10-07-2009 Beijing Rundschau Ein Tag an der Migrantenschule von Caroline Rosales Gonzalez
Die gigantischen Stahltürme des CCTV-Towers, das architektonisch kühne Olympia-Stadion - Im Akkordtempo lassen Hunderttausende von Wanderarbeitern Pekings Prestige-Bauprojekte täglich in den Himmel wachsen. Ihre Kinder lernen derweil auf wackeligen Holzstühlen. An privat organisierten Migrantenschulen in den Vorstädten büffeln die Grundschüler Englischvokabeln und Informatik - für eine bessere Zukunft im Neuen China. Ein prägender Besuch an der „Hong Yan Shi Yan"-Schule. Für einen Tag sollen wir als Studentengruppe aus aller Welt von der „Hutong Schule“ dort Englischunterricht erteilen, auf dem Schulhof spielen, singen und kleine Tänze beibringen. Treffpunkt ist Longze, eine Bushaltestelle in der Peripherie Pekings. 17 Kilometer Luftlinie vom Platz des Himmlischen Friedens entfernt, 17 Bahnstationen, eine halbe Stunde Fahrt im stickigen, überfüllten Linienbus - eine gefühlte Ewigkeit. Dann - in Shahe angekommen - öffnet sich uns das Tor zu einer für Touristenaugen völlig fremden Welt. Statt der gewohnten auf Hochglanz polierten Hochhausfassaden und sechsspurigen Schnellstraßen im Stadtkern teilt hier nur rissiger Pflasterstein die schmale Geschäftsstraße. Ringsum in den Läden stapeln sich verstaubte Kochtöpfe, DVDs, Plastikbehälter und Filzschuhe. Ein normaler Wochentag. An mobilen Ständen verkaufen Händler Mangos, Nüsse und frische Eierpfannekuchen. Aus den Boxen eines Friseursalons dröhnt laute Techno-Musik. Nach fünf Minuten Fußmarsch erreichen wir die Grundschule. Ein Backsteinhaus ohne Tür und Heizkörper. Auf dem Weg haben wir im Supermarkt Stifte, Blöcke und Farbkreiden gekauft. Bitternötig wie sich gleich zu Beginn des Unterrichts herausstellt. Nur zwei der 35 Erstklässler haben ein Mäppchen, die anderen kommen ohne Schulsachen. Alltag an Pekings privat organisierten Migrantenschulen.
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