09-06-2010
Buchempfehlung
Das Internet in China
 

I. Die Entwicklung und Verbreitung des Internets fördern

Die chinesische Regierung und das chinesische Volk begrüßen den Anbruch des Internetzeitalters mit einer positiven Haltung. Seit Mitte der 1980er Jahre versuchen chinesische Wissenschaftler, technische Fachkräfte und Gelehrte mit Hilfe ausländischer Kollegen, das Internet zu nutzen. Auf den Jahresversammlungen der Internet Society (ISOC) 1992 und 1993 sowie bei ähnlichen Konferenzen forderten chinesische Computerexperten mehrmals, an das Internet angeschlossen zu werden, was ihre Kollegen aus anderen Ländern verständnisvoll unterstützten. Auf einer Sitzung der US-amerikanisch-Chinesischen Gemeinsamen Kommission für Wissenschaftlich-Technische Zusammenarbeit im April 1994 in Washington kamen chinesische Delegierte und die US-amerikanische National Science Foundation (NSF) schließlich zu einer Übereinkunft über den Anschluss Chinas an das Internet. Am 20. April 1994 wurde das Pilot-Netzwerk des Stadtteils Zhongguancun für Bildung, Wissenschaft und Forschung (auch: National Computing and Networking Facility of China, NCNF) mit einer voll funktionsfähigen 64-K/s-Leitung mit dem Internet verbunden. Dies markierte den formellen Anschluss Chinas an das Internet.

Die Entwicklung des Internets ist für China eine wichtige Möglichkeit, die Reformen und die Öffnung sowie die Modernisierung des Landes voranzutreiben. Die chinesische Regierung hat viele politische Richtlinien ausgearbeitet, um diese Entwicklung zu planen, Etappenschwerpunkte festzulegen und die Verbreitung von Informationstechnik in der Gesellschaft zu fördern. Im Jahr 1993 wurde die „Nationale Gemeinschaftskonferenz für den Einsatz von Informationstechnik in der Wirtschaft" gegründet, die für Aufbau eines nationalen öffentlichen Netzwerks für Wirtschaftsinformation und -kommunikation zuständig war. 1997 wurde der Nationale Plan für den Einsatz von Informationstechnik für den 9. Fünfjahresplan und über die Fernziele für das Jahr 2010 erlassen, nach dem das Internet in den Aufbau der nationalen informationstechnischen Infrastruktur aufgenommen wurde und die Verbreitung von Informationstechnik in der Volkswirtschaft durch die rasche Entwicklung des Internets zu fördern sei. Der Sonderplan für die Verbreitung von Informationstechnik zum 10. Fünfjahresplan für die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung von 2002 legte die Schwerpunkte für die Entwicklung von Informationstechnik in China fest: Verbreitung von E-Government, Aufschwung der Softwarebranche, verstärkte Erschließung und Nutzung von Informationsressourcen, beschleunigte Entwicklung von E-Commerce usw. Auf dem XVI. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) im November 2002 wurden die Aufgaben gestellt, die Industrialisierung durch Informationstechnik anzuspornen, die Informationstechnik durch Industrialisierung zu fördern und einen neuen Weg der Industrialisierung zu gehen. Die Nationale Entwicklungsstrategie für Informationstechnik (2006–2020) vom November 2005 bestimmte noch deutlicher Schwerpunkte für die Entwicklung des Internets. Ausgehend von einer Rationalisierung der Wirtschaftsstruktur und von einer Transformation des wirtschaftlichen Wachstumsmodells sollte die Verbreitung von Informationstechnik in der Volkswirtschaft, ausgehend von einer Verbesserung der Regierung und Verwaltung das E-Government und ausgehend vom Aufbau einer harmonischen Gesellschaft sollte der Einsatz von Informationstechnik in der Gesellschaft gefördert werden. Im März 2006 billigte der Nationale Volkskongress (NVK) den 11. Fünfjahresplan für die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Chinas, nach dem die Integration der Telekommunikations-, Rundfunk- und Fernsehnetzwerke sowie des Internets zu fördern, das Internet der nächsten Generation aufzubauen und rasch zu kommerzialisieren sei. Auf einer Politbürositzung des Zentralkomitees der KPCh im April 2007 wurde beschlossen, die Internetkulturbranche und die Produktion entsprechender Anlagen kräftig zu entwickeln. Im Oktober 2007 wurde auf dem XVII. Parteitag der KPCh die Strategie festegelegt, „eine moderne Industriestruktur zu entwickeln, die Integration von Informationstechnik und Industrialisierung voranzutreiben und von einer extensiven zu einer intensiven Industrie überzugehen". Im Januar 2010 beschloss der Staatsrat, die Integration der Telekommunikations-, Rundfunk- und Fernsehnetzwerke sowie des Internets zu beschleunigen und die Informations- und Kulturbranche zu fördern. Dank der aktiven Förderung der Regierung und der klaren politischen Anleitung beschritt das Internet in China einen Weg der umfassenden, nachhaltigen und raschen Entwicklung.

