27-04-2010 Beijing Rundschau
Hintergründe der negativen Handelsbilanz
von Shang Qianming

Statistiken der chinesischen Zollverwaltung verzeichnen für März 2010 erstmals seit 70 Monaten eine negative Bilanz im Außenhandel. Es wurden für 7,24 Milliarden Dollar mehr Waren ein- als ausgeführt. Angesichts eines monatlichen Handelsvolumens von 200 Milliarden Dollar ist dies zwar eine vergleichsweise geringe Summe, markiert aber eine Tendenz, die besonders vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen den USA und China um die Aufwertung des Yuan für Aufmerksamkeit sorgt.

Die Außenhandelsbilanz im ersten Quartal verbuchte zwar einen Überschuss von 14,49 Milliarden Dollar, aber im Jahresvergleich bedeutete dieser Überschuss einen Rückgang um immerhin 76,6 Prozent. Auch dies eine Seltenheit in den letzten Jahren. Experten halten das jedoch für ein zeitweiliges  Phänomen. Chinas Handelsbilanz wird ihrer Meinung nach langfristig unausgewogen bleiben.

Steigende Importe

Zhao Jinping, stellvertretender Direktor der Abteilung für Außenwirtschaft beim Forschungszentrum des Staatrats, erklärt die Ursache für die negative Handelbilanz im März so: "Die chinesische Wirtschaft hat sich rascher erholt als die Weltwirtschaft. Deshalb überwiegt die Binnennachfrage die Nachfrage aus dem Ausland. So wird nun mehr nach China eingeführt als China ins Ausland exportieren kann. Das führt zu einer Reduzierung des Handelsüberschusses."

Allerdings sei der Anstieg der Importe nicht nur der Nachfrage auf dem Inlandsmarkt zu verdanken: „Ein Großteil der chinesischen Exportwaren sind veredelte oder bearbeitete Güter, deren Rohstoffe bzw. Einzelbestandteile nach China importiert, aber nicht im Land konsumiert werden. Als Produkte der chinesischen Fertigungsindustrie wandern sie nach ihrer Bearbeitung wieder in den Export. Mit der Erholung der Weltwirtschaft haben sich seit Ende letzten Jahres die Auftragsbücher chinesischer Unternehmen wieder gefüllt, deshalb muss mehr Rohmaterial importiert werden. Die Folge: ein Anstieg der Importrate."

Es hat sich weniger das Importvolumen erhöht als vielmehr der Preis der Importgüter. Für Eisensand muss man gegenwärtig durchschnittlich 96,3 Dollar pro Tonne bezahlen - ein Anstieg um 20,7 Prozent -,  während der Preis für Sojabohnen bei 456,9 Dollar pro Tonne liegt, ein Anstieg um 15,1 Prozent. Li Jian, Wissenschaftler an der Akademie für Außenhandel und wirtschaftliche Zusammenarbeit, meint: "China exportiert vor allem Güter der Fertigungsindustrie, die wenig Spielraum für Preiserhöhungen lassen. Deshalb ist der Geldwert der Importgüter rascher gewachsen als der der Exportwaren." Güter der Fertigungsindustrie nehmen den Löwenanteil am chinesischen Außenhandels ein. Die Preisschere stellt eine wachsende Belastung für chinesische Unternehmen dar. 

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