10-02-2009 Beijing Rundschau
Jüngere Wanderarbeiter und ihr Wunsch nach einem Leben in den Städten
von Zeng Wenhui

Chinesisches Silvester: mittags spielt der 22-jährige Ding Guoqiang in seiner Heimat, der Gemeinde Sanlifan im Kreis Luotian in der Provinz Hubei, mit seinen Kameraden Karten. Er ist gerade zurückgekehrt. Bislang hatte er auswärts in einer Fabrik für elektronische Bauteile gearbeitet. Mit Beginn der Finanzkrise gingen kaum mehr Bestellungen ein. Die Aufträge blieben aus, die Arbeitsplätze wurden abgebaut.

Was wird er nach dem chinesischen Neujahrsfest machen? Er hat keine Ahnung. Aber eines ist für ihn ganz klar: er will auf keinen Fall im Dorf bleiben und auf dem Feld arbeiten. Ein einziges Mal in seinem Leben hat er auf dem Acker gearbeitet und bei der Weizenernte geholfen. Schon nach einer Stunde waren seine Finger wund, nie mehr ist er auf das Feld zurückgekehrt.

Er zählt zum Kreis jüngerer Wanderarbeiter, Wanderarbeiter der zweiten Generation. Sie wurden nach 1980 geboren, sind meistens modisch gekleidet und können gar keine Feldarbeit mehr verrichten. Nach ihrem Mittelschulabschluss gehen sie direkt in die Fabriken. Sie haben einen weiteren Horizont als ihre älteren Kollegen und legen mehr Wert auf Kopfarbeit.

Der stellvertretende Direktor des Forschungsinstituts für Strategisches Management an der Wuhan-Universität, Liu Chuanjiang, sagt über diese jungen Wanderarbeiter, dass sie nach ihrer Rückkehr aufs Land keine tüchtigen Bauern werden können, weil sie sich dem Landleben entfremdet hätten. In den großen Metropolen aber können sie die hohen Mauern, die Regierung und Gesellschaft um den Status eines Stadtbewohners gezogen haben, kaum überwinden.

Im Gegensatz zur ersten Generation, die mit dem Wunsch in die Städte gezogen ist, dort genug Geld zu verdienen, um sich später ein Haus in der Heimat bauen zu können, sieht die zweite Generation voller Erwartung einem dauerhaften Leben in den Städten entgegen. Selbst als im Herbst die Finanzkrise Einzug gehalten hat, wollten sie unbedingt am Stadtleben festhalten.

Berufsfördermaßnahmen bei Heimkehrern noch unbeliebt

Xiao Panfeng, Direktor des Arbeitsamtes im Kreis Luotian, spricht von insgesamt drei Einrichtungen im Kreis Luotian, die diverse Programme in den Bereichen IT, Maschinenbau und Elektrotechnik anbieten. Im Jahr 2008 durchliefen hier 2000 Wanderarbeiter eine Aus- oder Fortbildung. Leider nehmen nur wenige der Arbeiter, die infolge der Finanzkrise in ihre Heimat zurückgekehrt sind, diese Angebote wahr, obwohl die Regierung im Fernsehen und auf Plakaten kräftig die Werbetrommel für kostenlose Ausbildungsprogramme rührt.

Xiao glaubt, dass es „Zeit braucht, bis sich die Einstellung der Wanderarbeiter geändert hat." Viele Wanderarbeiter halten eine Ausbildung für unnötig: „Wenn sie aber erst einmal vom Wert einer Berufsausbildung überzeugt sind, wollen bestimmt viele von ihnen daran teilnehmen, selbst wenn es Geld kosten sollte."

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