24-08-2009 Beijing Rundschau
Die Geschichte einer ehemaligen „intellektuellen Jugendlichen"
von Chen Ran

Neue Türen öffnen sich

Nachdem Liu in die Stadt zurückgekehrt war, arbeitete sie als Lehrerin an einer Schule. Anfang der 80er Jahren wechselte Liu ihren Job: sie machte in einer Textilfabrik Uniformen für Postboten. Später arbeitete sie in der Finanzabteilung des Unternehmens als Kassiererin. Mitte der 90er Jahre wurde sie im Zuge der Reform staatlicher Betriebe entlassen. „Obwohl mich die Entlassung in große materielle Schwierigkeiten stürzte, hatte ich insgesamt doch Glück gehabt. Trotzdem ich die Schule abgebrochen hatte, hatte ich doch lange Zeit in einem großen staatlichen Unternehmen arbeiten können", sagt Liu. Trost fanden ihr Mann und sie in den guten Schulleistungen ihrer Tochter.

Nach der Entlassung blieb Liu zu Hause. Aber sie hätte nie gedacht, dass sich langsam eine Krankheit in ihr ausbreitete. Sie litt an schweren Begleiterscheinungen der Wechseljahre: „Tagelang konnte ich nicht aufstehen. Ich war total depressiv", erinnert sie sich. „Eines Tages habe ich einen Anruf von einer ehemaligen Arbeitskollegin aus Shanghai erhalten, sie sagt, dass sie mich sehr vermisse. Ich bemerkte plötzlich, dass sich andere an mich erinnern und sich für mich interessieren. Das hat mich glücklich gemacht. Da habe ich beschlossen, ein besseres Leben zu führen!"

Sie ging in eine Klinik für traditionelle chinesische Medizin. Sie wurde nicht nur geheilt, sondern begann ihrerseits TCM zu studieren. Nach einigen Jahren war sie zu einer TCM-Kennerin geworden. Heute berät sie ihre Nachbarn in Gesundheitsdingen. „TCM hat mir eine neue Tür geöffnet", sagt sie.

Der Aufenthalt in Australien Ende 2008 hat Liu eine weitere Tür geöffnet. Sie sagt: „Bevor ich nach Sydney kam, redete mein Schwiegersohn mir stets zu, ins Ausland zu reisen, weil ich dadurch meinen Horizont erweitern könnte. Damals fand ich allerdings, dass er alles Ausländische blindlings lobte. Erst später habe ich herausgefunden, dass er Recht hat." In den drei Monaten in Australien haben Liu und ihr Mann nicht nur Sehenswürdigkeiten besichtigt, sondern auch im Freien gegrillt, Konzerte, Kunst, Kultur genossen. Auch haben sie – wie gesagt - ein Frühlingsfest ganz anderer Art erlebt.

Liu meint, dass es schwierig sei für Menschen, die immer in der gleichen Stadt leben, Veränderungen in ihrer vertrauten Umgebung zu bemerken. Nur wenn man die Stadt verlässt und wieder zurückkehrt, kann man sie mit neuen Augen sehen. „In Harbin bin ich geboren und aufgewachsen. Außerdem habe ich lange in dieser Stadt gelebt. In den letzten Jahren sind immer mehr Leute in die Stadt gezogen. Die Zuwanderung hält an, dies ist auch ein Zeichen dafür, dass Harbin immer attraktiver geworden ist. Ich hoffe, dass sich noch viele Türen in meinem Leben öffnen werden."

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