24-03-2008 Beijing Rundschau
Aufbruchsstimmung bei Siemens
Von Chen Ran und Matthias Mersch

Ist das China-Geschäft für Siemens einfacher oder schwieriger geworden?

 Als wir noch als die erste und einzige Weltmarke in China präsent waren, ist es einfacher für uns gewesen. Nun sind alle ins Land gekommen, weil sie die Vorteile gewittert haben, die China bietet.  Die Konkurrenz wächst, wie gesagt, auch die inländischer Firmen. Der Markt ist insgesamt kompetitiver geworden. Aber Wettbewerb ist eine gute Sache, ohne Wettbewerb hätten wir uns niemals zu der Firma entwickeln können, die wir heute sind. Mit unserem Konzernumbau  in den letzten zehn Jahren und unserer Konzentration auf  den Infrastrukturbereich mit unseren Verkehrssystemen, dem Energiesektor und der Medizintechnik, wie auch mit innovativen Produkten, haben wir große Erfolge erzielt. Daher denke ich auch, dass es nicht schwieriger, sondern spannender geworden ist, sich auf dem chinesischen Markt zu bewegen. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel 60,7 Milliarden Yuan (ca. 6,7 Mrd. EUR) Umsatz erzielt, was, wie ich meine, eine sehr gute Zahl ist. Für 2010 haben wir uns 100 Milliarden Yuan (10 Mrd. EUR) als Ziel gesetzt, und wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen können.

Wir sind der festen Überzeugung, dass all unsere Hauptgeschäftsfelder mit konkurrenzfähigen Produktlinien und Serviceangeboten ausgestattet sind.

 

Wenn Sie noch einmal von vorne anfangen könnten, was würde Siemens heute anders machen auf dem chinesischen Markt?

 Nun, im Rückblick lässt sich das zwar immer leicht sagen, aber ich denke, wir würden wahrscheinlich das Tempo forcieren: schneller Joint-Ventures aufbauen und vielleicht noch mehr Risiko wagen. Natürlich gab es auch einige Rückschläge, aus politischen Gründen wie im Jahre 1989 oder wegen der SARS-Epidemie 2003. Aber insgesamt betrachtet haben wir uns in den letzten dreißig Jahren sehr gut entwickelt. Aus unternehmerischer Sicht sind wir in den letzten Jahren deutlich schneller gewachsen.   

Siemens fühlt sich in China zu Hause, vor allem hier in Beijing. Wir sind sehr gut integriert in die chinesische Gesellschaft. 99 Prozent unserer circa 50 000 Mitarbeiter in China sind Chinesen, in gewissem Sinne sind wir also eine chinesische Firma.

Einen Bereich würden wir heute sicherlich anders, entschlossener angehen: unsere Personalentwicklung. Wir würden unsere Mitarbeiter noch stärker in Trainingsprogramme einbinden und noch zahlreicher zur Schulung nach Deutschland schicken. Es herrscht in China ein starker Wettbewerb um qualifiziertes Personal. Derzeit haben wir ein Schulungszentrum in Beijing und an anderen Orten in der Welt. Wir bieten sehr viele und sehr attraktive Programme an im Bereich Recoaching, Fort- und Weiterbildung. Hinzu kommen Entsendungen ins Ausland. Unser Ziel ist es, eines Tages meine Position mit einem Manager aus China zu besetzen.

 

Welche Maßnahmen könnten Ihrer Meinung nach von der chinesischen Regierung zur Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds ergriffen werden?

 Die Regierung spielt bei Investitionen eine große Rolle durch die Setzung des makroökonomischen Rahmens und gesetzliche Regelungen. In vielfacher Hinsicht bewegt man sich da in der richtigen Richtung, wenn wir etwa das Anti-Monopolgesetz und das neue Arbeitsrecht betrachten. Auch bei der Frage des Schutzes geistigen Eigentums ist etwas in Bewegung geraten, allerdings glauben wir als High-Tech-Unternehmen mit hoher Abhängigkeit von Patentschutz und Innovation, dass in dieser Hinsicht noch viel getan werden muss. Wir unterstützen entschieden die Anstrengungen der Regierung, den Schutz geistigen Eigentums nicht nur in den großen Städten, sondern auch in der Provinz zu verbessern.

Manchmal würden wir uns wünschen, dass Bestimmungen und Gesetze klarer formuliert wären. Beim neuen Arbeitsrecht zum Beispiel warten wir immer noch auf die Veröffentlichung der Ausführungsbestimmungen. Wir müssen uns damit vertraut machen und die neuen Bestimmungen für unser Unternehmen umsetzen, dass kann derzeit nicht mit der gebotenen Effizienz geschehen.

Insgesamt aber sehen wir, dass die Richtung der Reformen stimmt und dem Geist des freien Unternehmertums förderlich ist. Wir erwarten aber noch Chancengleichheit bei Ausschreibungen und öffentlichen Aufträgen, das heißt den Wegfall von Einschränkungen zu Lasten so genannter „ausländischer“ Firmen.

 

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