19-12-2008 Beijing Rundschau
Direkte Postverbindung nach Taiwan
von Zeng Wenhui

Onkel Zheng in Quanzhou war am 15. Dezember der erste in seiner Stadt, der eine Postsendung auf direktem Weg nach Taiwan schickte. Vor acht Jahren hat sein Sohn nach Taiwan geheiratet. „Ich habe gehört, dass heute der erste Tag der direkten Postverbindung ist, deshalb bin ich gleich zum Postamt gegangen“, sagt Onkel Zheng. Sein Paket hat ein Gewicht von zwei Kilogramm.

„Mein Sohn lebt jetzt schon acht Jahre in Taiwan. Ich habe zwei Enkel. Bald ist Neujahr. Ich habe dutzende Olympia-Maskottchen Fuwa im Paket verschickt. Die Fuwas sind mein Neujahrsgeschenk für meine Enkel“, sagt Zheng.

Von Zheng ist zu erfahren, dass es früher nicht leicht war, Post nach Taiwan aufzugeben. Es gab zahlreiche Einschränkungen. Die Portokosten waren sehr hoch. Auch die so genannte „Expressmail“ sei alles andere als schnell gewesen. Ein normaler Brief brauchte sieben bis zehn Tage, bevor er ans Ziel gelangte und kostete mehr als 100 Yuan (11 EUR) Porto.

„Jetzt kann ich selbst große Pakete preiswert und schnell verschicken“, erklärt ein fröhlicher Onkel Zheng. Jetzt gibt es auch den Versand auf dem kombinierten See-Land-Weg, während zuvor nur Pakete per Luftpost möglich waren. „Für so ein großes Paket hätte ich früher viel mehr Geld ausgeben müssen.“ Heute bezahlt Zheng dafür nur 99,5 Yuan (11 EUR). In Zukunft will er noch mehr Dinge aus der Heimat seinem Sohn schicken.

Allerdings sorgt sich Zheng darüber, dass das Paket vielleicht verloren geht und er dann nichts über den Verbleib der Sendung erfahren würde. Der Schalterbeamte hat ihn beruhigt: „Sie können nun jederzeit leicht herausbekommen, ob die Postsendung eingetroffen ist oder nicht. Das ist jetzt so einfach wie beim Postverkehr zwischen den Provinzen des Festlandes.“

Anfang November 2008 haben die Vereinigung für die Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße (ARATS) und die Taiwaner Stiftung für den Austausch zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße (SEF) in Taipeh Vereinbarungen über direkte Schiffs-, Luftfahrt und Postverbindungen unterzeichnet. Die Vereinbarungen sind am 15. Dezember in Kraft getreten. Damit ist ein wichtiger Punkt in der Frage direkter Handels-, Post- und Verkehrsverbindungen zwischen beiden Seiten umgesetzt worden. Dies gilt als bedeutender Fortschritt in der Entwicklung der beiderseitigen Beziehungen.

Zheng Jian hat am 15. Dezember in Beijing an der Zeremonie anlässlich der Eröffnung der direkten Postverbindung zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße teilgenommen. Der alte Herr jenseits der achtzig ist in Taiwan geboren, lebt aber schon lange auf dem Festland. Er hat am Tag der Eröffnung der direkten Postverbindung einen Brief an seine Familie auf der Insel geschickt. Nach einer Meldung von CNR.cn haben es ihm an diesem Tag viele Landsleute gleichgetan. Allein in Beijing sollen an diesem Tag 564 Postsendungen nach Taiwan aufgegeben worden sein. Vorher waren es jeden Tag allenfalls 50 bis 60 Sendungen.

Vor Eröffnung der direkten Verbindung ging der Postverkehr zwischen den beiden Seiten der Taiwan-Straße über Hongkong und Macau. Ein Standardbrief vom Festland sollte nach 10 bis 15 Tagen in Taiwan eintreffen, „Expressmail“ brauchte auch schon fünf bis sechs Tage. Dank der Direktverbindung ist nun kein „Vermittler“ mehr erforderlich, und die Laufzeit der Sendungen hat sich um die Hälfte reduziert. Nach Angaben des Taiwaner Fernsehsenders TVBS können ab 15. Dezember Postkunden in Beijing und Shanghai ihre Post, die morgens aus Taiwan abgeschickt wurde, bereits nachmittags und damit vor Feierabend in Empfang nehmen. Mit der Direktverbindung ist auch die Palette der Dienstleistungen erweitert worden, so gehören beispielsweise nun auch Zahlungsanweisungen zum Serviceangebot.

Die Portokosten sind erheblich gesunken. Die Kunden brauchen für einen Standardbrief mit einem Gewicht bis 20 Gramm nur 1,5 Yuan (0,16 EUR) bezahlen, für eine Postkarte 1 Yuan (0,11 Euro) , für ein Paket bis 1000 Gramm per Luftpost nur 99,5 Yuan, (11 Euro) per kombiniertem Wasser-Land-Versand 89,5 Yuan (10 Euro).

Seit 1979 konnte man vom Festland Briefe nach Taiwan senden. Ab 1988 konnten die Bürger in Taiwan Briefe über Hongkong aufs Festland verschicken. In den letzten Jahren hat sich der Postverkehr zwischen den beiden Seiten schnell entwickelt. Jährlich beträgt die Zahl der Briefe etwa 4 Millionen im Jahr. Aber in den ersten drei Tagen seit der Eröffnung der direkten Postverbindung sind schon mehr als 830 000 Briefe aus Taiwan nach dem Festland verschickt worden. Auf einem Forum über die Entwicklung des Postverkehrs zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße im September diesen Jahres hat der Direktor der Taiwaner Postverwaltung, Huang Shu-Chien, deutlich gemacht, dass es keine technischen Probleme für eine Direktpostverbindung gebe. Wang Yuci, der stellvertretende Direktor des Ausschusses für Post bei der innerchinesischen Vereinbarung für Kommunikation, war auch der Ansicht, dass sich der Austausch im Postbereich auf technischer Ebene gut anlässt. Am 15. Dezember 2008 ist die direkte Postverbindung zwischen den beiden Seiten der Taiwan-Straße dann

endlich eröffnet worden.

 
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