13-11-2007 Beijing Rundschau Interview mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon Von Wang Gangyi, Wang Yanjuan, Chen Wen
Im Westen wurde China verschiedentlich dafür kritisiert, dass es keine ausreichenden Aktivitäten in der Darfur-Frage entfalten würde. Einige sind sogar so weit gegangen, einen Boykott der Olympischen Spiele in Beijing vorzuschlagen. Was ist ihr Kommentar dazu? China spielt in der Darfur-Frage eine sehr konstruktive Rolle. China hat ein Ingenieursteam nach Darfur entsandt und darüber hinaus einen Sonderbotschafter, der sehr eng mit der internationalen Staatengemeinschaft zusammenarbeitet. Was die Frage des so genannten Olympia-Boykotts betrifft, so denke ich, dass dies unberechtigt und deplatziert ist. Dies sind zwei vollkommen verschiedene Themen. Wir sehen im nächsten Jahr den bestorganisiertesten olympischen Spielen entgegen. Ich habe die große Feier aus Anlass des 365-Tage Countdowns gesehen, sie war fantastisch und spektakulär. Ich bin sicher, dass Ihre Bevölkerung und Ihre Regierung die bestorganisiertesten olympischen Spiele veranstalten wird, die es je gegeben hat.
Was erwarten Sie von den kommenden Darfur-Friedensgesprächen, die Ende des Monats in Libyen stattfinden? Die Gespräche, die am 27. Oktober in Tripolis stattfinden werden, sind maßgeblich für die Lösung der Darfur-Frage. Ich bin allein schon durch die Tatsache ermutigt, dass es gelungen ist, diese Verhandlungen in die Wege zu leiten. Ich habe mich sehr darum bemüht, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen, damit alle Seiten an den Verhandlungen teilnehmen können. Es ist für die Rebellenführer unbedingt erforderlich an den Gesprächen teilzunehmen. Ich bin darüber besorgt, dass einige der führenden Gruppen immer noch Vorbehalte anmelden. Wenn sie wirklich Interesse an der Zukunft ihres Landes haben, dann sollten sie an den Friedensgesprächen teilnehmen. Und ihre Führer sollten es verstehen, die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit zu treffen. Wir werden unser Bestes tun, die Führer der Rebellengruppen – insbesondere Abdul Wahid – davon zu überzeugen, dass eine Teilnahme an den Gesprächen auch in ihrem Interesse ist. Dennoch sollte die Teilnahme oder das Fernbleiben einzelner Gruppen kein Kriterium für den Erfolg oder Misserfolg der Gespräche sein. Wir werden in jedem Fall das Treffen wie geplant abhalten.
Wie sehen Sie die Ergebnisse des zweiten Korea-Gipfels verglichen mit denjenigen des ersten im Jahre 2000? Ich bin ermutigt und glücklich über das Ergebnis des zweiten Gipfeltreffens zwischen Nord- und Südkorea. Schon das erste Treffen vom Juni 2000 ist eine Begegnung von historischer Bedeutung gewesen. Damals wurden einige Ergebnisse erzielt, aber diese Ergebnisse sind nicht umgesetzt worden. Diesmal haben sich die Staatsoberhäupter in viel weitreichenderen Details geeinigt. Dies ist ein Schritt vorwärts zur Konsolidierung der bereits erfolgten Annäherung und Kooperation. Dies wird gewiss beitragen zur nationalen Aussöhnung und zum Aufbau vertrauensbildender Maßnahmen. Wenn diese Übereinstimmungen ausgebaut und umgesetzt werden, bin ich davon überzeugt, dass sowohl Süd- wie auch Nordkorea in der Lage sein werden, ihre Grundlagenarbeit für Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel fortzusetzen. Wenn alles nach Wunsch verläuft, wird dies zu Frieden und Sicherheit auch über die koreanische Halbinsel hinaus beitragen.
Wie Sie gerade bemerkt haben, sind die Abmachungen, die bei den ersten Korea-Gesprächen erzielt worden waren, nicht umgesetzt worden. Welche potenziellen Hindernisse müssen die beiden Seiten überwinden, um diesmal tatsächlich die gemeinsame Erklärung in die Tat umzusetzen? Aufgrund der langanhaltenden Teilung der Halbinsel besteht kein ausreichendes Maß an Vertrauen zwischen den beiden Staaten. Wiederholt auftretende Zwischenfälle haben viele Hindernisse für die Verwirklichung der Ergebnisse der ersten Gipfelgespräche errichtet. Während der letzten sieben Jahre haben sich Kontakte und Kooperationsmaßnahmen vertieft. Auf dieser Grundlage ist es den Nord- und Südkoreanern gelungen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die beiden Staatschefs haben so eine ganze Reihe detaillierter Abmachungen treffen können. Deshalb bin ich auch recht zuversichtlich, dass der Prozess der Umsetzung diesmal sehr viel leichter vonstatten gehen wird.
Was sind die Haupthindernisse für eine tatsächliche Umsetzung der gemeinsamen Erklärung, die bei der letzten Runde der Sechsergespräche abgegeben wurde? Da bin ich wiederum Optimist! Ich möchte gar nicht auf die negativen Seiten blicken oder Hindernisse sehen. Schon aus Prinzip sollte man auf die positiven Faktoren schauen, um die Übereinkunft des Sechsergesprächs umzusetzen. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer atomaren Abrüstung der koreanischen Halbinsel. Die Übereinkunft enthält viele positive Aspekte zur Förderung der Abrüstung, wie zum Beispiel die Abschaltung der Kernkraftanlagen mit dem Ziel eines letztendlichen Abbaus aller nuklearen Einrichtungen und Beseitigung allen atomaren Materials. Das ist eine sehr wichtige Übereinkunft. Ich bin sehr ermuntert durch die auf dem Sechsergespräch erzielten Ergebnisse. Wir sind sehr viel weiter gekommen als noch auf der Gesprächsrunde im Februar diesen Jahres.
Sie haben einmal über sich gesagt, Sie hätten ein „weiches Ohr“. Einige Leute haben dies als eine Art weichen Standpunkt aufgefasst. Was sagen Sie dazu? Wenn man sechzig Jahre alt ist, sollte man in der Lage sein, über genügend Weisheit zu verfügen, um den Standpunkt und die Einwände eines jeden Menschen zu hören und sich dann in vernunftgeleiteter und objektiver Weise ein eigenes Urteil zu bilden. In der asiatischen Kultur sind Bescheidenheit und leise Töne wichtige Tugenden. Das sollte aber nicht mit mangelndem Engagement verwechselt werden, oder Führungsschwäche oder Kraftlosigkeit oder Dynamik. Diese scheinbare Weichheit ist einfach eine Eigenschaft meines Auftretens. Aber ich habe stets entschlossen gehandelt, wenn eine kritische Lage dies erfordert hat.
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