verfügbarkeit eines Titels erhalten.   

Seit dem 16. Dezember hat das Unternehmen in 100 chinesischen Auslandsbuchläden Buchmessen gestartet, die einen Monat dauern und künftig jedes Jahr stattfinden sollen. Der Absatz von digitalen Medien soll neben dem Buchverkauf nicht zu kurz kommen. Qi rechnet damit, dass der Umsatz dieser Medien künftig den Verkauf von Druckwerken überflügeln wird.  

In den letzten fünf Jahren waren die Verkaufszahlen chinesischer Druckerzeugnisse nur um 1,4 Prozent gestiegen, während der Umsatz von Online-Spielen sich allein in diesem Jahr verdoppeln soll, und dann bei 200 Millionen US-Dollar liegen wird.  

„Unsere erheblichen Investitionen im Bereich digitaler Medien haben sich noch nicht amortisiert, aber in Zukunft wird dieser Bereich zu unserem Hauptgeschäftsfeld werden", sagt Qi Pingjing.  

Aber Herausforderungen bleiben bestehen, da nur wenige chinesische Publikationen bislang ein Verkaufsschlager in Übersee geworden sind.  

„Wir müssen unsere Herstellungsmethoden ändern. Anstatt fertige Bücher zu exportieren, sollten wir vom ausländischen Know-how profitieren", meint Qi. Die Produktion sollte vor Ort stattfinden, unmittelbar am Absatzmarkt. Der ganze Produktionsablauf von der Titelplanung, der Übersetzung, dem Layout bis zu Marketing und Vertrieb sollte ins Ausland ausgelagert werden. Der Vertrieb der Monatszeitschrift „La Chine Au Présent" in Frankreich gilt als Erfolg: Die Anwerbung der gegenwärtig rund 2 000 Abonnenten wäre mit rund 200 000 US-Dollar zu Buche geschlagen, konnte aber „erheblich" durch die Zusammenarbeit mit ADL-Partner, einer der großen Vertriebsgesellschaften für Druckerzeugnisse im Lande, reduziert werden.   

Die China International Book Trading Corporation hat kürzlich die Guanghwa Co Ltd, eine chinesische Buchhandlung in Großbritannien, und die Edition du centenaire SARL in Frankreich erworben: „Es ist wie mit der Benutzung eines Bootes. Manchmal muss man selbst eins bauen, manchmal sich eins ausleihen und manchmal eins chartern."