23-04-2008 Beijing Rundschau
Benzinpreis auf dem Prüfstand
von Lan Xinzhen

Die Antwort

Es gibt zwei Gründe für dieses eigenartige Phänomen: Die Ölkonzerne als Monopolisten haben vorsätzlich diesen ernsthaften Engpass in der Ölversorgung herbeigeführt, um die Regierung zu einer Erhöhung des Ölpreises zu zwingen und Einfluss zu nehmen auf die Preisgestaltung bei Raffinerieprodukten. Zudem liegen die Preise für raffiniertes Öl in China unter dem Preis ausländischen Rohöls, was dazu führt, dass im Inland raffinierte Ölprodukte ins Ausland exportiert werden.

 Sun Baojiang, Professor an der China University of Petroleum, stimmt beiden Vermutungen zu: das Problem rühre her von der Preispolitik bei raffiniertem Öl auf dem Festland.

 Gegenwärtig legt die Kommission für Reform und Entwicklung die Endverbraucherpreise für raffinierte Ölprodukte fest. Produzenten und Händler müssen sich an die Festlegungen halten.

Angesichts steigender Preise auf dem internationalen Rohölmarkt hat die chinesische Regierung die Preise für raffinierte Ölprodukte eingefroren. Sie möchte damit den allgemeinen Preisanstieg in den Griff bekommen. Ein Großteil des raffinierten Öls stammt aus dem Import. Der Einzelhandel muss viel Geld für diese Importe aufwenden, während der Preis, zu dem es an den Endverbraucher weitergereicht wird, einer strikten Preiskontrolle durch die Regierung unterliegt. Viele Tankstellen machen daher Verluste und haben bereits den Betrieb eingestellt, während sich die Autos vor den noch geöffneten Tankstellen drängen.

 Nach Angaben des Verbandes der Guangdonger Ölindustrie gab es rund 5500 Tankstellen in der Provinz Guangdong, die Hälfte davon in Privatbesitz. Die Preisdifferenz zwischen dem Importpreis und dem Endverbraucherpreis haben private Tankstellen dazu gezwungen, den Benzinverkauf einzustellen. Schlagartig verringerte sich die Zahl der Tankstellen in Guangdong um die Hälfte.

 Viele Raffinerien haben sich dazu entschlossen, Öl nicht mehr zu verkaufen, sondern auf Vorrat zu legen, weil sie von einem Verkauf nicht länger profitieren könnten.

„Diese Runde der Ölkrise ist durch einen Engpass beim Verkauf verursacht, nicht durch eine Verknappung des Angebots“, führt Sun ins Feld.

Darüber hinaus haben einige Raffinerien auf legalem und illegalem Weg raffiniertes Öl auf dem Auslandsmarkt angeboten, um so ihre Profite zu erhöhen. Dies hat zu einem Boom beim Export raffinierter Ölprodukte geführt.

Die Zollbehörden in Guangzhou legen Zahlen vor, wonach im Jahre 2007 mehr als 8,2 Mio. Tonnen raffiniertes Öl nach Guangdong eingeführt worden sind, 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Zugleich wurden 2,1 Mio. Tonnen exportiert, satte 47 Prozent mehr als im Vorjahr! Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres beliefen sich die Exporte an raffiniertem Öl auf 771 000 Tonnen, 2,7 Mal so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die Küstengebiete waren besonders schwer von der Versorgungskrise betroffen, da es dort für die Unternehmen besonders leicht ist, Öl ins Ausland zu verkaufen.

Sinopec und PetroChina haben allerdings eine andere Version der Geschichte: beide schieben die Verknappung auf die heftigen Schneefällen Anfang des Jahres, ein Unwetter, wie es sich in dieser Form seit mehr als fünfzig Jahren nicht mehr ereignet hatte. Dadurch sei eine höhere Nachfrage bei den Einsatzkräften und in der Landwirtschaft entstanden. Ein weiterer Faktor seien steigende Preise auf dem internationalen Ölmarkt. Viele Raffinerien und Einzelhändler setzten auf einen weiteren Preisanstieg, weshalb sie den Verkauf verschleppten und stattdessen Vorräte anlegten. Vielerorts kursierten Gerüchte über weiterhin steigende Ölpreise, was die Hoffnung vieler Händler auf höhere Gewinne weiter wachsen ließ.

In der Öffentlichkeit stießen diese Deutungsmuster der beiden Ölmultis jedoch auf Unglauben und wurden als bloße Ausreden für den Engpass bei Kraftstoffen abgetan.

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