06-03-2010 Beijing Rundschau
Yang Xiaoxia: Gleichberechtigung für Wanderarbeiter

Ende 2009 ist der Begriff „Wanderarbeiter der neuen Generation" zum ersten Mal in Dokumenten des Zentralkomitees der KP Chinas aufgetaucht. Die Belange dieser Gruppe liefern den Delegierten des Nationalen Volkskongresses nun reichlich Stoff für Diskussionen. Dazu Yang Xiaoxia, Kongressabgeordnete und Qualitätsprüferin bei der Veken Textilien GmbH gegenüber Journalisten der Beijing Rundschau: „ Die in den 80er und 90er Jahren geborenen Wanderarbeiter verfügen im Vergleich zur Generation ihrer Eltern über einen viel besseren Bildungshintergrund. Sie sind offener und aktiver und wollen in den Städten Fuß fassen."

Die 1981 geborene Yang stammt aus einer ländlichen Region in der südchinesischen Provinz Jiangxi. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie wie viele Wanderarbeiterin gleichen Alters in der Hafenstadt Ningbo, nicht weit von Shanghai entfernt. 2007 markiert einen wichtigen Wendepunkt in ihrem Leben: als so genannte „Elite-Wanderarbeiterin" hat sie in Ningbo das Niederlassungsrecht (Hukou) erhalten. Aus einer Wanderarbeiterin in Ningbo ist nun eine Bürgerin von Ningbo geworden.

Durch ihre persönliche Erfahrung glaubt Yang, die Belange der Wanderarbeiter der neuen Generation unmittelbar beurteilen zu können: "Was sie brauchen ist eine sichere Arbeitsstelle und eine Hukou, damit sie gleichberechtigt und in Frieden in den Städten leben können." Sie ruft die Regierung dazu auf, das Hukou-System zu reformieren und mehr Wanderarbeitern Zugang zum öffentlichen Leben in den Städten zu gewähren, damit sie wie ihre städtischen Altersgenossen in Fragen der Sozialversicherung und Ausbildung die gleichen Rechte genießen können.  

In der Stadt Ningbo wurde kürzlich ein Bewertungssystem eingeführt, nach dem sich Wanderarbeiter um eine Hukou bewerben können, wenn sie eine bestimmte Anzahl von Punkten gesammelt haben. Folgende Grundbedingungen müssen allerdings erfüllt sein: ein fünfjähriges Arbeitsverhältnis, während dessen voller Länge ununterbrochen in die städtische Sozialversicherungskasse eingezahlt wurde. Die Versicherung finanziert sich aus Beiträgen, die anteilig von Arbeitgebern und Arbeitnehmer getragen wird. Als weitere Voraussetzungen für die Beantragung einer Hukou muss man einen einwandfreien Gesundheitszustand nachweisen und unter 45 Jahre alt sein.    

Ende 2009 hatten von 2500 Bewerbern lediglich zehn Wanderarbeiter mehr als 100 Punkte gesammelt; von ihrer Punktzahl her sind sie dafür qualifiziert, sich um eine Hukou der Stadt zu bewerben. Letztlich haben aber nur drei von ihnen tatsächlich eine Stadtbürgerschaft verliehen bekommen. Der Nachweis einer Ausbildung zum Facharbeiter sowie Zertifikate, mit denen spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten nachgewiesen werden, spielen eine wichtige Rolle beim Erwerb der Punkte. Für die vier Millionen Wanderarbeiter in der Stadt, die meistens in Branchen tätig sind, in denen schwere körperliche Arbeit gefordert ist, sind diese Errungenschaften zumeist unerfüllbar. Dennoch wurde dieses relativ transparente Bewertungssystem von den Medien als erfrischend innovativer Ansatz begrüßt. Zumindest ist es für Wanderarbeiter nun nicht mehr vollkommen unmöglich, die vollen Rechte eines Städters zu erlangen.  

Yang meint, dass dieses Punktesystem anderen Städten ein gutes Beispiel liefern kann: „Ich hoffe, dass immer mehr junge Wanderarbeiterinnen und -arbeiter so früh wie möglich von den Städten aufgenommen werden. Mir ist klar, dass dies ihr größter Traum ist."

 
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