Auf zwei Rädern durch die Stadt – nicht nur im Olympiajahr

In den letzten Tagen hat die Beijinger Stadtverwaltung in Einklang mit dem Grundsatz „Grüne Olympiade" - damit sind Olympische Spiele gemeint, die in jeder Hinsicht umweltverträglich sein sollen - in der ganzen Stadt ein Netz von Fahrradvermietungen aufgebaut. In der Nähe von U-Bahn-Stationen und Sehenswürdigkeiten, wo sich besonders viele Menschen aufhalten, kann man ab sofort Räder anmieten.

Voraussichtlich werden bis Ende 2008 mehr als 200 derartiger Ausleihstellen in der Nähe von U-Bahn-Stationen, Einkaufszentren, Verkehrsknotenpunkten, Hotels, Büro-gebäuden, in Wohnvierteln und vor Universitäten eingerichtet. Den Bürgern werden 50 000 Fahrräder angeboten, die sie nach Gebrauch an jeder Verleihstation innerhalb des Stadtgebiets wieder zurückgeben können. So kann man sich auf umweltfreundliche Weise durch Beijing bewegen.

Die Verleihfirma Beikelantu www.bjbr.cn – ein Serviceunternehmen der öffentlichen Hand im Rahmen der Nachbar-schaftshilfe – hat sich dem Umweltschutz verschrieben. Zur Zeit gibt es in der Stadt schon mehr als 30 Stellen, an denen man ein Fahrrad anmieten kann, bis Ende 2007 sollen weitere 70 Stationen hinzukommen. Es gibt zwei Arten der Anmietung, eine langfristige und eine kurzfristige. Man muss 400 Yuan, etwa 40 Euro, als Kaution hinterlegen. 10 Yuan kostet die Benutzung für vier Stunden, 20 Yuan für einen ganzen Tag. Will man das Fahrrad für einen längeren Zeitraum nutzen, ist eine VIP-Karte sehr empfehlenswert. Neben der Hinterlegung der Kaution von 400 Yuan sind dann nur noch 100 Yuan für ein ganzes Jahr fällig. Dafür hält die Firma das Fahrrad auch noch unentgeltlich sauber und in Ordnung.

„Grüne Olympiade" ist nicht nur einer der drei Grundsätze, denen sich die Olympischen Spiele 2008 verpflichtet fühlen, sondern ein wichtiges Zeichen für städtischen Bürgersinn. Umweltschutz ist nämlich eine gemeinsame Aufgabe sowohl der Regierung als auch aller Bürger zur Verwirklichung eines gesunden Lebensraums. Verkehr und Umwelt sind die beiden großen Herausforderungen während der Olympiade 2008 in Beijing. Die Zahl der in Beijing zugelassenen Kraftfahrzeuge beträgt mittler-weile mehr als drei Millionen. Autoabgase sind heute die Hauptverursacher der Beijinger Luftverschmutzung. Um die Luftqualität zu verbessern und Verkehrsstaus zu beseitigen hatte die Stadtverwaltung sogar vom 17. bis zum 20. August ein Fahrverbot über das Stadtgebiet verhängt. An jedem dieser Tag sind etwa 1,3 Millionen Fahrzeuge nicht bewegt worden. Zudem hat die Stadtverwaltung versucht, durch flexiblere Arbeitszeiten die Zahl der Kraftfahrzeuge während der Stoßzeiten zu reduzieren. So konnte man wertvolle Anregungen für eine vernünftige Regelung sammeln, die während der Olym-pischen Spiele in Kraft treten soll.

Jeden Tag kommen zahlreiche Touristen an die Verleihstelle von Herrn He zwischen dem Behai-Park und dem Shishahai-Park um sich ein Fahrrad zu mieten. Dieser rege Zulauf ist vor allem der günstigen Lage zu verdanken, denn es gibt hier noch viele alte Hutongs zu besichtigen. „Normalerweise kann ich mehrere Dutzend Fahrräder am Tag vermieten. Die Kunden sind vom neuen Service begeistert. Immer mehr Leute wollen die Stadt mit dem Fahrrad erkunden. Es ist ein absoluter Genuß, auf dem Fahrrad durch die traditionsreichen Hutongs zu fahren", erklärt Herr He. In China liegt Fahrradfahren wieder im Trend, denn man sucht nach einem umweltfreundlichen Fahrzeug. In chinesischen Familien hat sich das Fahrrad von einem Verkehrsmittel zu einem Freizeitgerät gewandelt. Wachsendes Umweltbewusstsein, größerer Wohlstand und der Ausbau des Tourismus haben zum Aufkommen einer neuen Art des Reisens beigetragen: dem umweltbewussten Urlauber gehört die Zukunft, und die Touristikindustrie beginnt, sich auf ihn einzustellen. Reisen mit dem Rad verursacht weder Lärm noch Luftverschmutzung und wird bei in- und ausländischen Touristen immer beliebter.