12-03-2008 Beijing Rundschau
Lin Yifu: Das rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft wird noch mindestens 10 Jahre andauern
von Xu Bei

 

„Es mangelt in China nicht an Geld, sondern an Kenntnissen“

Auf der Pressekonferenz waren die Medienvertreter vor allem an seiner künftigen Tätigkeit für die Weltbank interessiert. Lin sagte: „Ich glaube, dass die Weltbank und China grundsätzlich einer Meinung sind. Wenn das Armutsproblem der Entwicklungsländer gelöst wäre, würde China über einen größeren Absatzmarkt verfügen. Auf die Frage, ob ich China ein höheres Darlehen einräumen würde, wenn die Entscheidung darüber in mein Ressort fiele, kann ich nur antworten, dass es China nicht in erster Linie an Geld, sondern an Kenntnissen mangelt. Kenntnisse lassen sich unendlich vermehren, indem man sie mit anderen teilt. Hier gibt es unbeschränkte Wachstumsmöglichkeiten. Wenn ich das Know-how der Weltbank anderen zugänglich mache, so verliert die Weltbank dadurch nichts. Im Gegenteil: alle Länder der Welt werden davon profitieren.“

 

Einkommen in China immer ungleichmäßiger verteilt

Auf der Gruppendiskussion der Abgeordnetendelegation aus Beijing sagt Lin in seiner Rede, dass die chinesische Wirtschaft seit 2003 unverändert vor drei Problemen stehe: Das Wachstum der Investitionen ist zu schnell, es werden zu viele Kredite gewährt und der Überschuss im Außenhandeln ist zu groß. Um diese Probleme zu lösen, würden gesetzliche und wirtschaftliche Steuerungsmaßnahmen ergriffen.

Lin meint, dass die ungleiche Einkommensstruktur damit zu tun hat, dass die Reformen bislang nur im Ansatz durchgeführt seien. Der chinesische Finanzsektor konzentriere sich hauptsächlich auf die Aktienmärkte und Großbanken. Diese aber vernachlässigten ihre Dienstleistungen für kleine und mittelständige Unternehmen. Aber gerade diese Betriebe sind es, die in erster Linie in der Lage wären, Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich anzubieten. Er schlägt vor, die Regierung solle kleine und mittelgroße Banken fördern, die sich auf den Bedarf der mittelständischen Wirtschaft spezialisieren könnten. Dadurch könne auch die Einkommensstruktur in gewissem Maße verändert werden. Außerdem müssten die Energieversorger höhere Steuern entrichten. Wenn sich der Steuersatz für Energieversorger nicht erhöhe, würden sich die Gewinne solcher Unternehmen zum Schaden der Gesamtwirtschaft immer mehr steigern.

 

„Für die kommenden zehn Jahre sehe ich gute Perspektiven für Chinas Wirtschaft“

Die amerikanische Immobilienkrise ist momentan das Wirtschaftsthema, das in der Welt für die größte Aufregung sorgt. „Die Auswirkungen der Immobilienkrise auf die amerikanische Wirtschaft sind schwer abzuschätzen. Aber ich glaube, es wird auf keinen Fall zu einem Börsencrash wie vor 20 Jahren kommen. Für China besteht nur geringe Gefahr, von dieser Krise in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Chinesische Banken händigen nur selten Risikokredite aus“, sagt Lin. Auch einen Rückgang der Exporte in die USA als Folge der Krise befürchtet er nicht. „Die von China in die USA exportierten Waren werden dort meist im niedrigen und mittleren Preissegment angeboten. Selbst im Falle einer wirtschaftlichen Depression würde sich dies kaum auf den Verkauf chinesischer Produkte auswirken, die in der Regel keine langlebigen Konsumgüter sind.“

„Hinsichtlich der chinesischen Wirtschaftslage bin ich optimistisch. Die rasante Entwicklung wird noch mindestens zehn Jahre andauern“, sagt Lin. Nicht nur der Spielraum der chinesischen Konjunktur sei groß, sondern auch der Binnenmarkt des Landes. Wenn ausländische Investoren in China weiterhin eine günstige Produktionsstätte oder einen ausbaufähigen Absatzmarkt sehen, haben sie Zutrauen in ihr Chinageschäft. Unter diesen Bedingungen werde das Wachstumspotenzial der chinesischen Wirtschaft noch für zehn bis zwanzig Jahre ausreichen.

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