27-10-2008 Quelle:Sanlian Lifeweek und Beijing Rundschau
Chinas Rolle in der Hypothekenkrise
von Xie Jiu

Der jüngst mit dem Nobelpreis ausgezeichnete amerikanische Ökonom Paul Krugman hat einmal gesagt, „Amerika wird ein Land werden, wo die Leute sich ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Häusern verdienen, aber das Geld für den Hauskauf kommt aus China." Dieser Satz beschreibt ziemlich treffend zwei Tatsachen: die Wirtschaft wird durch den Immobilienhandel angetrieben, aber die Immobilienwirtschaft ist von China abhängig.
 

Amerika wird ein Land werden, wo die Leute sich ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Häusern verdienen, aber das Geld für den Hauskauf kommt aus China.

China verfügt über Devisenreserven in Höhe von 1,8 Billionen US-Dollar. China hat fast zwei Drittel dieser Gelder in amerikanische Staatsanleihen investiert, in Beteiligungen an Fannie Mae (Federal National Mortgage Association) und Freddie Mac (Federal Home Mortgage Corporation). Durch dieses Engagement hat China dem amerikanischen Wohnungsmarkt indirekt Kredit gewährt.

Anlässlich der globalen Finanzkrise wird derzeit heiß über die Gefahren diskutiert, die mit Chinas hohen Devisenreserven verbunden sind. Chinesen denken, dass Amerika durch Abwertung des US-Dollars die Devisenreserve Chinas schrumpfen lassen kann, während die Amerikaner finden, dass China als größter Gläubiger der USA das Überleben der amerikanischen Wirtschaft bedrohen kann. Sowohl Chinesen als auch Amerikaner betrachten die Lage aus ihrer Perspektive, deshalb ist sowohl das Bild der „amerikanischen Intrige" wie auch das der „chinesischen Bedrohung" schief.
Spielt China in der Hypothekenkrise die Rolle des Verlierers? Nehmen wir das Beispiel der China Investment Corporation (CIC), die ganz aktiv auf der Bühne der Finanzwelt in Erscheinung trat. Im September 2007 hat China mit 200 Milliarden US-Dollar aus der staatlichen Devisenreserve das Unternehmen China Investment Corporation gegründet. Früher wurde dieser SWF (sovereign-wealth funds) aus China auf dem internationalen Finanzparkett mit Misstrauen und unter politischem Vorbehalt betrachtet. Aber nach Ausbruch der Krise suchen viele Finanzmärkte nach Rettungsringen, um sie ohne viel Bedenken zu ergreifen. So werden die 200 Milliarden der CIC heute als „pragmatischer" Einsatz angesehen.
Anfang September wurde bekannt, dass CIC auf dem japanischen Aktienmarkt einkaufen will. Der japanische Minister für Finanzdienstleistung und Reform, Watanabe Yoshimi, machte sofort deutlich, dass diese Investitionen „höchst willkommen seien". Die Wall Street hat frisches Geld sogar noch nötiger. Nach der Pleite von Lehman Brothers und dem Notverkauf des Bankhauses Merrill Lynch an die Bank of America, äußerte Morgan Stanley den Wunsch, 49 Prozent seiner Aktien an CIC verkaufen zu wollen. Käme das Geschäft zustande, wäre die CIC der größte Aktieninhaber von Morgan Stanley. Vor einem Jahr war noch nicht einmal im Traum daran zu denken gewesen, dass eine „aristokratische" Investment Bank der Wall Street von einem chinesischen Unternehmen hätte übernommen werden können. Heute könnte dies wahr werden, wenn CIC nur wollte. Der Umfang der Transaktion ist sogar noch größer als die Übernahme von Privatgeschäft von IBM durch Lenovo vor dreiJahren. Aber CIC agiert diesmal ganz zurückhaltend und bewahrt einen kühlen Kopf. Die Verantwortlichen von CIC erklären, dass Morgan Stanley zur Zeit über eine angemessene Kapitalausstattung verfügt, und die anstehenden Probleme selbständig lösen kann.
Das erinnert an die Situation von vor 20 Jahren. Auch damals stagnierte die amerikanische Wirtschaft, während Japan sich im „Goldrausch" befand. Japan ging in den Vereinigten Staaten auf Einkaufs- und Übernahmetour. Nur die wenigsten hatten noch Zweifel, dass die „Japan Inc." ganz Amerika einsacken würde. Mitsubishi kaufte sogar eines der Symbole der USA, den Gebäudekomplex des Rockefeller Centers in New York. „Die Japaner haben die Seele Amerikas gekauft," hieß es damals. Doch thronten die Japaner nicht lange auf stolzem Rosse. Der Plaza Accord von 1985 hatte dem Yen eine gewaltige Aufwertung beschert, der den Erwerb des Rockefeller Centers 1989 begünstige, zugleich aber läutete er eine Rezessionsphase der japanischen Wirtschaft ein, die ihren Höhepunkt mit dem Platzen der Immobilienblase im Jahr 1990 fand. Das Rockefeller Center, einst zum Preis von 1, 4 Milliarden US-Dollar von Japanern gekauft, wurde zum halben Preis von Tishman Speyer 1999 zurückgekauft.

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