30-11-2009
China in den Augen der Ausländer
Wein Made in China
von Rebecca Sumy Roth

 

 

 Das müssen Sie sich unbedingt anschauen, hatte Ma Huiqin geraten, Professorin für Önologie an der Universität für Agrarwissenschaften in Peking, denn nirgendwo sonst in der Welt außer in China wird Wein so behandelt! Und tatsächlich, sind auf dem Weinfeld Chateau Bolongbao parallel zu den Spalieren lange Reihen von Erdhügeln zu bestaunen. Darunter liegen die sorgsam zugedeckten Weinsetzlinge. Eine Schutzmaßnahme, denn zu kalt und trocken ist der Winter in Nordchina, im Südwesten von Beijing. Bis zu Minus 22 Grad kann es hier schon werden, erklärt Winzer Zhou Fuling. Im Frühjahr dann, müsste man sie wieder ausgraben. Eine ziemlich mühsame Sache. Das Ein- und Ausgraben machen nahezu 30 Prozent des gesamten Arbeitaufwandes aus. Aber Zhou Fuling ist Weinbauer aus Passion.

Sein Weingut, Chateau Bolongbao, ist sein ganzer Stolz. Gerade einmal vor zehn Jahren hat er es aufgebaut. Zuvor war er für die chinesische Regierung jahrelang als Bewässerungsexperte in Entwicklungshilfeprojekten in Afrika tätig.

Seine Reisen hin und zurück führten ihn immer über Paris, und dort entdeckte er seine Leidenschaft für guten Wein. Nach seiner Pensionierung hat er in ein geeignetes Stück Land investiert, sich viel Fachwissen angeeignet und seinen Traum vom eigenen Weingut in die Tat umgesetzt. Von Anfang an hat er dabei auf Ökoanbau gesetzt. Überall sind Solarpanels installiert, Vögel würden bei ihm geschützt, gespritzt wird nur mit biologischen Substanzen.

Ökoanbau war in China vor 10 Jahren noch eine echte Pionierleistung. Auch der Weinanbau für sich, ist in China noch ziemlich neu, auch wenn es historische Hinweise darauf gibt, dass in China bereits in der Tang und Han Dynastie Wein angebaut wurde. Doch Wein zu trinken, war lange beschränkt auf einen kleinen elitären Zirkel. Das hat sich in den letzten 10, 20 Jahren enorm geändert. China ist heute das sechstgrößte Weinanbauland der Welt und liegt damit noch vor Deutschland. Mehr als 500 Weinhersteller gibt es heute, auch Biobauern gibt es darunter, Chateau Bolongabo gehört dazu.

Auf seiner Führung durch sein Schloss, das eigentlich mehr eine stuckverzierte kleine Fabrikanlage mit Weinkeller und Repräsentationsräumen ist, zeigt uns Weingutbesitzer Zhou Fuling eine lange Reihe von Silberrähmchen gefassten Zertifikate. Die höchsten Qualitätanforderungen hätte sein Weingut erreicht. Sogar einige internationale Öko-Zertifikate sind dabei, wobei der deutsche Gutachter, der in diesem Jahr vorbeigekommen war, der strengste von allen gewesen sei: Jeden Stein habe er umgedreht. Wenn da auch nur eine Stückchen Plastik zu sehen war, habe er sofort gefragt: Und was ist das da? Aber, fügt Zhou an, die Gründlichkeit sei ein Ansporn für ihn es noch besser zu machen.

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