10-12-2007 Beijing Rundschau
„Rabes vorbildliches Verhalten rührt her von seiner allgemeinen Menschliebe"
von Xu Bei

Können Sie uns erzählen, welcher Besuch sie am meisten beeindruckt hat?

Am rührendsten fand ich den Besuch einer kanadischen Delegation. Sie bestand aus 30 kanadischen Lehrern und Schülern. Lie Guoyuan, der Präsident von Canada Association for the Learning and Preserving the History of WWII in Asia (ALPHA), war ihr Leiter. Alle Mitglieder der Delegation reisten auf eigene Kosten nach Nanjing. Wir haben der Delegation die Gelegenheit geboten, mit Überlebenden des Massakers zu sprechen. Nachdem sie die Berichte der Überlebenden gehört hatten, gaben sie ihnen kleine Geschenke und verabschiedeten sich herzlich von ihnen. Zuvor machten die Schülerinnen und Schüler bei der Besichtigung der Gedenkhalle noch Fotos von den Zeitzeugen vor der Büste Rabes. Sie hatten die Mühen einer viele tausend Kilometer langen Reise auf sich genommen, nur um das Rabe-Haus zu besuchen. Lie Guoyuan schrieb in das Gästebuch: Die Reinheit von Rabes Seele erhellt auch meine Seele. Viele Bürger kommen in das Rabe-Haus, um Blumen zu überbringen. All dies finde ich sehr bewegend.

 

Was hat Rabe, der ein ganz normaler Geschäftsmann war, Ihrer Meinung nach dazu veranlasst, sein Bestes zu tun und sich dabei lebensgefährlichen Situationen auszusetzen?

Darüber denke ich oft nach. Warum entschloss er sich, in Nanjing zu bleiben als der Krieg begann? Nach der Lektüre seines Tagebuchs und zahlreicher Berichte über ihn habe ich mir ein Bild machen können. Ein wichtiger Grund dürfte die Freundschaft zwischen Rabe und den Chinesen sein. Rabe ist erst 1908 nach China gekommen, er glaubte, hier seine Karriere beginnen zu können. Aber hier begann nicht nur seine Karriere, sondern es war auch der Beginn seines Familienlebens. Alle seine Kinder sind in China geboren. Die Freundschaft zwischen ihm und dem chinesischen Volk dauerte dreißig Jahre. Besonders als er den Eindruck gewonnen hatte, dass die Chinesen gutherzige Menschen seien, gefiel ihm China immer mehr. Während des Ersten Weltkriegs verließ er China und kehrte nach Deutschland zurück. Als er nach einigen Jahren aus Deutschland nach China zurückkam, fand er sein Haus unangetastet vor. Das hat ihn sehr beeindruckt.

Da Rabe ein Christ war, hielt er das Prinzip der allgemeinen Menschenliebe hoch. Als japanische Truppen die Stadt eroberten, drängte die deutsche Botschaft Rabe, Nanjing doch endlich zu verlassen. Der mit Tausenden von Flüchtlingen konfrontierte Rabe hat sich jedoch dazu entschlossen, als Präsident des Internationalen Komitees für die Sicherheitszone in Nanjing zu bleiben. Er meinte, dass er die Nanjinger Bürger nicht im Stich lassen durfte. Da Deutschland und Japan seit 1937 Verbündete waren, hatte Rabe eine Hakenkreuzfahne an seinem Haus aufgehängt und ein mit einem Hakenkreuz bemaltes Segeltuch über den Luftschutzkeller gespannt, damit die japanischen Truppen davon abgehalten wurden, das Gelände zu bombardieren und zu beschießen. Sein Wohnsitz durfte von Japanern nicht angegriffen werden.

 

Wie wir alle wissen, ist Rabe ein Mitglied der NSDAP gewesen. Dennoch hat er gute Taten gewirkt. Meinen Sie, dass Menschlichkeit etwas mit politischen Standpunkten zu tun hat?

Man muss wissen, warum Rabe ein Mitglied der Nazi-Partei gewesen ist. Rabe wollte damals eine deutsche Schule eröffnen, auf die die Kinder der Siemensmitarbeiter gehen sollten. Deshalb beantragte er bei der deutschen Regierung Zuschüsse dafür. Er bekam die Antwort, dass er das Geld nur bekäme, wenn er Parteimitglied sei. Ich glaube, er hat, da er so weit von Deutschland entfernt in China lebte, nicht viel über die Situation in Deutschland mitbekommen. Ich denke, sein Verhalten hat nichts mit seiner Parteizugehörigkeit zu tun.

 

Können Sie uns erläutern, wie das Rabe-Haus vor der Renovierung genutzt wurde?

Nachdem John Rabe China verlassen hatte, erhielt die Jinling-Universität das Haus zurück. Nach der Fusion der Jinling-Universität mit Teilen der Nanjing-Universität wurde das Haus seit 1952 als Wohnheim für Lehrkräfte der Universität genutzt. Etliche Familie wohnten in dem Gebäude.

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