16-06-2008 Beijing Rundschau Fußspuren am Jangste von Matthias Mersch
Wie beurteilen Sie die Verlagerung der Städte in die höheren Uferregionen? Die alten Häuser sind ganz schrecklich gewesen. Auf jeder Etage am Ende ein Plumpsklo, und dann fällt alles die Hauswand runter. Die Bedingungen waren also sicher nicht mehr zeitgemäß. Wenn man in den alten Orten die Häuser modernisiert hätte, wäre es für die Leute das Beste und das Schönste gewesen. Aber mit dem Bau des Staudamm war das Gebiet natürlich nicht zu halten. Die andere Schwierigkeit ist die soziale Situation. Da die alten Wohnungen gemessen am heutigen Standard sehr wenig wert waren, fielen die Kompensationen entsprechend gering aus. So bekamen die Leute relativ wenig Geld. Da viele Schifffahrtsfirmen damals bereits Pleite gemacht hatten, waren viele Menschen arbeitslos. Zusätzlich gab es für sie einen kleinen Umzugszuschuss, aber der war minimal.
Wissen Sie wie es den Leuten heute in der Flussregion geht? Nein, ich bin schon länger nicht mehr dort gewesen. Das Staudammprojekt soll ja zu einem Ausbau auch der Flussschifffahrt beitragen. Es ist also zu hoffen, dass es nun wirtschaftlich aufwärts geht. Viele Dramen, die ich damals bei meinen Recherchereisen am Rande mitbekommen hatte, habe ich ja gar nicht in den Film aufgenommen. Zum Beispiel die Geschichte des Mannes, der seine Umzugsentschädigung dafür verwenden musste, um eine Operation für seine Frau zu bezahlen.
Wie lange haben Sie vor und während der Dreharbeiten die Region bereist? Die Drehzeit hat sechs Wochen gedauert, das war nur zu schaffen durch eine gute Vorbereitung. Ich hatte zuvor drei Recherchenreisen in die Region unternommen. Zunächst gab es Schwierigkeiten mit der Erteilung der Drehgenehmigung, man wollte wohl 14 Tage vor der Flutung des Gebiets nicht mehr so gerne ausländische Kamerateams in der Region haben. Aber schließlich haben wir die Genehmigung bekommen und konnten ungehindert arbeiten.
Wie sind Sie mit den beiden alten Damen bekannt geworden, die in Ihrem Film sehr eindrucksvoll zur Geltung kommen? Ich habe nach alten Leuten gesucht. Als ich erstmals 1998 in der Gegend war, hatte ich Kontakt zu einer Historikervereinigung und die haben mich der etwas jüngeren der beiden alten Damen vorgestellt, Yang Bingyu. Zur Drehzeit war sie 104 Jahre alt. Die ganz alte Dame, die 110-jährige Zhang Zhenhua, habe ich aus Anlass der kleinen Ausstellung der Fotos meiner Großeltern in Chengdu im Jahr 2001 getroffen. Die Organisatoren der Ausstellung hatten sie gebeten, die Kalligraphie für das Plakat zu machen, so habe ich sie kennen gelernt.
|
Über Beijing Review | | | Über Beijing Rundschau | | | Rss Feeds | | | Kontakt | | | Aboservice | | | Zu Favoriten hinzufügen |
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China |