04-09-2009 Beijing Rundschau
Verbraucher von den Vorzügen des Sparens überzeugen
 

Wenn Lin Wenzheng nach Hause kommt, ist er schweißgebadet. Der 74-Jährige lebt im fünften Stockwerk eines Gebäudes ohne Aufzug. Nanjing, Hauptstadt der Provinz Jiangsu, ist als einer der „vier Glutöfen" des Landes für seine tödliche Sommerhitze bekannt.

Aber Herr Lin beharrt darauf, seine Klimaanlage nicht kälter als 26° einzustellen, um Energie zu sparen und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. „Das wird die gesamte Welt beeinflussen. Das hängt direkt mit dem Überleben der Menschheit zusammen", sagt der pensionierte Mechaniker.

„Indem ich meinen persönlichen Beitrag leiste, kann ich einen Anfang zur Rettung des Planeten machen."

Herr Lin ist einer von mehr als 3 000 Teilnehmern an einem Regierungsprojekt zur Erforschung des Anteils von Chinas Haushalten an der Luftverschmutzung. Die Menschen sollen davon überzeugt werden, die mit ihrem Alltagsleben verbundenen CO2-Emissionen zu verringern.

Das "Cool China" - Projekt, welches im April 2008 mit 1 200 Familien in Nanjing gestartet wurde und mittlerweile auch in anderen Städten läuft, ist einer von vielen Versuchen des Landes mit dem welthöchsten CO2-Ausstoß den Klimawandel zu bekämpfen. Zugleich besteht Beijing jedoch darauf, dass die Industrienationen als erste dazu aufgerufen sind, die Emissionen zu verringern.

„Zweifellos muss China den Ausstoß verringern. Aber bevor man das tut, muss man verstehen lernen, woher die Schadstoffemissionen stammen, wie sie anteilsmäßig unter den Verursachern aufgeteilt sind", sagt Zeng Hongying, der als Konrektor der Bildungsabteilung im Ministerium für Umweltschutz der Leiter des Projekts ist.

„In entwickelten Nationen zeigen Statistiken, dass Privathaushalte die Urheber für mehr als ein Drittel der Gesamtausstoßes sind", sagt Ge Yousong, Professor an der Nanjing Universität, der die Daten des „Cool China" - Projektes sammelt und auswertet.

"Für China nimmt man das Gleiche an, aber niemand weiß es genau. Im Moment beruht alles, was wir darüber wissen, auf einer Schätzung, die auf den Daten des gesamten Energieverbrauchs des Landes basiert."

Chinesische Wissenschaftler und Entscheidungsträger beginnen nun Daten von Vierteln wie dem Shaosheng Wohngebiet zu ermitteln, welches als typisches Beispiel ausgesucht wurde.

Vor fünf Jahren gebaut, ist Shaosheng das Zuhause von 40 000 ehemaligen Bauern, die ihr Land ausserhalb Nanjings aufgegeben haben, um in Wohngebiete zu ziehen. Die meisten von ihnen haben Arbeit in Krankenhäusern gefunden oder leben vom Einzelhandel.

Nach Auskunft der Gemeinde hatten die Bauern früher durchschnittlich 9 Quadratmeter Wohnraum pro Person zur Verfügung, während es in den neuen Wohnungen 40 Quadratmeter sind. Die Erhebungen von "Cool China" konnten rasch ermitteln, welche Auswirkungen diese Verbesserung der Lebensumstände auf die Ökobilanz hat.

„In unserem alten Zuhause hatten wir einen Raum, in dem wir lediglich eine Lampe hatten", sagt ein Bewohner.

„Hier haben wir drei Räume, also haben wir drei oder vier Lampen. Durch unsere Teilnahme am Projekt ist uns klar geworden, dass es besser ist, Lampen auszuschalten, wenn wir uns nicht im Raum aufhalten und kein Licht anzumachen, wenn wir vor dem Fernsehapparat sitzen."

Auf detaillierten Formularen, die von Freiwilligen ausgeteilt wurden, verzeichnen die Haushalte ihren monatlichen Strom- Wasser- und Gas-Verbrauch, die Wegstrecke, die Familienmitglieder zurücklegen, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen und die Verkehrsmittel, die dazu benutzt werden. Außerdem wird die Abfallmenge ermittelt, die im Haushalt anfällt, und was davon recycelt wird.

Laut Zeng Hongying haben die teilnehmenden Haushalte in der ersten Runde des Projektes ihren Jahresenergieverbrauch um elf Prozent verringert.

Um diese Reduzierung herbeizuführen war allerdings erhebliche Aufklärungsarbeit notwendig.

„Um Menschen zum Umweltschutz zu motivieren, reicht es nicht aus, an ihre Verantwortung für die Welt zu appellieren", sagt Zhang Boju, Forschungsleiter bei „Friends of Nature", Chinas ältester Umweltgruppe. „ Es funktioniert besser, wenn die Menschen begreifen, dass sie dabei auch noch Geld sparen können."

Für Herrn Lin trifft noch ein anderes Argument zu. „Sparsamkeit ist eine traditionelle chinesische Tugend. Wenn die Ressourcen der Welt begrenzt sind, müssen wir natürlich sparen. Ich bringe das auch meinen Nachbarn bei", sagt er.

 
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