11-10-2007 Beijing Rundschau
Pan Shiyi, vom Bauern zum Immobilienmilliardär
Tang Yuankai

Pan Shiyi, der in einem armen Dorf in Nordwestchina aufgewachsen ist, und heute so umschwärmt wird wie sonst nur ein Filmstar.

 

Im Immobiliengeschäft zählt er nicht zu den Reichsten, aber sicherlich zu den Raffiniertesten, die es verstehen, satte Gewinne einzufahren. Sein Unternehmen SOHO China Ltd. ist auch nicht das größte Immobilienunternehmen des Landes, aber eines, das immer wieder das Augenmerk der Öffentlichkeit auf sich zieht. SOHO ist Pan Shiyi, der in einem armen Dorf in Nordwestchina aufgewachsen ist, und heute so umschwärmt wird wie sonst nur ein Filmstar. Sein Online-Tagesbuch bei Sina.com besteht seit einem Jahr: mehr als 20 Millionen Mal haben es die User angeklickt. Pan zeigt sich sehr risikobereit und will einfach alles im Leben ausprobieren. Da ist es auch nicht weiter überraschend, dass er immer wieder hitzige Kontroversen lostritt durch das, was er zum Immobiliengeschäft oder zu jedem beliebigen anderen Thema in der Öffentlichkeit äußert. Aber er selbst nennt sich schlicht „Vertriebstalent in Sachen Immobilienentwicklung". Ihm ist es bisher immer gelungen, durch einige kleine, aber sehr geschickte Modifikationen an seinen Bauprojekten aus Sorgenkindern schließlich doch noch Bestseller zu machen.

Pan Shiyi, ein Immobilienmilliardär

Pan Shiyi meint, seine Kernkompetenz auf einem schwierigen Markt bestehe einzig in der innovativen Kraft seiner Ideen. „Ob ein Unternehmen konkurrenzfähig ist, darüber spricht immer der Markt das letzte Wort. Es kommt darauf an, ob der Käufer für ein besseres Produkt auch tiefer in die Tasche greifen will oder nicht." Er zählt zu den ersten chinesischen Immobilienentwicklern, die mit Architekten von internationalem Rang zusammenarbeiteten. 2005 hat er zwölf prominente Architekten zum Bau privater Villen in einem Tal nahe der Großen Mauer eingeladen. Er hat den Architekten keine Zügel angelegt. Der Sinn des Projektes sollte darin liegen, die Grenzen des Konventionellen zu überschreiten und zu beweisen, dass Formenvielfalt in der Architektur noch möglich ist. Die zwölf Villen in zwölf verschiedenen Baustilen gelten heute als Vorreiter für moderne chinesische Architektur. Pan Shiyi sagt: „In China schießen jährlich unzählige Gebäude in die Höhe, leider sind die meisten davon trostlose Wiederholungen von geschmacklosen Kopien."

Pan Shiyi weiß ganz genau, dass innovative Ideen allein nicht ausreichen. Qualität und Service, das sind die Dinge, nach denen der Kunde verlangt. Deswegen bietet er seinen Kunden auch noch einen Vermietungsservice an. „Der wirkliche Wert eines Apartments zeigt sich nicht im Preis, den der Eigentümer vielleicht bei einem Wiederverkauf erzielen kann, sondern vielmehr im Mietwert der Wohnung. Darin bildet sich Rendite viel besser ab." Sein Vertriebsteam versteht sich darauf, die Rentabilität des Projektes für den Kunden zu berechnen und ihn dadurch als Käufer zu gewinnen.

 

Umweltbewusster Immobilienkönig

 

Pan Shiyi sagt, er fühlt sich als Immobilienentwickler dazu verpflichtet, seinen Kunden umweltfreundlichere Gebäude zu bauen. „Man kann sich nicht über Luftverschmutzung und globale Erwärmung beschweren, und gleichzeitig so tun, als würde das alles nicht auch einen selbst betreffen. Statistiken beweisen, dass über die Hälfte des Energieverbrauchs in den Städten auf das Konto von Gebäuden gehen. Deswegen spielt die Hausenergie-Einsparung eine wichtige Rolle für die Sicherstellung der Energieversorgung der ganzen Gesellschaft." Er meint, der Schlüssel zur Hausenergie-Einsparung liege nicht bei umweltfreundlichen Baumaterialien und haustechnischer Anlagen, sondern vielmehr beim Design. „Die Energiefrage stellt sich doch viel früher, nämlich bereits bei Stadtplanung und Baukonzept." Wie wichtig vernünftige Stadtplanung für das Energiesparen ist, zeigt er an einem Beispiel aus den USA, die er vor zwölf Jahren bereist hat: „Die berühmte Wallstreet ist tagsüber immer voller Leben. Nachts aber sind Strassen und Parkplätze nahezu leer. Die Angestellten der Geldinstitute in der Wallstreet sind gezwungen, jeden Tag zu pendeln, was nicht nur viel Zeit und Benzin kostet, sondern auch noch Abgase produziert. Eine Stadtplanung, die zu derartigen Verhältnissen führt, kann nicht die Planung einer umweltfreundlichen Stadt sein."

