07-07-2009 Beijing Rundschau
Chinas Notenbank befürwortet eine neue internationale Reservewährung

Immer wieder gerät die Rolle des US-Dollars als internationaler Reservewährung in die Kritik. Im Vorfeld des Weltfinanzgipfels von London Anfang März 2009 hatte der Präsident der chinesischen Zentralbank, Zhou Xiaochuan, den Vorschlag unterbreitet, eine neue internationale Reservewährung auf der Grundlage der Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu schaffen. Dieser Vorstoß war seinerzeit als informell gewertet worden. Nun aber erscheint zum ersten Mal ein derartiger Vorschlag in einem offiziellen Dokument, dem von der Notenbank alljährlich herausgegebenen „Bericht über die  Stabilität des chinesischen Finanzsystems“.

Die SZR sind eine Art Kreditlinie, auf die Staaten zugreifen können, um sich Devisen zu verschaffen. Ursprünglich entsprach ein SZR 0,888671 Gramm Gold. Heutzutage wird der Wert der SZR aus einem Währungskorb berechnet, in dem sich Euro, Yen, Dollar und Pfund befinden. Am Gesamtinhalt des Korbes ist der Dollar mit 44 Prozent, der Euro mit 34 Prozent, der Yen mit 11 Prozent und das Pfund ebenfalls mit 11 Prozent beteiligt. Li Lianzhong, der Direktor der Wirtschaftbehörde beim Forschungsinstitut für Politologie des ZK der KP Chinas, hat vorgeschlagen, den chinesischen Yuan als fünfte Währung in den Währungskorb der SZR aufzunehmen. Li stellt sich einen Anteil von je 20 Prozent für jede der fünf Währungen vor.

Um die inhärenten Mängel der Verwendung einer kreditbasierten nationalen Währung als internationaler Reservewährung zu beheben, fordert der Bericht, eine supranationale Reservewährung zu schaffen, die von einzelnen nationalen Währungen unabhängig sein sollte und deren Wert langfristig stabil bleiben könnte. Zudem wird argumentiert, die Rolle der Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) auszubauen. Es sei daran zu denken, dass die Mitgliedstaaten Teile ihrer Devisenreserven dem IWF als SZR anvertrauten, auf diese Weise kann die Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft zur Bewältigung der Krise und zur Wahrung der Stabilität des internationalen Währungs- und Finanzsystems erhöht werden.

Der Bericht nennt als langfristiges Ziel, die extreme Abhängigkeit von der gegenwärtigen Reservewährung, bei der es ein Übergewicht des Dollars gebe, zu reduzieren. 

China ist mit über zwei Billionen Dollar das Land mit den größten Währungsreserven der Welt – und zudem mit einem Portefeuille von mehr als 700 Milliarden Dollar der größte Halter amerikanischer Staatsanleihen.

Schon Mitte März hatte sich der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao besorgt über die Wertbeständigkeit des chinesischen Dollar-Engagements gezeigt. Ein Sprecher von Präsident Barack Obama hatte daraufhin versichert, dass Anleihen in US-Dollar die sicherste Anlage der Welt seien.

Der Bericht der Notenbank wiederholt die Äußerung von Yu Yongding, dem früheren Berater der chinesischen Zentralbank, die dieser am 25. Juni auf der hochrangigen UN-Sitzung über die globale Finanz- und Wirtschaftskrise getan hatte. Yu spricht sich für eine Reform der internationalen Währung- und Finanzinfrastruktur aus. Um die Wirtschaftskrise zu bewältigen, so Yu, müsse das Währungssystem reformiert werden. Nur so könne die Weltfinanzordnung weniger anfällig für wiederkehrende Krisen werden. Nach Yu wird es nur eine vorübergehende Stärke des Dollars geben. Wenn dann die Abwertung des Dollars einsetze, würde dies den Interessen Chinas erheblichen Schaden zufügen.

Der Wert des US-Dollars ist seit März 2009 stetig gesunken. Die sich erholende Wirtschaft und die lockere Währungspolitik der USA üben großen Druck auf den Dollar aus. Die Gefahr einer nahenden Inflation machen Kapitalmarktprodukte wie festverzinsliche Staatsanleihen der USA immer weniger attraktiv. Schon Anfang Juni hatte der russische Staatspräsident Dmitri Medwedew vorgeschlagen, man soll eine Reservewährung schaffen, die sich aus den Währungen verschiedener Wirtschaftsräume speise, um so die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom US-Dollar zu reduzieren.

Allerdings wird diese Auffassung nicht von allen großen Wirtschaftsnationen geteilt. Japan zählt zu den Ländern, die nicht zuletzt aus politischen Gründen den US-Dollar und die Zeichnung von US-Staatsanleihen tatkräftig unterstützen. Der japanische Finanzminister Yosano Kaoru hat wiederholt erklärt, Japan sei sehr zuversichtlich hinsichtlich einer Erholung der US-Währung. Auch der russische Finanzminister Alexei Kudrin ist am 13. Juni nach dem G8-Gipfel wieder von der früheren Haltung der russischen Regierung abgerückt und äußerte sich zuversichtlich über die Wertentwicklung des US-Dollars. Nach Kudrin sei es noch zu früh, um über eine alternative Reservewährung zu diskutieren.

 

 

Mehr dazu:
China schlägt eine neue Leitwährung vor
 
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