Der bekannte Volkspark im Herzen von Shanghai dient seit zehn Jahren auch als Nachschubbasis im Krieg der Geschlechter. Früher bemühten sich die Ehewilligen noch persönlich in den Park, um dort nach einem geeigneten Heiratskandidaten Ausschau zu halten, oder brachten ihn sogar selbst mit. Jetzt ist der Park eher zum Treffpunkt zahlreicher Eltern lediger junger Chinesen geworden. Sie bringen den säuberlich geschriebenen Lebenslauf ihrer Kinder mit, hängen ihn am seidenen Faden an Baumäste oder heften ihn an Pinnwände und tauschen vorteilhafte Fotografien ihrer lieben, gar nicht mehr so Kleinen untereinander aus. Eltern als Ehevermittler im öffentlichen Raum sind in Shanghai fast so etwas wie ein Wahrzeichen für den Zustand der Gesellschaft geworden.
In den chinesischen Metropolen Beijing, Shanghai und Guangzhou wird es für Menschen im heiratsfähigen Alter immer schwieriger, einen geeigneten Lebenspartner zu finden. Denn normalerweise haben sie großen Stress im Beruf, wenig Freizeit und folglich einen relativ überschaubaren Freundeskreis. Außerdem haben sie - und ihre Eltern! - ziemlich konkrete Vorstellungen über einen tauglichen Ehepartner: Die Ansprüche sind sehr hoch. Nach traditioneller chinesischer Auffassung müssen sich die Eltern so lange um ihre Kinder sorgen, bis diese unter die Haube gekommen sind und selbst eine Familie gegründet haben. Erst dann vollendet sich der Lebenskreis der Eltern. Deswegen kommen sie im Volkspark zusammen, um ein dann gar nicht mehr so blindwütiges Blind Date für ihre Kinder zu organisieren.
"Mein Kind kann sich auch sehen lassen!"
Foto in der Hand, das Kind am Hals - Jetzt kann´s losgehen!
"Freier Wettbewerb. Die Besseren sollen gewinnen!"
So viele einsame Herzen?
Erste Runde: Eltern checken Lebensläufe.
Ein lauschiges Plätzchen fürs Blind Date
Ehepartner to go! |