Erdrückende Schwüle. Die Luft steht. Man sieht kaum weiter als bis zum nächsten Flugzeug, das vielleicht knappe 50 Meter entfernt steht. Das Atmen fällt schwer. Ungewohnt. Erleichtert betreten wir die klimatisierte Gangway des zentralen Beijinger Flughafens, die uns in die Gepäckhalle führt. Überall Menschen. Eigentlich nicht weiter verwunderlich. Darauf waren wir vorbereitet.
Nach bestandenem, aber sehr zeitaufwändigem Security Check stehen wir in der großen Empfangshalle, wobei wir später erfahren, dass es sich dabei eigentlich nur um eine Art Nebenterminal gehandelt hat.
Es ist schon irgendwie warm.
Wir verlassen das Flughafengebäude. Es wird wärmer. In einer nicht enden wollenden Schlange reihen sich - oder vielmehr quetschen sich - Taxis an Taxis. Es riecht merkwürdig. Irgendwie nach zu vielen Autos.
Obwohl wir sie hinter der Smogschicht verborgen nicht sehen können, knallt die Sonne erbarmungslos auf unsere Köpfe.
Da ich noch nie so viele Taxis an einem Fleck angetroffen habe, bin ich recht zuversichtlich einen Wagen zu finden, der uns zu unserem Hostel geleiten kann – Fehleinschätzung!
Die ersten drei Taxifahrer, die wir ansprechen und denen wir unsere Wegbeschreibung, leider nur teilweise auf Chinesisch, unter die Nase halten, winken ab und lassen uns einfach stehen. Na gut, dann halt nicht, es wird sich schon irgendwer finden …
Und Tatsache, ein Taxifahrer hält direkt vor uns an und lächelt uns vertrauenserweckend entgegen. Nach einem zehnminütigen Gespräch mit einem Aufsichtsbeamten und einem unverständlichen Telefonat, scheint unser Fahrer den Weg zu kennen.
Man kann ja wenigstens hoffen.
Das Messgerät, das er uns als `Meteranzeige`, warum auch immer Meter, verkauft, zeigt komische Zahlen an. Ich bin verwirrt. Der Taxifahrer anscheinend auch. Jedenfalls steigt er des Öfteren aus seinem Wagen, um auf der Straße Menschen anzuhalten, die ihm den Weg erklären können. Hmh, na gut, Peking ist groß. Dafür sollten wir Verständnis haben.
Wir biegen in eine erstaunlich kleine und vor allem enge Gasse ein. Am Straßenrand vor ihren Behausungen sitzen Menschen, oft Ältere, die Essen zubereiten oder einfach mit freiem Oberkörper in der Sonne schmoren. Überall stehen alte zweirädrige Karren herum, auf denen Gemüse und fertig bereitete Speisen von Straßenhändlern feilgeboten werden. Vor allem die Räder, die an vielen Hauswänden lehnen, erstaunen mich. Sie sehen ganz anders aus, als man es in Deutschland gewohnt ist – irgendwie älter. Die Atmosphäre in den Hutongs, die wir durchfahren, obwohl wir kaum vorwärtskommen, da die engen Gassen, die in Beijing zur traditionellen Wohnbebauung zählen, einfach nicht für Autos angelegt wurden, ist beeindruckend. Die Leute, die hier wohnen, wirken so entspannt und in sich gekehrt, als lebten sie in ihrer eigenen kleinen Welt. Von der Hauptgasse aus führen noch schmalere Gässchen und teils überdachte, rankenbewachsene oder sehr stark ausgetretene Pfade zu den traditionellen chinesischen Wohnhöfen. Aus vielen diesen Innenhöfen dringt der Duft von fremdländischen, mir natürlich vollkommen unbekannten Gerichten. Vermengt mit einem etwas unangenehmeren Geruch nach faulen Eiern, der wahrscheinlich von den Latrinen und der Hitze über der Stadt herrührt.
Unser Taxifahrer scheint sich seiner Sache immer noch nicht so ganz sicher zu sein. Ich habe das Gefühl, dass wir im Kreis fahren. Allerdings bin ich sehr froh, dass wir nicht allein und zu Fuß durch dieses für Beijinger Hutongs sehr typisch verwirrende Gassenlabyrinth müssen. Wir fahren jetzt seit circa 20-30 Minuten, obwohl laut der im heimischen Berlin aus dem Internet ausgedruckten Wegbeschreibung höchstens 20 Kilometer zwischen Flughafen und Hostel liegen sollen.
Als hätte der Fahrer meine Gedanken gelesen, halten wir plötzlich. P. Loft Youth Hostel. Da steht es, in großen Lettern, Schwarz auf Weiß, im wahrsten Sinne des Wortes.
Wir haben es geschafft! Zumindest fast …
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Bleibt noch die Sache mit der Bezahlung.
Wir schauen unseren Fahrer fragend an. Er uns ebenfalls.
Da es mit der Kommunikation nicht so gut zu klappen scheint, zücke ich mein Portemonnaie.
Er scheint auch zu verstehen und hält uns auffordernd seine Hand entgegen. Problematischerweise hatte er bisher noch keine Summe auf Chinesisch, Deutsch, Englisch oder einer sonst halbwegs verständlichen Sprache erwähnt. So bleibe ich ratlos.
Er dagegen kramt nach einer Karte, auf der der stolze Betrag von 380 Yuan steht.
Während wir, nach einigem unverständlichem Hin und Her mit dem Fahrer, wobei es jedoch bei dem Preis bleibt, das Taxi verlassen und unserem Hostel mit deutlich leichterer Geldbörse entgegenschreiten, wird uns bewusst, dass unsere erste Beijinger Erfahrung auf den Punkt gebracht lauten würde: Vertraue keinem Taxifahrer, schon gar keinem, der nicht einmal eine Lizenz in seinem Wagen hängen hat. Denn sonst wirst du als ausländisches Touristenopfer ordentlich übers Ohr gehauen! Schicksal! |