China hat viel in den Aufbau der Infrastruktur für das Internet investiert: Von 1997 bis 2009 waren es landesweit insgesamt 4,3 Billionen Yuan. Damit wurde ein Kommunikationsnetzwerk auf der Grundlage von Glasfaserkabeln geschaffen, welches das ganze Land abdeckt und eine Gesamtlänge von 8,267 Millionen Kilometern hat, davon 840 000 Kilometer Überland-Glasfaserkabel. Ende 2009 stellten die Netzwerkbetreiber landesweit 136 Millionen Breitband-Anschlüsse mit einer gesamten Übertragungsrate von 866,367 Mb/s für den Internetzugang zur Verfügung; China verfügte über sieben Seekabel und 20 Landkabel mit einer Gesamtkapazität von über 1600 Gb; 99,3% aller Kleinstädte und 91,5% aller Dörfer hatten Zugang zum Internet; 96,0% aller Kleinstädte verfügten über Breitband-Anschlüsse. Im Januar 2009 begann die chinesische Regierung, 3G-Lizenzen zu vergeben. Das 3G-Netzwerk deckt nun praktisch das ganze Land ab. Das mobile Internet entwickelt sich rasch und kommt immer mehr Menschen zugute.

Der Aufbau bzw. die Vervollkommnung der Infrastruktur für das Internet fördert dessen Verbreitung und Anwendung. Ende 2009 gab es in China bereits 384 Millionen Internetnutzer, 618 Mal mehr als im Jahr 1997; die Zahl der Internetnutzer wuchs durchschnittlich um 31,95 Millionen pro Jahr. Die Verbreitungsrate des Internets betrug 28,9%, das ist höher als der weltweite Durchschnitt; es gab 3,23 Millionen Webseiten in China, das ist ein Wachstum um das 2152fache gegenüber 1997. China verfügt über rund 230 Millionen IPv4-Adressen und steht damit weltweit an zweiter Stelle. 346 Millionen Menschen in China surfen mit einer Breitbandverbindung im Internet und 233 Millionen mit dem Handy. Früher konnte man sich praktisch nur mit einem DFÜ-Modem einwählen; heute surfen die meisten chinesischen Internetnutzer mit Breitband oder Handy. China steht unter den Entwicklungsländern in der ersten Reihe, was die Entwicklung und Verbreitung des Internets angeht.

Die chinesische Regierung unterstützt die Erforschung und Entwicklung des Internets der nächsten Generation nach Kräften; diese begann in China Ende der 1990er. Es gibt zahlreiche wichtige wissenschaftlich-technische Projekte wie das „zuverlässige Netzwerk der neuen Generation". Im Jahr 2001 wurde in Beijing das erste lokale Testnetzwerk für das Internet der nächsten Generation in China (NFCNET) eingerichtet; 2003 wurde ein öffentliches Pilotprojekt für das Chinesische Internet der nächsten Generation (CNGI) begonnen; damit hat in China die breite Erforschung, Entwicklung und den Aufbau eines Internets der nächsten Generation begonnen. China hat das weltweit größte IPv6-Pilotnetzwerk eingerichtet. Die dabei eingesetzte Technik von Routern kleiner und mittlerer Kapazität, der Bestätigung von IPv6-Quelladressen sowie für den Übergang zum Internet der nächsten Generation haben Weltniveau. Die technischen Konzepte Chinas für die internationale Domainregistrierung, Bestätigung von IPv6-Quelladressen, die Übersetzung von IPv4 in IPv6 usw. wurden von der Internet Engineering Task Force (IETF) anerkannt und sind nun Teil internationaler Internetstandards und -protokolle.

In China herrscht in Bezug auf die Entwicklung, Verbreitung und Anwendung des Internets ein Ungleichgewicht zwischen verschiedenen Regionen sowie zwischen Stadt und Land. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung, des Bildungsniveaus und des Standes der Informationstechnik in der Gesellschaft insgesamt entwickelt sich das Internet in Ostchina schnell, in Westchina jedoch nur langsam; es verbreitet sich in den Städten, aber kaum auf dem Land. Ende 2009 betrug die Verbreitungsrate des Internets in Ostchina 40,0% und in Westchina 21,5%; 72,2% der Internetnutzer wohnten in den Städten und 27,8% auf dem Land. China muss sich weiter bemühen, diese Kluft zwischen verschiedenen Regionen sowie zwischen Stadt und Land zu verringern.

Das Internet hat sich in China mit dem Strom der Reformen und der Öffnung entwickelt, es entsprach ihren Bedürfnissen und trieb sie voran. Mit der raschen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung sowie mit dem Wachstum der geistigen und kulturellen Bedürfnisse des Volkes in China wird sich das Internet weiter verbreiten und das Volk wird höhere Ansprüche an es stellen. Die chinesische Regierung wird die Entwicklung und Verbreitung des Internets weiter nach Kräften fördern und versuchen, die Verbreitungsrate in den kommenden fünf Jahren auf 45% zu steigern, damit das Internet immer mehr Menschen zugute kommt.

 

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„Weißbuch zu Chinas Internetwesen" veröffentlicht