03-03-2010 Beijing Rundschau
Zieht sich Google aus China zurück?

Was denken sie über den angedrohten Rückzug Googles vom chinesischen Markt? Das, was eigentlich eine unternehmerische Entscheidung ist, wurde vielfach politisch gedeutet, so dass es schließlich sogar zu einem Thema für die Diplomatie geworden ist. Wie beurteilen Sie diesen Vorgang?

 

Zhao Qizheng: 2005 war ich noch als Direktor des Presseamtes des Staatsrats tätig, so weiß ich um die näheren Umstände des Marktauftritts von Google. Damals betrieb Google umfangreiche Marktstudien. Auch hat sich Google genau über den gesetzlichen Rahmen seiner geplanten Aktivitäten informiert. 2006, als Google dann offiziell den chinesischen Markt betrat, erklärte das Unternehmen, die Gesetze des Landes befolgen zu wollen. Jetzt sagt Google, dass chinesische Hacker die Firma attackiert hätten und beschuldigt die chinesische Regierung, hinter diesen Hackerangriffen zu stecken. Das ist eine unfundierte und unhaltbare Behauptung, denn in China sind Hackerangriffe jeder Art gesetzlich verboten und werden streng verfolgt und bestraft. Jedermann benutzt heutzutage Computer, auch mein Rechner wurde schon von Hackern angegriffen und hat dabei Daten eingebüßt, ich verabscheue jegliche Art von Hackeraktivitäten.

In Shanghai habe ich im Rahmen der Entwicklung von Pudong Kontakt zu zahlreichen ausländischen Firmen gehabt. Ich weiß, dass ausländische Unternehmen Zeit brauchen, um sich an China anzupassen, nicht nur an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern auch an die chinesische Kultur. Es ist ein Prozess. Die IT-Industrie sollte sich ihrer jeweiligen Geschäftsumgebung anpassen. Computerviren ähneln Viren, die die Gesundheit des Menschen bedrohen, aber man kann sich an sie gewöhnen und eine gewisse Resistenz entwickeln. Hi-Tech Unternehmen wie Google sind ohne weiteres dazu in der Lage, Computerviren zu bekämpfen und Hackerattacken abzuwehren.

Einige ausländische und chinesische Medien sagen, dass die chinesische Suchmaschine Baidu ohne die Konkurrenz durch Google die Alleinherrschaft über den chinesischen Internetmarkt antreten kann und dass Baidu darüber höchst erfreut sein dürfte. Ich glaube nicht, dass dies die Stimmung bei Baidu wiedergibt. Es ist doch eher so wie im Sport: Wenn die zweifache Goldmedaillegewinnerin bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver, Wang Meng, auf der Eislaufbahn einen neuen Rekord aufstellt, kann ihr das nur gelingen, wenn sie starke Konkurrenten neben sich spürt. Auch ein gutes Unternehmen braucht starke Mitbewerber, um noch besser zu werden! Die von Google konzipierte „Daten-Wolke", die Auslagerung von Daten ins Internet und ihre Zugänglichkeit an allen Orten der Welt, ist eine großartige Leistung, der der CEO von Baidu, Li Yanhong, die „Rahmentechnik" entgegengesetzt hat, ebenfalls eine bemerkenswerte Errungenschaft. Ich möchte Wettbewerb zwischen den Giganten sehen.  

Es gibt in China ein Sprichwort: „Gute Pferde drehen nicht um, nur um gutes Gras zu fressen." Das soll heißen, dass man einer entgangenen Gelegenheit nicht nachtrauern soll. Ich denke, das Sprichwort ist nicht ganz korrekt. Warum sollen Pferde auf gutes Gras verzichten? Gute Pferde sollen gutes Gras fressen. Pferde, die zurückkommen, sind gute Pferde. Google sollte also über seinen Schatten springen, und die Rückzugspläne aufgeben. Chinas Internet ist offen, China ist nach wie vor darum bemüht, ein gutes Investitionsklima für Ausländer zu schaffen. Die rechtmäßigen Interessen ausländischer Kapitalgeber sind gut geschützt in China. Wir heißen ausländische Unternehmen willkommen, selbstverständlich auch die Globalplayer des Internets! Wir laden alle dazu ein, in China gute Geschäfte zu machen. Aber wir erwarten auch, dass ausländische Investoren die Interessen der chinesischen Öffentlichkeit, die kulturellen Traditionen des Landes und die chinesischen Gesetze respektieren, und auf diese Art gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.

 
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