02-07-2008 Beijing Rundschau
Start in die Selbständigkeit
von Wu Yanfei

Nach dem verheerenden Erdbeben sind viele Menschen schlagartig mittellos geworden: Bargeld, Kreditkarten und Sparbücher, alles liegt unter den Trümmern. Aber nach und nach hat man wieder etwa Bargeld in der Hand. An der Baustelle in Jiangyou kann man als Bauarbeiter 60 bis 70 Yuan pro Tag verdienen. Auch die Katastrophenopfer freuen sich über das Unterstützungsgeld von 10 Yuan pro Tag. Die Bankfilialen in den vom Erdbeben erschütterten Gebieten haben schon wieder geöffnet und man kann ganz bequem Geld einzahlen - vorausgesetzt, man hat es.

Der 36-jährige Baustoffhändler Liao Congjian hat im Erdbeben seine Wohnung verloren. Glück im Unglück ist, dass sein Auto wie durch ein Wunder verschont blieb. Nachdem sich die Lage ein wenig beruhigt hatte, ist der geschäftstüchtige Liao schon wieder mit seinem Auto unterwegs gewesen. Er kaufte in Großhandelsmärkten der Provinzhauptstadt Chengdu Plastikpantoffeln ein und verkaufte sie in Jiangyou weiter. Die Zeit drängt und sie ist Gold wert. Liao und seine Frau verkauften ihre Plastikpantoffeln zunächst auf der Straße auf einer Plastikplane. Das Geschäft entwickelte sich erfreulich, nun hat sich Liaos Geschäft aus der Plastikplane schon zu vier miteinander verbundenen Zelten entwickelt. Auch das Angebot hat sich erweitert: von den Plastikschlappen zu Mineralwasser und Bier, bis hin zum Copyservice. "Ich frage mich immer, was braucht man noch? Ich überlege mir gerade, ein Restaurant zu eröffnen." so Liao.

Aber nicht alle Geschäfte laufen so erfreulich wie die von Liao. Der Kampf um Kunden ist Tag für Tag härter geworden. Für die Schneiderin Dong Qi, die im Erdbeben ihre Schneiderei verloren, ist es derzeit schwer, alte oder neue Kunden zu gewinnen. Sie versucht nun, T-Shirt mit dem Logo "ich liebe China" zu verkaufen. Jedes Stück kostet ungefähr 1 Euro. "In den ersten Monaten darf man noch auf die Unterstützung der Regierung angewiesen sein, aber das kann natürlich keine dauerhafte Lösung sein." so die Frau.

Yin Dans Friseurladen im Zelt ist schon mit Storm versorgt, was das Mädchen sehr begeistert. Sie hat ihr Geschäft sogar mit einem Kühlschrank ausgestattet und bietet den Kunden als Extraservice noch kalte Limonade und Bier. Wasser muss sie allerdings noch selbst aus dem Wohnblock gegenüber holen.

Erfreulich ist, dass ihr Geschäft seit der Eröffnung stets regen Zulauf hat. Yin Dan muss oft bis tief in die Nacht hinein arbeiten. Ihre Arbeit wird von den Kunden sehr gelobt. Ein Ingenieur aus Beijing, der sich eben die Haare kürzen lässt, ist sehr zufrieden mit dem Preis: "Hier kostet es nur 3 Yuan. In Beijing wäre es mindestens doppel so teuer."

Draußen fahren Lkws durch den Staub. An allen Ecken wird gebaut. Der Friseursalon im Zelt muss bald einem neuen Notquartier weichen. Viel Geld kann man nicht mit Haareschneiden verdienen, aber Yin Dan ist zufrieden. "Ich habe die ersten Erfahrungen für die Einrichtung eines richtigen Salons gesammelt, das kann sich für meine Zukunft als sehr nützlich erweisen", sagt das Mädchen mit einem Lächeln.

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