11-10-2007 Beijing Rundschau
Die Karten liegen auf dem Tisch
Von Tan Wei

Standard Chartered Bank und Bank of East Asia arbeiten schon sehr aktiv an der Gestaltung von RMB-Bankkarten, da sie bislang keine Zusammenarbeit mit lokalen Handelsbanken praktiziert haben. Qian Jing, Sprecherin der Standard Chartered Bank (China) erklärt, dass ihre Bank ein Team für Entwurf und Ausgabe von RMB-Bankkarten zusammengestellt habe und sich bereits in einem sehr konstruktiven Dialog mit der Aufsichtsbehörde befinde.

 

Sun Minjie, Vizepräsident der Bank of East Asia (China), sagt: „Wir haben einen Antrag auf Emission von Kundenkarten eingereicht und bereiten die Ausgabe von Kreditkarten vor.“ Er äußert sich zuversichtlich zu den Geschäftsaussichten seiner Bank. Einen Zeitplan für die Einführung von Bankkarten will er nicht nennen, bestätigt aber, dass „es nicht mehr lange dauern wird.“

 

Spitzenkunden

 

Chinas Bürger besitzen die meisten Bankkarten auf der Welt. Angaben der Chinesischen Volksbank zufolge haben chinesische Banken bereits über 1,1 Milliarden Kundenkarten und etwa 50 Millionen Kreditkarten ausgegeben.

 

Abwanderung von Spitzenkunden: Die Öffnung des Geschäfts mit RMB-Bankkarten für ausländische Banken wird möglicherweise eine Abwanderung von Spitzenkunden aus chinesischen Banken verursachen, denn ausländische Banken bieten Vorteile im Bereich der Bonitätsprüfung und der Kontrolle von Kreditrisiken.

Allerdings heißt das nicht unbedingt, dass sich die Chinesen schon an den Umgang mit Bankkarten gewöhnt hätten. Die Zentralbank berichtet, dass 80 Prozent des Einzelhandelsvolumens im letzten Jahr noch mit Bargeld ausgeführt wurden, und nur 20 Prozent bargeldlos erfolgte. In entwickelten Ländern gibt es hingegen einen niedrigen Anteil des Bargelds an Transaktionen im Einzelhandel. In den USA z. B. werden nur 20 Prozent des Einzelhandelsvolumens auf der Basis von Barzahlungen getätigt.

 

„Dies zeigt ein ungeheures Wachstumspotenzial für das Bankkartengeschäft, das daher auch für ausländische Banken sehr attraktiv ist“, stellt Shen Minggao, Chefökonom bei der Citigroup in Beijing, fest.

 

„Im Vergleich zu chinesischen Banken bieten ausländische Banken Vorzüge auf technischem Gebiet und bei Zusatzdienstleistungen. Der Markt ist in dieser Hinsicht noch sehr ausbaufähig“, so der Bankexperte Guo Tianyong.

 

Guos Meinung nach wird der Schwerpunkt der Konkurrenz zwischen chinesischen und ausländischen Banken bei Bankkarten vor allem im Ringen um die Gunst der Spitzenverdiener liegen. Da ausländische Banken nicht jedes Marktsegment abdecken können, werden sie sich zunächst auf wohlhabende Kunden und die Wirtschaftszentren des Landes konzentrieren. Guo ist der Ansicht, dass ausländische Banken eher Interesse daran haben, Dienstleistungen auf dem Gebiet der Konsumentenkredite und der individuellen Geldanlage anzubieten, als einfach nur eigenständig Bankkarten auszugeben.

 

Shen meint, die Öffnung des Bankensektors könnte eine Abwanderung gutgestellter Kunden aus chinesischen Banken zur Folge haben, denn ausländische Banken weisen offensichtliche Vorteile beim Bankkartengeschäft auf, insbesondere in der Einschätzung der Kreditwürdigkeit ihrer Kundschaft und bei der Kontrolle der Kreditrisiken.

 

„Ausländische Banken werden ihren Kunden manch zusätzlichen Service bieten können, allerdings zu höheren Gebühren.“, analysiert Shen. „Aber das spielt keine Rolle, denn wohlhabende Bankkunden stören sich nicht an höheren Gebühren, solange die Qualität des Service stimmt.“

 

Gegenwärtig sind die Gebühren ausländischer Banken für Konten mit geringen Einlagen bei weitem höher als die chinesischer Banken. Die Bank of East Asia z. B. erhebt für wichtige Kunden mit Tageskonten mit Einlagen zwischen 5000 Yuan und 200 000 Yuan eine Gebühr von 200 Yuan pro Jahr, und für normale Kunden mit Einlagen von weniger als 5000 Yuan eine Gebühr von 10 Yuan pro Monat. Bei der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) beträgt die Gebühr für kleine Konten mit durchschnittlich weniger als 300 Yuan nur drei Yuan pro Quartal.

 

Shen prophezeit, dass chinesische Banken zuerst ausländische Kunden und dann chinesische Spitzenkunden verlieren werden.

 

Gegenseitiger Nutzen

 

Da sie auf eine unterschiedliche Kundschaft zielen, werden sich chinesische und ausländische Banken keinen Kampf auf Leben und Tod liefern.

 

Guo meint, chinesische Banken stehen ausländischen Banken an Erfahrung, Computertechnik und Anwendung elektronischer Netzwerke derzeit in nichts nach, denn sie liegen beim Geschäft mit Bankkarten weit vor ihren ausländischen Rivalen. Außerdem haben ausländische Banken bisher nur ein sehr kleines Filialnetz, weswegen es für sie besonders schwierig ist, lokale Banken auf diesem Geschäftsfeld herauszufordern.

 

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