08-10-2008 Beijing Rundschau
Altersversorgung in der „Ein-Kind-Familie"
von Zeng Wenhui

Für ein Einzelkind ist es nicht leicht, den Unterhalt für zwei Senioren sicherzustellen. Das Problem wird akut, wenn nun die Eltern der „Ein-Kind-Familien" das Rentenalter erreichen.

 

Das Ehepaar Chen Zhengfang und Ma Yongjie aus Chongqing, beide über 70 Jahre alt, reisen jeden Sommer an einen kühlen Ort, nach Dalian oder Kunming, und bleiben dort für zwei oder drei Monate entweder in lokalen Seniorenheimen oder in einem Hotel. Im Winter fahren sie dann nach Süden, zum Beispiel auf die Insel Hainan, wo es warm ist. „Wir bleiben nicht immer zuhause bei unserem Kind, sondern wir fliegen wie Zugvögel in Gegenden, wo das Wetter zur jeweiligen Jahreszeit schön und das Leben angenehm ist."

Seit Anfang der 70er Jahren herrscht in China strikte Familienplanung. In fünf Jahren, also im Jahr 2013, werden die Eltern der ersten „Ein-Kind-Familien" über 65 Jahre alt sein, vorausgesetzt, sie haben im statistischen Mittel von 23 Jahren geheiratet. Damit ist China in naher Zukunft mit dem Problem der Versorgung der Elterngeneration der „Ein-Kind-Familie" konfrontiert. Beim Internationalen Symposium für die Entwicklung des Seniorenwesens vom 26. bis 28. September 2008 in Shanghai meinten Experten, dass ein Kind für die Betreuung zweier Senioren gar nicht ausreicht.

Nehmen wir zum Beispiel die Stadt Shanghai. Zur Zeit gibt es in Shanghai 3,05 Millionen Familien mit einem Einzelkind, dies macht 61,06 Prozent der Gesamtzahl aller Familien aus. Der Anteil der „Ein-Kind-Familien" liegt damit in Shanghai deutlich höher als der Landesschnitt von 22 Prozent. Sun Changmin, der stellvertretende Direktor der Shanghaier Kommission für Familienplanung erklärt, dass sich im Vergleich zu traditionellen Familien, die mehrere Kinder haben, die „Ein-Kind-Familien" zwar in einer wirtschaftlich besseren Lage befänden, aber die Aussicht, dass das Kind angemessen für die alten Eltern wird sorgen können, gering sei.

In China wird die Altersversorgung traditionell von den Kindern übernommen. So gibt es in China das Sprichwort „Einen Sohn ernähren, um sich auf das Alter vorzubereiten" (养儿防老). Ideal und jahrhundertealte Praxis war das Zusammenleben der Alten mit ihren Kindern und Enkelkindern. Chinesen sehen es als einen Glücksfall an, wenn drei oder sogar vier Generationen unter einem Dach leben können.

In den letzten Jahren hat die Zahl der Senioren in China kontinuierlich zugenommen, und auch die Überalterung der Bevölkerung hat sich beschleunigt. Ende 2007 belief sich die Zahl der Menschen im Alter von über 60 Jahren in China auf 153 Millionen, was 11,6% der Gesamtbevölkerung ausmachte. Nach internationalen Standards ist China damit hinsichtlich seiner Bevölkerungsstruktur in die Überalterungsphase eingetreten. Die Senioren, die allein nur schwer für sich selbst sorgen können, müssen normalerweise mit ihren Kindern zusammenleben und werden von ihnen betreut.

Nach Zhou Haiwang, Wissenschaftler am Forschungsinstitut für Bevölkerung und Entwicklung der Shanghaier Akademie für Sozialwissenschaften, wird die Zahl der Eltern aus „Ein-Kind-Familien" in Shanghai im Jahr 2040 mehr als 10 Millionen betragen. Wenn Einzelkinder heiraten, müssen die neugegründeten Familien jeweils vier Senioren versorgen, nämlich die Eltern und die Schwiegereltern. Die Nachfrage nach Betreuung und Pflege der Eltern steigt, und die soziale Absicherung der Senioren steht vor großen Herausforderungen.

Häusliche Pflege

In einer Umfrage der Shanghaier Regierung haben 60,14 Prozent der Befragten, die selbst das einzige Kind einer Familie sind, auf die Frage, wie man die Eltern zu betreuen gedenke, wenn diese alt sind und nicht mehr für sich selbst sorgen können, geantwortet, dass sie mit den Eltern zusammenleben wollen und sich selbst um die Pflege ihrer Eltern kümmern werden. 26,02 Prozent wollen eine Pflegerin für die Eltern in Dienst nehmen, 9,88 Prozent planen, die Eltern in ein Altersheim zu schicken.

Allerdings gibt es in China noch nicht genug Heime für so viele Senioren. Statistiken zufolge reicht die Zahl der Betten aller Altersheime nur für 0,84 Prozent aller Senioren aus. Das heißt, 1000 Senioren können über nur acht Heimbetten verfügen! Außerdem wollen viele chinesische Senioren nicht gerne in ein Altersheim ziehen. Ein Bericht des Staatlichen Büros für Seniorenangelegenheiten zeigt, dass 85 Prozent der Senioren wünschen, im hohen Alter zuhause zu leben. So wird die Betreuung der alten Menschen auf Wohnviertelebene immer beliebter.

Chen Bei, der stellvertretende Leiter des Beijinger Xicheng-Distrikts erklärt der Beijing Rundschau das System der Altersversorgung in Wohnvierteln: „Die Senioren können einfach zuhause leben, die Dienstleister eines Wohnviertels kommen in die Wohnung."

1   2   >  

Mehr dazu:
Ein besseres Leben für die Senioren
 
Kurze Nachrichten


Wirtschaft
Top-Services
Hotel
Routenplaner
Wechselkurs
Rent a car
City Apartments Vermietung
Reise durch China
Schreiben Sie an uns
Aboservice
Wetter
Über Beijing Review | Über Beijing Rundschau | Rss Feeds | Kontakt | Aboservice | Zu Favoriten hinzufügen
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24,
100037 Beijing, Volksrepublik China