02-07-2008 Beijing Rundschau
Start in die Selbständigkeit
von Wu Yanfei

Das verheerende Erdbeben von Wenchuan im Mai hat die 19-jährige Yin Dan obdachlos gemacht, sie aber zugleich zum Start in die Selbständigkeit ermutigt. Dabei kam ihr der Zufall entgegen. Ein Bauarbeiter erkundigte sich bei ihr danach, wo man sich rasieren und die Haare schneiden lassen könnte. Als gelernte Friseurin fragte sich Yin Dan, warum sie nicht selbst einen Friseursalon eröffnen solle, denn schließlich waren viele Bauarbeiter und Rettungshelfer nach Wenchuan gekommen. Nun hat ihr kleiner Frisurladen "Kampf gegen das Erdbeben", der in einem grünen Zelten untergebracht ist, täglich einen regen Kundenstrom vorzuweisen. Nach vielen Stunden der Arbeit darf sich unsere Friseurin endlich mal eine Pause gönnen. Sie lehnt sich entspannt zurück auf ihrem Friseursessel und sagt: "Das ist nur der Anfang. Später will ich in Chengdu einen größeren Friseursalon eröffnen."

Yin Dan ist nur eine von vielen in Wenchuan, die nach anfänglicher Ratlosigkeit versuchen, ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Der rege Geschäftssinn der Chinesen ist auch im Katastrophengebiet deutlich spürbar. Zahlreiche kleine Betriebe, Restaurants und Geschäfte sind dort wie Pilze aus dem Boden geschossen. Zwar werden die Erdbebenopfer immer noch von der Regierung mit kostenlosen Nahrungsmitteln, Alltagsartikeln und sogar Bargeld versorgt, aber niemand glaubt daran, dass man davon auf Dauer leben kann.

Es sind nun schon knapp zwei Monate seit dem Erdbeben vergangen. In manchen Notquartieren und Hilfsstationen werden Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs schon nicht mehr gratis verteilt. Für Nahrungsmittel und Toilettenpapier etwa muss man schon wieder in die Tasche greifen. Parallel dazu sind eine Reihe neuer Geschäfte rings um die Hilfseinrichtungen eröffnet worden. Sie bilden einerseits eine notwendige Ergänzung für die offiziellen Hilfsmaßnahmen, andererseits bieten sie auch einen gewissen Ersatz für die schon lange ausbleibende Geschäftsatmosphäre. Diese Selbsthilfeaktionen im Katastrophengebiet werden von offizieller Seite durchaus gewürdigt und zum Teil subventioniert, so halten sich die Preise in einem vernünftigen Rahmen.

In der Stadt Jiangyou sind Dutzende Restaurants und Zeltsupermärkte wie über Nacht entstanden, die verschiedene Serviceleistungen für Katastrophenopfer und Bauarbeiter anbieten. Die sind aus allen Landesteilen hierher gekommen, um Notquartiere für die obdachlose Bevölkerung zu errichten. Das Angebot reagiert flexibel auf Kundenwünsche. Vor ein paar Wochen noch waren tischfertige Nudeln der Verkaufsschlager, heute fragen immer mehr Kunden nach Eis und Bier.

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