Pan Shiyi hält nicht viel von den Berechnungen, die den Energieverbrauch von Gebäuden auf der Grundlage der pro Quadratmeter und Jahr verbrauchten Strom- und Heizenergie in Kilowattstunden feststellen wollen. Dies greife zu kurz, denn die Zahl sage lediglich etwas über den Energieverbrauch des Gebäudes aus, nicht aber darüber, wie viel Menschen das Gebäude nutzten, welche Rolle es bei der Schaffung von Arbeitsplätzen spiele, inwieweit es zum Bruttoinlandsprodukt beitrage und wie hoch das Steueraufkommen seiner Bewohner sei. „Wenn wir all das nicht mit einberechnen, kommen wir am Ende zu der absurden Erkenntnis, dass das Gebäude, welches den geringsten Energieverbrauch aufweist, ein Gebäude ist, in dem kein Mensch wohnt, ja das am Besten sogar völlig unbewohnbar wäre!"

In den 90er Jahren hat Pan Shiyi den Begriff SOHO eingeführt, was eine Abkürzung für Small Office Home Office ist. Er ist der Überzeugung, dass Fortschritte in der Kommunikationstechnologie die Grenze zwischen den eigenen vier Wänden, Büros und Fabriken Tag für Tag durchlässiger machen. Auf diesen Gedanken baut sein Projekt SOHO Moderncity, das ein Mischgebiet vorsieht, in dem sowohl gewohnt, gearbeitet, als auch Entspannung gesucht wird. Und dieses Konzept ist bei den Akteuren des dynamisch wachsenden privaten Sektors der chinesischen Wirtschaft sehr gut angekommen. „Als Immobilienentwickler sollte man stets den Bedürfnissen der Kunden Priorität einräumen. Man muss Räume schaffen, in denen sich die Menschen wohl fühlen, weil diese Räumlichkeiten über alle notwendigen Einrichtungen verfügen. Nur so lassen sich wirklich umweltfreundliche Gebäude schaffen."

 

Weitblick, Mut und Glück

 1987 hat der 24jährige Pan Shiyi seine Arbeit im Staatsdienst aufgegeben. Wie Tausende anderer junger Leute zog es ihn damals in die Sonderwirtschaftszonen Shenzhen und Haikou, wo er nach anfänglichen Schwierigkeiten schließlich doch noch als Immobilienentwickler sein Glück machte. Bevor die Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt von Haikou platzte, wurde Pan Shiyi durch eine Statistik auf die drohende Gefahr aufmerksam. Nach dieser Statistik gab es in Haikou sieben bis acht Mal mehr Wohnraum pro Kopf der Bevölkerung als in Beijing. Er überzeugte seine Kooperationspartner, sich vom Markt in Haikou zurückzuziehen und sich auf Beijing zu konzentrieren, wo es damals durchschnittlich nur sieben Quadratmeter Wohnraum pro Einwohner gab. Sein erstes Projekt in der Hauptstadt, Vantone New World Plaza, war gleich ein riesiger Erfolg, was den 31jährigen Geschäftsmann mit einem Schlag zum Superstar in der Immobilienbranche gemacht hat.

Vor kurzem hat Pan Shiyi wieder ein neues Projekt in Angriff genommen, und zwar SOHO Sanlitun. In dem 470 000 Quadratmeter großen Gebiet sollen bis Ende 2009 Einkaufsstrassen, Bürogebäude und Apartments entstehen. Sanlitun hat sich von einem biederen Botschaftsviertel in den 90er Jahren zum wichtigsten Modezentrum Beijings entwickelt, in dem die interessantesten Bars und Kneipen Beijings liegen. Es ist besonders attraktiv für ausländische Geschäftsleute und deren chinesische Kollegen. Das Projekt SOHO Sanlitun ist das bislang größte, das sich Pan Shiyi vorgenommen hat. Die gesamte Investition liegt höher als bei allen anderen SOHO Projekten zusammengenommen. Trotz der bevorzugten Stadtlage und der günstigen Wirtschaftsprognose wird das Projekt SOHO Sanlitun von manchen Insidern als Spiel mit dem Feuer verspottet. Davon lässt sich Pan Shiyi aber nicht abschrecken. „Zwar beginnt der Verkauf des Projektes erst nach den Olympischen Sommerspielen 2008, aber ich blicke mit großem Optimismus auf die glänzende Wirtschaftslage Chinas. Der Immobilienmarkt Beijings wird sich auch nach den Spielen weiterhin positiv entwickeln, davon bin ich fest überzeugt. "

In der hitzigen Diskussion über die Entwicklung des Immobilienmarkts, hat Pan Shiyi also eine klare Prognose für einen weiteren Preisanstieg abgegeben. Nicht ohne Selbstironie sagt er, „Taten zählen mehr als Wort. In diesem Moment kaufe ich mir selbst ein großes Grundstück, das erklärt wohl alles! "

Pan Shiyi will nicht wie viele seiner Kollegen und Mitbewerber nach ein paar Jahren in eine andere Branche wechseln. Der Grund für seine Ausdauer ist sehr einfach: Zuversicht in die Zukunft. Seine Zuversicht ist nicht grundlos. Im vergangenen Jahr wurden 180 000 neue Apartments im Wert von 200 Milliarden Yuan verkauft. Er sagt: „Der Immobilienmarkt Chinas befindet sich gerade erst am Anfang. Zwar sind in Metropolen wie Beijing und Shanghai Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden geschossen, aber in den kleineren Städten oder auf dem Lande gibt es noch großes Potenzial zu erschließen. Für den Immobilienmarkt, bei dem immer viele unterschiedliche Faktoren hineinspielen, kommt es darauf an, ob die Politik des Landes stabil ist, ob die nationale Sicherheit garantiert ist und ob die Wirtschaftsentwicklung ordentlich ist. In allen diesen Bereichen stehe ich der Zukunft sehr optimistisch gegenüber. "

 
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