Yu Xianzhong, Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Jinan
Der Wandel von „Made in China" zu „Created in China" ist dringend erforderlich. Aber wenn etwas in die Praxis umgesetzt werden soll, was bislang nur als abstrakter Gegenstand der Diskussion existiert, gibt es zahlreiche Hindernisse. Eine davon ist die Realität des Arbeitsmarktes. Viele Menschen bangen um ihren Arbeitsplatz, viele haben noch nicht einmal Zugang zu einer Arbeit gefunden, die sie verlieren könnten. Einerseits zeigen eine Reihe von Vorfällen und Konflikten, die sich in letzter Zeit wegen zu geringer Löhne, schlechter Lebens- und Arbeitsbedingungen, psychischen Drucks etc. ereignet haben, dass das überkommene Entwicklungsmodell an seine Grenzen gestoßen ist, andererseits wird offenbar, dass ein Wandel der Produktionsverhältnisse ohne gesellschaftlichen Wandel nicht einlösbar ist.
Technologie und Effizienz als Bezugsgrößen
Es herrscht die Meinung vor, China verfüge über ein ausreichendes Reservoir an Arbeitskräften. Arbeitsintensive Industrieproduktion könne demnach nicht nur den Vorteil niedriger Arbeitskosten nutzen, sondern auch eine hohe Beschäftigungsrate garantieren. Leider sieht die Wirklichkeit anders aus.
(fotografiert von Wang Fan)
Arbeitsintensive Produktion in China ist im Grunde kostspieliger. Eine hohe Arbeitsintensität ist normalerweise von einem unsystematischen Einsatz gering qualifizierter Arbeitskräfte begleitet. Zwar ist das Lohnniveau in China niedrig, aber entsprechend niedrig ist auch die Arbeitseffizienz, so sind die Entstehungskosten für ein Produkt in der Wirklichkeht nicht niedrig, sondern hoch. Der amerikanische Ökonom Allan A. Schmidt ist der Meinung, dass ein niedriger Arbeitslohn keinesfalls mit billiger Arbeitskraft gleichzusetzen ist. Für die Wettbewerbsfähigkeit kommt es nicht auf das Niveau der Arbeitslöhne an, sondern auf die Arbeitseffizienz. Man kann nicht allein das Lohnniveau als Maßstab für günstige Produktionsbedingungen nehmen. Im Vergleich zum Preisniveau von Produkten aus entwickelten Ländern stammt der begrenzte Kostenvorteil chinesischer Produkte keineswegs aus geringen Arbeitskosten, sondern aus der langfristigen Versorgung mit billigen Ressourcen, eingeschlossen des Raubbaus an der Natur und des Aufkommens erheblicher Umweltbelastungen. Das heißt, der Preisvorteil chinesischer Produkte stammt in erster Linie aus der Ausbeutung von Ressourcen zu unrealistisch niedrigen Preisen und verdankt sich in nicht geringem Maße fehlenden Auflagen und Kontrollen in Sachen Umweltschutz.
|