24-06-2009 Quelle: Nanfang Weekend
Grüner Damm: Filter für den armen Garfield - Wo steckt Fritz the Cat?
von Hu Ben
Die neue Blockiersoftware Grüner Damm regiert empfindlich auf große fleischfarbene Flächen. Ein Bild mit viel gelber Farbe wird falsch beurteilt. Auch beim Test mit drei berühmten Katzen scheiterte die Software: Will man auf Hello Kitty (weiss und pink), Doraemon (blau) und Garfield (gelb) zugreifen, so wird der arme Garfield vom „Grünen Damm" blockiert. 

 

„Ich bin total erschreckt, als ich die Nachricht gehört habe", sagt Chen Yun, ein Internet-User in der Provinz Guangdong. Am 9. Juni wurde die Vorschrift veröffentlicht, dass auf jedem Computer, der ab 1. Juli dieses Jahr in China verkauft wird, die Software „Grüner Damm" installiert sein muss.

Einer Online-Umfrage von sina.com zufolge wollen 80 Prozent der Befragten die Software nicht installieren, weil sie befürchten, dass mit dieser Software ihre Online-Aktivitäten offen zu Tage träten und damit ihre Privatsphäre verletzt würde.

Es ist bislang ohne Beispiel, dass eine Regierung die Bürger dazu verpflichtet, eine bestimmte Software anzuwenden. Deshalb hat die Nachricht erheblichen Argwohn hinsichtlich der Hintergründe der Vorschrift erregt. Tests haben zudem ergeben, dass die Software noch erhebliche Mängel aufweist.

Keine Sperre für pornografische Fotos von farbigen Menschen?

Zwei bislang unbekannte Firmen stehen nun über Nacht im Mittelpunkt des Interesses: die Zhengzhou Jinhui Computer System Engineering Ltd. und die Beijing Dazheng Hierarchical Network of Concepts Ltd. Sie haben bei der Entwicklung der Software kooperiert. Jinhui ist verantwortlich für die Blockierung von bewegten Bildern und Fotografien, während Beijing Dazheng für das Filtern von Worten zuständig ist. 

Am Abend des 9. Juni haben einige Internet-User herausgefunden, dass man auf der Homepage der Firma Jinhui durch einige Klicks pornografische Fotos betrachten konnte. Einen Tag später war auf der Homepage der Firma dieser Zugriff allerdings nicht mehr möglich. Will man derzeit die Homepage besuchen, findet man dort nur einen einzigen Satz vor: „Diese Webseite wird zur Zeit aktualisiert." Nach Meinung von Experten sollte mit diesem Fotomaterial wahrscheinlich die Filtersoftware getestet werden. Allerdings hätten sie nur intern zugänglich sein sollen, niemand weiß, warum sie plötzlich auf der Homepage des Unternehmens aufgetaucht sind.

Am 8. April haben das Bildungsministerium, das Finanzministerium, das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie und das Pressebüro des Staatsrats gemeinsam eine Vorschrift veröffentlicht, wonach alle Computer in den Schulen des Landes die  Software „Grüner Damm- Jugendbegleitung" installieren müssten. Aus einem von der Schulbehörde in der Provinz Anhui weitergegebenen Dokument ist ersichtlich, dass auf Anordnung der vier Ministerien jede Schule bis Ende Juli die Installierung der Software vollzogen haben muss. Chinas große PC-Hersteller wie Haier und Fouder bestätigten, eine Anweisung der Regierung erhalten zu haben, wonach die Software auf allen Computern zu installieren sei, die im Rahmen der Aktion zur „Verbreitung von preiswerten elektrischen Haushaltsgeräten in ländlichen Gebieten" ausgeliefert werden. Dadurch wird der „Grüne Damm" sehr rasch die in China am weitesten verbreitete legale Software werden.

Allerdings ist die Arbeitsweise der Software „Grüner Damm" ein bisschen zu einfach: zuerst wird ein verdächtiges Foto analysiert, um herauszufinden, ob es Nacktheit abbildet. Dann begutachtet die Software die Gestalt des „nackten Gebietes" und soll beurteilen, ob es sich dabei um pornografisches Material handelt. Gesichtsdarstellungen dürfen unzensiert die Sperre passieren.

Fachleute aus der IT-Branche sind skeptisch: „Ungeklärt ist die Frage, ob die Software wirklich alle pornographischen Inhalte effektiv erfassen und blockieren kann. Wie sieht es mit pornografischen Darstellungen schwarzer Menschen aus?" Nach dem Test ist klar, dass „Grüner Damm" die Fotos farbiger Menschen nicht effektiv unterscheiden kann. Auch Fotos mit großflächigen Gelb- und Rosatönen, wie sie bei Abbildungen von nackten Babys, Schweinchen und der Cartoon-Figur Garfield auftreten, werden vom „Grünem Damm" blockiert, obwohl alle drei Zensuropfer nicht das Geringste mit Pornographie zu tun haben!

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