11-09-2009 im Focus
Deutsche Präsenz auf der Internationalen Beijinger Buchmesse (BIBF)
Quelle: Radio China International

Die 16. Internationale Beijinger Buchmesse (BIBF) ist am 7. September zu Ende gegangen. Mehr als 200 000 Besucher interessierten sich für die etwa 160 000 Bücher, die von mehr als 1700 Verlage aus aller Welt präsentiert wurden. Darunter auch zahlreiche Verlage aus Deutschland.

In Halle 8 des Internationalen Ausstellungszentrums waren die Stände der ausländischen Verlage untergebracht. Betrat man die Ausstellungshalle, so fiel einem sofort der Gemeinschaftsstand der deutschen Messeteilnehmer auf, gleich in der Nähe des Eingangs gelegen.

Ren Lei von der für Ostasien zuständigen Abteilung der Frankfurter Buchmesse hat die deutschen Verlage auf der diesjährigen Internationalen Beijinger Buchmesse betreut und kennt die Einzelheiten:

"Der deutsche Gemeinschaftsstand hat dieses Jahr 144 Quadratmeter. Wir haben 49 Verlage am Stand mit 14 Vertretern, darunter einige Lizenzmanager. Der Stand wird jedes Jahr organisiert durch die Frankfurter Buchmesse und finanziert durch das BMWi, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Wir kommen jedes Jahr auf die Buchmesse Beijing. Dieses Jahr habe ich zum Beispiel die Kollektion Kinderbuch, deutsche Kinderbücher mitgebracht. Ebenso literarische Neuerscheinungen 2008, nur eine ganz kleine, aber sehr feine Auswahl, gewissermaßen Kostproben, um auf den Geschmack zu kommen. Das soll Lesern und Fachbesuchern einen Überblick über die gesamte deutsche Verlagslandschaft geben. So kann man erfahren, welche Bücher es aktuell in Deutschland gibt, und nebenbei einen Eindruck von der deutschen Kultur bekommen.

Die zweite Gruppe sind Bücher, die von Verlagen speziell für die Buchmesse nach Beijing geschickt werden. Dieses Jahr habe ich Verlage aus unterschiedlichen Bereichen am Stand, zum Beispiel gibt es Kinderbuchverlage, STM-Verlage, welche die Themenbereiche Wissenschaft, Technik und Medizin abdecken, oder Schulbuchverlage wie Cornelsen und Pilsen. Dann habe ich noch das Deutsche Archäologische Institut dabei, das gerade seine Außenstelle in Beijing eröffnet hat. Dieses Jahr ist es auf einem eigenen Stand mit all seinen Publikationen vertreten. Ein wichtiges Segment sind dann noch die Sachbuchverlage. Es gibt also ein breit gefächertes Angebot an Büchern."

Auf die Frage, welche Bücher besonders beliebt sind, antwortet die Kundenbetreuerin:

"Deutsche Kinderbücher sind sehr gefragt, die sind auch wirklich Weltklasse! Jeden Tag bekomme ich unzählige Anfragen. Viele Besucher haben in den Kinderbüchern geblättert, die sind definitiv der Renner! Das zweite Topthema sind literarische Neuerscheinungen aus Deutschland. Das sind natürlich alles Bücher in deutscher Sprache, dennoch haben erstaunlich viele Leute darin geblättert."

Am Stand für deutsche Kinderbücher traf unsere Reporterin eine Kunststudentin. Sie hatte von Freunden gehört, dass auf der Buchmesse entzückende Bücher aus Deutschland zu finden seien:

"Ich finde das Druckbild deutscher Bücher ausgezeichnet. Auch das Design und die Farben sind fabelhaft."

Gao Yang von der Zentralen Kunstakademie hat sechs Jahre lang in Deutschland Innenarchitektur studiert. Er war auf der Messe, um deutsche Fachbücher zu suchen:

"Aus Deutschland gibt es viele gute Bücher aus meinem Fachbereich. Die sind in China aber schwer erhältlich. Ich hoffe, dass künftig mehr deutsche Fachbücher in China erscheinen, und zwar möglichst zeitgleich mit dem deutschen Markt."

