31-12-2008 Beijing Rundschau
Akademische Jugend ohne Perspektive
von Xu Bei

„Ich habe den höchsten Bildungsgrad in unserer Schuhfabrik. Ich fürchte, ich bin der erste Pförtner in China mit Uniabschluss", sagt Hu Liangkui am Eingang zu Werksgelände in Foshan in der Provinz Guangdong. Hu stammt aus dieser Industriestadt. Er hat vier Jahre in Hefei, der Hauptstadt der Provinz Anhui, Kommunikationsdesign studiert. Nach Abschluss seines Studiums hat er vier Jobangebote in Hefei erhalten. Das höchste in Aussicht gestellte Gehalt lag bei 1400 Yuan (145 Euro) Pro Monat. „Damals fand ich, dass ich mindestens 2000 Yuan (207 Euro) pro Monat wert sei. Ich wollte in eine Stadt an der Küste ziehen, um einen besser bezahlten und für mich geeigneten Job zu finden. In den Küstenstädten gibt es bessere Jobaussichten", sagt er. Deswegen ging er zunächst nach Guangzhou, dann nach Shenzhen, kehrte aber schließlich in seine Heimatstadt Foshan zurück. In den meisten Werbeagenturen, bei denen Hu sich beworben hatte, sollte er in der Kundengewinnung tätig sein. Für jeden Auftrag wurde ihm eine Provision in Aussicht gestellt. Das monatliche Grundgehalt betrug hingegen nur 600 Yuan (62 Euro). „Ein Zimmer in einer WG in Guangzhou kostet mindestens 800 Yuan (83 Euro) im Monat. Wie kann ich da mit 600 Yuan (62 Euro) überleben?", sagt Hu. Die Bedingungen bei anderen Werbeagenturen waren noch schlimmer. Sie boten Hu gar kein Gehalt an. Die einzige Möglichkeit für Hu, Geld zu verdienen, war die Provision für die erfolgreiche Vermittlung eines Kundenauftrags. Schließlich kehrte er in sein Elternhaus nach Foshan zurück und fand den Job als Pförtner in der Schuhfabrik. Jetzt beträgt sein Gehalt monatlich 800 Yuan (83 Euro).

In den letzten Jahren gehen immer mehr Absolventen der Hochschulen West- und Zentralchinas nach Beijing und in die Küstenstädte des Südostens. Der Zustrom steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der wachsenden Zahl von Studienanfängern. Seit dem Jahr 1999 wird vom Bildungsministerium eine Politik höherer Zulassungszahlen zum Studium betrieben. Die Zahl der eingeschriebenen Studenten war im Jahr 1999 sprunghaft von 1,3 Millionen auf 1,6 Millionen und im Jahr 2000 auf 2,2 Millionen gestiegen. Statistiken zufolge gab es 2001 an allen chinesischen Hochschulen und Universitäten lediglich 1,14 Millionen Studienabsolventen. Als im Jahr 2003 die ersten Hochschulabgänger nach Beginn der Erweiterungspolitik auf den Arbeitsmarkt drängten, ergab sich rasch eine Sättigung des Marktes. Im Jahr 2005 und 2006 machte die Zahl der Absolventen jeweils 3,3 und 4,13 Millionen aus, drei- bis viermal so viel wie im Jahr 2001.

Es ist offensichtlich, dass der Arbeitsmarkt West- und Zentralchinas nicht in der Lage ist, die steigende Zahl an Hochschulabsolventen zu absorbieren. So kam es nach dem „Wanderarbeiterstrom" in den 80er und 90er Jahren zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach und nach zu einer Wanderbewegung auch bei Hochschulabsolventen. Statistiken des Arbeitsministeriums zufolge haben die Metropolen Beijing, Guangzhou, Shanghai und Shenzhen 10,9 Prozent aller Absolventen aus 15 Provinzen aufgenommen.

Allerdings reichen die Arbeitsstellen auch in diesen Städten nicht dazu aus, allen Hochschulabgängern Arbeit zu bieten. Jobsucher wie Hu Liangkui werden immer mehr.

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