10-07-2008 Beijing Rundschau
Das letzte Kapitel von Bertelsmann
von Ding Wenlei

Der deutsche Medienkonzern hat wegen schlechter Ertragslage beschlossen, den Buchverkauf in China einzustellen.

 
Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann, der auf Chinas Buchmarkt im Bücherversandhandel und mit Online-Stores aktiv ist, hat bislang auch Buchläden betrieben. Am 13. Juni ließ er mitteilen, dass 36 dieser Buchläden schließen werden, weil man auf Grund der heftigen Konkurrenz der Online-Mitbewerber und fehlender Anpassung des Konzerns an den Wandel des Publikumgeschmacks nicht imstande sei, Gewinne zu erwirtschaften. Lediglich die neun Läden in Shanghai, die von einem Tochterunternehmen betrieben werden, der Shanghai Bertelsmann Culture Industry Co., bleiben weiterhin geöffnet.
„Trotz bedeutender Investitionen wirft der Betrieb der Ladenkette keine angemessenen Gewinne ab", sagt Yu Le, CEO von Bertelsmanns China Corporate Center.
Bertelsmann spielt mit dem Gedanken, auch den chinesischen Ableger seiner Direct Group, eine der sechs Abteilungen des Konzerns, zu schließen. Neben dem Buchclub wäre davon auch Bertelsmann Online betroffen, in China nach Dangdang.com und Joyo-Amazon der drittgrößte Online-Buchladen.
Buchclub nicht länger zeitgemäß
Bertelsmann hat im Jahr 1995 das Buchclub-System in China eingeführt. Die Zielgruppe waren jugendliche Leser, die mit so genannter „Jugendliteratur" - meistens die neuesten Bestseller - beliefert wurden. Die Kundschaft trat dem Buchclub bei, zahlte Beiträge und erhielt dafür Preisnachlässe beim Buchkauf. In den vergangenen 13 Jahren hat der Buchclub 1,5 Millionen Mitglieder gewonnen. Das Geschäft boomte im Jahr 2003 mit einem Jahresertrag von 150 Millionen Yuan. In den letzten Jahren sank die Zahl jedoch auf einige Dutzend Millionen Yuan.
Das Unternehmen gibt monatlich etwa drei Millionen Yuan für den Versand aus, vier bis fünf Millionen Yuan fließen in die Mitgliederwerbung. Im Jahr 1997 hat Bertelsmann zur Verbesserung der Versanddienstleistung ein System der Kundenbetreuung und ein Callcenter eingerichtet, in dem 150 Angestellte beschäftigt waren. In seiner Kundendatei gebe es Informationen zu über 8 Millionen Mitgliedern, davon hätten 300 000 zehn und mehr Bücher geordert, 1,5 Millionen zwischen fünf und zehn, sagt Huang Yuhai, der ehemalige Chefredakteur von Shanghai Bertelsmann Book Club und Präsident von Shanghai 99 Readers' Culture Co. Ltd.
Der Buchclub erfreute sich unter höheren Angestellten und Jugendlichen großer Beliebtheit, verlor aber immer dann seinen Reiz für diese Klientel, wenn die Leser einen leichteren Zugang zu preiswerten Büchern fanden und ihre Lesegewohnheiten sich geändert hatten.

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