Der deutsch-chinesische Buchhandel gleicht bislang eher einer Einbahnstraße von Deutschland nach China. Dazu erklärt Ren Lei:

"2007 hat China rund 580 Titel aus Deutschland erworben. Nach Deutschland verkauft wurden hingegen nur 14 Titel. Da sieht man, dass das Lizenzgeschäft zwischen China und Deutschland noch sehr einseitig ist. Daher ist die Förderung des Lizenzgeschäfts eines der Hauptzieles der chinesischen Präsenz als Ehrengast dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse. Wir wollen chinesische Verlage dabei unterstützen, mehr Lizenzen im Ausland abzusetzen."

Die Kundenbetreuerin der Frankfurter Buchmesse führt das Ungleichgewicht im Lizenzenhandel auf drei Gründe zurück:

" Erstens: China hat eine so reiche Kultur und lange Geschichte, die für die westliche Welt aber noch sehr fremd ist. Auch wenn China sich mittlerweile geöffnet hat, und viele Menschen als Touristen, Besucher und Geschäftsleute nach China kommen. Trotzdem ist die chinesische Kultur für Ausländer noch weitgehend unverständlich. Dass diese komplexe Kultur schwer vermittelbar ist, ist mit Sicherheit  ein Grund dafür, dass bislang nur wenige Bücher ins Ausland verkauft werden können.

Der zweite Grund liegt meiner Meinung nach darin, dass die chinesischen Verlagskollegen noch nicht so viel Erfahrung haben im Lizenzgeschäft. Die Politik der chinesischen Regierung, im Ausland Geschäftsaktivitäten zu entwickeln, ist ja noch nicht sehr alt. Und die chinesischen Verlage befinden sich gegenwärtig in der Reformphase. Man ist gerade dabei, Erfahrungen zu sammeln, was man im Ausland machen kann, wie man erfolgreich ins Ausland gehen kann. Und die ausländischen Verlagskollegen sind natürlich schon viel weiter mit ihren Geschäften.

Der dritte Grund liegt in der Sprache, Chinesisch ist eine sehr schwere Sprache in dem Sinne, dass sie schwer zu übersetzen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass es nur wenige Übersetzer aus dem Chinesischen in eine Fremdsprache gibt. Es besteht eine hohe Sprachbarriere, die es zu überwinden gilt. Daher haben wir im Rahmen des Ehrengastprogramms auch speziell ein Programm zur Förderung von Übersetzungsprojekten aufgelegt. Getragen wird es von der Frankfurter Buchmesse und dem Organisator des Ehrengastprogramms, also teilweise durch Mittel der chinesischen Regierung. Es gibt zwanzig deutsche Titel in diesem Programm, deren Übersetzung finanziell unterstützt werden. Das ist unser Beitrag zum Kulturaustausch.“

Ren Lei betreute schon letztes Jahr auf der BIBF, die damals ausnahmsweise in der nordchinesischen Hafenmetropole Tianjin stattfand, die deutschen Verlage. Mit dem Ergebnis der diesjährigen Messe in Beijing zeigt sie sich sehr zufrieden:

"Wir haben eine Umfrage unter den Verlagsvertretern hier am Stand durchgeführt, und alle sind sehr zufrieden mit der Messe in diesem Jahr. Es war weniger Andrang als in Tianjin, dafür waren die Kontakte hier intensiver, es wurden unausgesetzt Gespräche geführt und zahlreiche Verträge abgeschlossen."

Ren Lei sieht die Buchmesse als einen wichtigen Ort zum Anbahnen von Kontakten und zum Austausch zwischen Verlagsleuten beider Länder:

"Kontinuität ist für deutsche Verlage wichtig. Dieses Jahr trifft man sich in Beijing, einen Monat später sieht man sich in Frankfurt wieder, wenn China Ehrengast auf der Buchmesse ist. Nächstes Jahr kommen wir wieder nach Beijing. So kann man Kontakte halten und Geschäfte abschließen. Wir wissen ja, dass es sehr wichtig ist fürs Geschäft mit chinesischen Kollegen, dass man sich häufig trifft, immer in Kontakt bleibt, immer Gespräche führt. Deshalb sind die Messen von zentraler Bedeutung."

 

 

 
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