03-07-2009 Quelle:Radio China International
Hat der US-Dollar als Leitwährung eine Zukunft?

Nach Angaben des US-Schatzamtes besaß China Ende April weniger US-Anleihen als im Vormonat. Es handelt sich um eine Reduzierung in Höhe von 4,4 Milliarden US-Dollar. Dies sei der erste Rückgang der von China gehaltenen Bestände an US-Staatsanleihen seit Februar vergangenen Jahres. Liu Yihui, Ökonom an der Akademie für Sozialwissenschaften, geht jedoch davon aus, dass diese Entwicklung keinesfalls darauf hindeute, dass China den Zukauf von US-Staatsanleihen abbaue.

Obwohl der Anstieg des Kaufs von Staatsanleihen bereits beträchtlich verlangsamt wurde, ist China mit einem Gesamtvolumen von 763,5 Milliarden US-Dollar nach wie vor der größte Eigentümer von US-Staatsanleihen. Dazu sagt Liu Yuhui: "Vom Gesamtvolumen her betrachtet ist dieser Rückgang eher geringfügig. Ich würde nicht sagen, dass China damit tendenziell seine Bestände an US-Staatsanleihen reduziert. Sollte China massiv US-Staatsanleihen verkaufen, müsste das Land große Verluste bei seinen Devisenreserven hinnehmen. Es würde zudem eine Kettenreaktion für die US-Wirtschaft auslösen. Zum einen würde ein drastischer Anstieg der Zinsrate der US-Staatsanleihen verursacht, zum anderen würde die reale Wirtschaft der USA in Mitleidenschaft gezogen, vor allem im Investitions- und Konsumbereich."

China ist mittlerweile der größte Gläubiger der USA. Einen sehr großen Anteil seiner Devisenreserven hält das Land in US-Staatsanleihen. Die meisten chinesischen Ökonomen sehen diese Situation mit großer Sorge. Zwar haben Chinas Finanzbehörden bislang noch keinen eindeutigen Beschluss verkündet, die Bestände an US-Staatsanleihen zurückzuschrauben. Dennoch waren seit Monaten Schritte in dieser Richtung bemerkbar, wobei China kurzfristige US-Staatsanleihen weiterhin gekauft hat, während Anleihen mit langer Laufzeit schrittweise verkauft wurden.

Nach Auffassung von Liu Yuhui sei dies eine vernünftige Entscheidung, da sich der US-Dollar weiter abwerten könnte: "Angesichts der gegenwärtigen Lage ist es eine vernünftige Entscheidung, mittel- und langfristige US-Staatsanleihen zu verkaufen und mit den Erlösen mehr kurzfristige anzukaufen. Die Überlegungen gründen sich auf der Tatsache, dass die US-Regierung bereits fleißig damit begonnen hat, Banknoten zu drucken. Es besteht daher ein erhöhtes Inflationsrisiko. Ein Signal dafür ist, dass der US-Wertpapier-Markt in letzter Zeit beträchtlich zurückgegangen ist."

China ist aber nicht das einzige Land, das seine Bestände an US-Staatsanleihen zurückgeschraubt hat. Russland, Brasilien und weitere Länder halten dies nicht anders. Wirtschaftsexperten zufolge drängen zudem einige aufsteigende Volkswirtschaften schon länger auf die Ablösung des US-Dollars als Leitwährung. Darüber wurde unlängst in Moskau auf einem Gipfeltreffen mit China, Indien und Brasilien gesprochen.

Allerdings dürfte nach Ansicht von Ökonom Liu Yuhui die US-Währung vorerst noch ihre Spitzenstellung bewahren – und zwar aus Mangel an Alternativen: "Viele Länder äußerten sich besorgt über den Status des US-Dollars als Weltwährung und zur Höhe ihrer jeweiligen Dollar-Reserven. Die wichtigsten Gläubiger der USA, darunter Japan und die so genannten BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China, haben bereits versucht, Papiere des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu kaufen. Dennoch gelten solche Schritte eher als Versuchsballon. Weltweit gesehen gab es in der neuzeitlichen Geschichte noch keine einzige Volkswirtschaft, die in ihrem Wirtschaftsleben ohne US-Dollar existieren konnte. Fast alle Bereiche des Wirtschaftslebens hängen vom US-Dollar ab, sei es hinsichtlich des Wirtschaftswachstums, des Zuwachses des Außenhandels, oder bei den Devisenreserven. Ein Bedarf an umfangreichen Dollarbeständen ist immer vorhanden".

Liu sagt, dass die Bildung eines neuen internationalen Währungssystems von vielen Faktoren abhänge. Wichtig sei, anhand neuer wirtschaftlicher Interessen eine Balance zwischen dem US-Dollar und anderen potentiellen Währungen herzustellen. Bedauerlicherweise sehe die gegenwärtige Situation aber anders aus. Die genannte Balance fehle, da es derzeit noch an entsprechenden Volkswirtschaften und von ihnen vertretenen wirtschaftlichen Interessen mangele. Daher bestehe bislang noch keine internationale Finanzmarktordnung, welche die inflationäre Vermehrung von US-Dollars durch die US-Notenbank verhindern könnte. Die Anregungen, den US-Dollar durch eine neue internationale Leitwährung zu ersetzen, erschöpften sich deshalb bislang in Interessensbekundungen der so genannten Schwellenländer.

Nach Auffassung von Liu Yuhui sei es für China derzeit unmöglich, die Vormachtstellung des US-Dollar zu brechen und ein diversifiziertes internationales Währungssystem zu etablieren. Pragmatischer sei, die Landeswährung RMB schrittweise zu internationalisieren: "Den gegenwärtigen Umständen entsprechend wird der US-Dollar weiterhin als wichtigste Reservewährung beibehalten werden. China sollte von seinem langfristigen Interesse ausgehen und sich um die Schaffung eines ausgewogenen internationalen Währungssystems bemühen. Kurzfristiges Ziel ist es, die Landeswährung RMB zu internationalisieren. Die Bedingungen dafür sind allmählich reif geworden. So ist in Ostasien und der Pazifik-Region ein Wirtschaftsraum mit China als Produktions- und Logistikzentrum entstanden. Viele Länder der Region exportieren massiv nach China. China ist mittlerweile ein wichtiger Faktor des Wirtschaftswachstums dieser Länder geworden.

 
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