Altersversorgung in der „Ein-Kind-Familie"

Im Wohnviertel Guangwaijiedao im Xuanwu-Distrikt in Beijing wurde im Mai 2007 ein Seniorenzentrum gegründet. Ziel ist es, Dienstleistungen für Senioren anzubieten, die nicht in Alterheime gehen, sondern zuhause wohnen bleiben. Jeder Senior kann monatlich 50 bis 300 Yuan als Beitrag zahlen. So können sie Dienstleistungen des Wohnviertels in Anspruch nehmen: Anlieferung von Essen oder Medikamenten, tägliche Wohnungsreinigung und vieles andere mehr. Bei mittellosen Senioren kommt die Regierung für die Beitragszahlungen auf.

Fan Hongzhi ist eine Bewohnerin des Viertels. Ihre Kinder leben alle im Ausland. Die dreiundsiebzigjährige Frau ist gehbehindert, so wurde sie Mitglied des Seniorenzentrums. „Die Dienstleistungen des Wohnviertels sind gut und günstig. Wenn ich etwas brauche, rufe ich an, dann kommt sofort jemand. Die Beiträge sind auch nicht hoch."

Es gibt viele derartige Seniorenzentren in Beijing. Nach Auskunft der Behörde für zivile Angelegenheiten in Beijing ist geplant, in drei Jahren in 70 Prozent aller Wohnviertel ein Dienstleistungszentrum für Senioren zu gründen, um Notfallhilfe, medizinische Versorgung und Alltagsbetreuung anzubieten. Zehn Ministerien, darunter das Büro für Senioren und das Gesundheitsministerium, haben im Februar 2008 ihre Vorschläge für die Förderung der Dienstleistungen für Senioren, die weiterhin in ihren eigenen vier Wänden leben, bekannt gegeben. Ziel ist es, ein Netz für Seniorenservice in allen Städten des Landes aufzubauen.

Überallhin reisen

Ein neues Modell erfreut sich bei Senioren immer größerer Beliebtheit: die Altersversorgung der „Zugvögel".

Ou Yangjun, 70 Jahre, war früher Lehrerin, „Ich gehe jeden Sommer mit meinem Mann nach Harbin, Dalian oder an ähnliche Orte, um mich dort auszuruhen. Dadurch falle ich meinen Kindern weniger zur Last." Bei der Wahl der Stadt denken sie über Faktoren wie Klima, Infrastruktur, medizinische Versorgung und allgemeine Lebensbedingungen nach.

Die Senioren gehen in eine fremde Stadt und suchen normalerweise nach einem Altenheim, um dort zu wohnen. Leider ist die Kapazität der Heime sehr begrenzt. „Wohnen ist ein großes Problem für uns", sagt Ouyang Jun, „Manche Seniorenheime haben gute Bedingungen und Dienstleistungen. Aber die Preise sind hoch, ungefähr 1500 bis 4500 Yuan monatlich. Wir können uns das nicht leisten. So müssen wir in einem kleinen Hotel wohnen."

„Wir wollen auch die Sehenswürdigkeiten besuchen. Heute müssen wir aber selbst für ein Auto sorgen, und uns mit anderen Senioren zusammentun. Hoffentlich können die Altersheime in Zukunft auch solche Dienstleistung anbieten: gemeinschaftliche Aktivitäten für Senioren organisieren, Einkaufsfahrten und Ausflüge. Das wäre sicherer und preisgünstiger", so Ouyang weiter.

Zum Glück gibt es in den letzten Jahren immer mehr Firmen, die in der Zugvogel-Alterversorgung tätig sind. Gerade im September wurde das größte Unternehmen für Altersversorgung in Beijing gegründet. Die Zhongziyinian Agentur für Seniorendienstleistungen, ein Unternehmen der China Asset Management Corporation, hat sich auf Dienstleistungen für „Zugvögel" spezialisiert. Die Agentur hat schon in über zehn Städten, darunter Beijing, Shanghai, Sanya und Guangzhou „Zugvogelgärten" errichtet. „Diese Zugvogelgärten liegen jeweils in der Nähe berühmter Sehenswürdigkeiten. Günstige Verkehrsanbindungen, eine angenehme Umgebung und ein abwechslungsreiches Unterhaltungsangebot stehen zur Verfügung. Krankenhäuser sind nah. Das kann die Bedürfnisse der Senioren vollkommen befriedigen. Die Lebenshaltungskosten sind auch nicht hoch, sie liegen nur um etwa 10 Prozent höher als in den Heimatstädten", so Zhang Binhua, Direktor der China Asset Management Corporation.