14-11-2008 Beijing Rundschau
Rente erst mit 65? - Pro und Contra in der Debatte um ein neues Rentenalter
von Zeng Wenhui

 

In der Yangcheng Evening News war kürzlich vom Plan der Behörden zu lesen, „in absehbarer Zeit das Rentenalter zu erhöhen. Gegenwärtig liegt das Rentenalter für Frauen bei 55, für Männer bei 60 Jahren. Frauen werden ab 2010 erst mit 56 Jahren in Rente gehen können, ab 2013 erst mit 57 Jahren. So soll alle drei Jahre das Rentenalter um ein Jahr heraufgesetzt werden, bis das Rentenalter für Mann und Frau schließlich bei 65 Jahren liegt. Ab 2015 soll eine entsprechende Regelung für das Rentenalter der Männer in Kraft treten." Diese Mitteilung hat He Ping, Direktor des Forschungsinstituts für Sozialabsicherung beim Ministerium für Personalwesen und soziale Sicherung, auf dem am 21. Oktober in Beijing veranstalteten China Labour Forum gemacht. In der Öffentlichkeit hat diese Nachricht für erhebliche Aufregung gesorgt.

 Gegenwärtig besteht noch vielfach die Regelung, dass Unternehmen für die Ruhestandsgelder ihrer ehemaligen Mitarbeiter allein aufkommen müssen. Das allgemeine Rentensystem wird noch bei weitem nicht in allen Behörden, Staatsbetrieben und öffentlichen Einrichtungen angewandt. Viele Arbeitgeber leiden also unter erheblichen Kosten, die durch die Versorgung ihrer ehemaligen Mitarbeiter verursacht werden. Da ist es verständlich, dass Regierungsstellen begeistert den Plan aufgegriffen haben, der bis 2030 eine generelle Erhöhung des Rentenalters auf 65 Jahre vorsieht. 

Allerdings regt sich Widerstand: viele Internetuser haben sich gegen eine Anhebung des Rentenalters ausgesprochen. Viele Studenten und Arbeitslose glauben, dass diese Politik es ihnen noch schwerer machen wird, einen Arbeitsplatz zu finden. Aber auch wer gut ins Arbeitsleben integriert ist, fragt sich angesichts der hohen Zahl an Beschäftigungslosen, ob es sinnvoll ist, die Dauer der Lebensarbeitszeit zu verlängern.  

Wu Fei, ein Beijinger, sagt der Beijing Rundschau: „Manche Leute möchten früh in Rente gehen, damit sie sich um die Familie kümmern können oder einfach, um das Leben zu genießen. Wann, wenn nicht als Rentner kann man täglich in Büchern schmökern, gelegentlich Artikel schreiben oder auf Reisen gehen? Solange man noch arbeitet, hat man doch gar keine Zeit, um sich diese Wünsche zu erfüllen." 

Die Yangcheng Evening News zitiert besorgte Bürger, die eine Überalterung der Arbeitnehmerschaft befürchten, wenn diese Ruhestandsregelung eingeführt werden sollte. Privatunternehmen wollen generell lieber junge Leute einstellen, so dass älteren Menschen lange Jahre der Beschäftigungslosigkeit bevorstehen bis sie endlich in Rente gehen können.  

Zheng Zizhen, Direktor des Forschungsinstituts für Soziologie und Demographie an der Akademie der Sozialwissenschaften der Provinz Guangdong, ist der Meinung, dass eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit im Trend liegt. Man solle mit Besonnenheit an die Frage herangehen. Zwar herrscht derzeit in einigen Städten noch ein Überschuss an Arbeitkräften, aber die Überalterung der Bevölkerung hat sich beschleunigt. Ende 2007 belief sich die Zahl der über 60-Jährigen in China auf 153 Millionen, was 11,6 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachte. Nach internationalen Standards ist China damit hinsichtlich seiner Bevölkerungsstruktur in die Überalterungsphase eingetreten. Voraussichtlich in zehn Jahren wird die Zahl der Chinesen im arbeitsfähigen Alter schrumpfen. Es gehe also nicht nur um eine Kostenersparnis für Unternehmen, eine Erhöhung des Renteneintrittsalters sei vor allem aus Gründen der Altersstruktur der Bevölkerung unverzichtbar.  

Als „demographische Dividende" bezeichnet Wang Dewen, Demographieforscher an der Beijinger Akademie für Sozialwissenschaften, Chinas bislang wachsendes Heer an jungen Arbeitern. Diese seien für ein Viertel des chinesischen Wirtschaftswachstums verantwortlich. Diese Dividende aber wird in etwa sieben Jahren aufgezehrt sein, und in den Folgejahren werden die Belastungen der arbeitstätigen Bevölkerung durch Rentenzahlungen dann ähnlich dynamisch ansteigen.  

Zheng Zizhen räumt allerdings ein, dass die Bürger mit ihren Vorbehalten durchaus Recht haben. „Diese Politik sollte nicht überstürzt eingeführt werden, sondern nach gründlichen Diskussionen von der Gesellschaft allgemein akzeptiert werden. Begleitende Maßnahmen sollten ebenfalls ergriffen werden. Nur der Nationale Volkskongress hat letztlich das Recht, diese Politik umzusetzen." 

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